Die Rueckkehr
sagen? 'Mein Freund ist ein Vampir, er hat den Jungen aber nicht ausgesaugt'?" Er verzog das Gesicht. Ein verbitterter Ausdruck umspielte seine Mundwinkel.
Ich schwieg und versuchte das beklemmende Gefühl in meiner Brust zu ignorieren. Bloß nicht in Panik ausbrechen, Ruhe bewahren. Es würde alles gut werden, irgendwie. Doch nur mit allergrößter Mühe schaffte ich es, nicht an Philipps leblosen Körper zu denken.
"Kimberleys Eltern haben ein Haus, ein Ferienhaus. Es liegt ziemlich weit außerhalb. Wir waren als Kinder oft dort. Es ist ganz schön abgelegen", sagte ich mit belegter Stimme.
"Und wenn sie gerade dort sind?"
"Das glaube ich nicht. Es ist nicht ihre Saison. Sie sind immer nur im Sommer und um Weihnachten herum dort."
"Gut, dann fahren wir dahin."
Ich warf Sam einen beunruhigten Blick von der Seite zu.
Verbissen starrte er auf die leere Straße.
9. KAPITEL
"B ist du dir sicher, dass Kimberleys Familie nicht auf spontane Wochenendausflüge steht?"
Sams Stimme hallte laut durch die dunkle Nacht, als er die Autotür hinter sich ins Schloss fallen ließ und sich suchend umsah.
"Ich habe zwar eine ganze Weile nicht mehr mit ihr gesprochen, aber ich glaube kaum, dass Kim hier während des laufenden Semesters auftauchen wird. Sie studiert in Kalifornien und ihre Eltern sind schwerbeschäftigte Zahnärzte. Früher sind sie maximal zweimal im Jahr hierher gefahren." Ich warf einen Blick auf das verlassen aussehende Holzhaus. "Hörst du etwas?"
Er schüttelte den Kopf.
"Gut. Da Ashley Kim nicht kennt, dürften wir hier also erst einmal sicher sein. Zumindest für eine Nacht."
Sam nickte zögernd.
"Es tut mir leid, Lily." Mit hängenden Schultern stand er da, den Blick noch immer auf die verschlossene Holztür gerichtete.
"Das ist doch nicht deine Schuld." Ich machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu und berührte vorsichtig seinen Arm. Die Verletzung auf seiner Stirn war schon fast wieder verheilt. Fasziniert starrte ich auf die kleine dünne Narbe.
Unwillig berührte er sie mit der Hand.
"Finden wir hier denn wenigstens etwas zum Essen für dich?" Abrupt wandte er sich ab und begann sich an der Haustür zu schaffen zu machen. Es knackte ein-, zweimal, dann öffnete sie sich langsam.
Erstaunt beobachtete ich ihn dabei.
Verlegen zuckte er die Schultern und ließ mich dann eintreten. Es sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung gehabt hatte. Eine gemütlich aussehende Sitzecke bildete den Mittelpunkt des Wohnzimmers. Es gab einen Kamin, eine offene Küche und drei Türen, die in die angrenzenden Schlafzimmer und das Bad führten.
Wie oft war ich als Kind hier gewesen!
Sam machte einige Schritte auf die Küche zu, die blitzblank geputzt und aufgeräumt vor sich hin funkelte. Ich erinnerte mich daran, wie Kims Mutter uns dort an den winterlichen Wochenenden immer heißen Kakao gekocht hatte. Ich sah Kim fast vor mir und die Sehnsucht nach dem Zauber der vergangenen Tage, unbeschwerte Tage meiner Kindheit, traf mich wie ein Schlag.
Benommen hielt ich mich an der Arbeitsplatte fest.
"Alles in Ordnung?" Sam war sofort an meiner Seite und legte zögernd den Arm um meine Taille.
"Jetzt ist alles in Ordnung." Ich strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Er lächelte unvermittelt. "Ich gucke mal, ob ich Feuer im Kamin machen kann. Es ist kalt hier und ich will nicht, dass du frierst."
"Du spürst das?", fragte ich überrascht.
Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß es."
Während ich kaltes Wasser in den Wasserkocher füllte, machte Sam sich daran, den Kamin mit kleinen Holzscheiten zu bestücken. Glücklicherweise stand Kims Vater wirklich auf die raue Wildnis der freien Natur. Die nächsten Nachbarn waren kilometerweit entfernt. Niemand würde den Rauch bemerken.
Als der Tee fertig war, trug ich ihn zu der gemütlichen Sitzecke hinüber und knipste die Deckenbeleuchtung aus. Das Kaminfeuer erhellte den Raum, und ich spürte dankbar, wie es langsam etwas wärmer wurde.
Erschöpft ließ ich mich auf das Sofa fallen und kuschelte mich in die weichen Kissen. Durch die halbgeschlossenen Augen sah ich, dass Sam mich beobachtete.
Zögernd verließ er seinen Platz neben dem Kamin und kam zu mir herüber.
"Du musst schrecklich müde sein."
Ich nickte langsam.
"Hast du Angst?"
"Du bist bei mir." Ich tastete nach seinen Händen und zog ihn zu mir auf das Sofa. "Ich hoffe nur, Xander und Vanessa geht es
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