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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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undeutlich, wie die Ehtia neben ihm auf die Knie fielen, aber nichts spielte eine Rolle außer der Herrlichkeit Hatipais. Keiner von ihnen war ihrer würdig.
    Als ihr Blick auf ihn fiel, wollte er sich die Kehle aufschlitzen, um sie nicht mit seiner jämmerlichen Natur zu beleidigen. Er rollte sich auf den Rücken und griff verzweifelt nach seinem Messer.
    Zu seiner Rechten erhaschte er einen Blick auf Nynnia, diese abscheuliche Frau, die mit ihrem Stock herumfummelte. Sie schien nicht ganz die gebührende Reaktion auf die Herrlichkeit Hatipais zu zeigen.
    Vom Boden aus sah er auch den ketzerischen Onika den Wehrstein heben. Seine Herrlichkeit war nichts im Vergleich zu der seiner Mutter. Aber irgendwie sah Merrick in seiner Verzückung eine Lücke in ihrer Rüstung aus Seelen. Und er griff auf seine Ausbildung zurück, tauchte gedanklich in die Rätsel und Rezitationen ein, die er jahrelang studiert hatte. Er fand dort einen Moment der Ruhe.
    »Da.« Seine Stimme brach. »Onika, da!«
    Er hatte keine Verbindung mit dem Prinzen, wie er sie mit Sorcha hatte, aber seine Stimme war gerade laut genug, um gehört zu werden. Onika sprach ein helles, heißes Wort und warf den Wehrstein in die Schatten und die Lücke, die der Diakon entdeckt hatte.
    Hatipai schrie, ein Geräusch, das tiefer ging als ins Mark, und die Schatten flogen auf. Schatten, diese vernunftlosen, langweiligen Überreste von Seelen, flohen von ihr wie eine Wolke sich zerstreuender Krähen. Merrick sah sie der Anziehungskraft der Geistherrin entkommen und war froh, obwohl ihm in jenem Moment alles verrückt und tot erschien. Dann wurde die Welt von Dunkelheit verschluckt.
    Als er wieder zu Bewusstsein kam, lag sein Kopf auf Nynnias Schoß. Sie strich ihm sanft übers Haar und rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Es war ein schöner Augenblick, aber schließlich kam er wieder auf die Beine.
    Oben auf der verfluchten Klippe war nichts Dunkles mehr – nur die Ehtia, ihre Maschine und Onika. »Was ist passiert?« Der junge Diakon wandte sich an Nynnia, aber es war der Prinz, der antwortete.
    »Sie ist fort … vorläufig.« Er ließ die Schultern hängen. »Ich habe euch genug Zeit gekauft, um zu fliehen. Euer Weg zum Berg Sytha ist frei, meine Freunde.« Er klang verzweifelt einsam. »Sie und ich werden unseren Kampf fortsetzen, sobald ihr fort seid.«
    Nynnia zog ihn fest an sich. »Ihr werdet andere Verbündete finden, Onika. Sie ist nicht so allmächtig, wie sie denkt.«
    Dann umringten ihn die Ehtia, umarmten ihn und flüsterten ihm Dankesworte ins Ohr, während Nynnia und Merrick zurücktraten.
    Der Diakon spürte die drückende Last des Kummers – vor allem da er wusste, wie viele einsame Jahre Onika würde ertragen müssen. Während die Besatzung durch die Luken zurück ins Schiff kletterte, drückte Merrick Nynnia die Hand und ging zum Prinzen hinüber, um einige Worte an ihn zu richten. »Danke für das, was Ihr tut, Euer Hoheit. Die Menschen von Chioma mögen vielleicht nicht wissen, welche Opfer Ihr für ihre Sicherheit gebracht habt, aber andere wissen es sehr wohl.«
    »Ich muss ein Held sein«, murmelte Onika, »oder so werden wie sie.«
    »Dann hoffe ich, dass Ihr Euch an Folgendes erinnert …« Merrick schwieg, gefangen von der Kreisförmigkeit dieser merkwürdigen Logik, bevor er weitersprach. »Sucht in der Zeit eines Kaisers namens Kaleva eine Frau, die als die Blume von Da Nanth bekannt ist.«
    »Da Nanth?«
    Natürlich kannte Onika dieses Fürstentum nicht, weil es noch nicht erschaffen war. Es bereitete Merrick beinahe Kopfschmerzen, darüber nachzudenken, und darum lächelte er nur. »Vertraut mir, es ist ein Ort – auch wenn es ihn noch nicht gibt.«
    Der Prinz runzelte die Stirn, aber ein schwacher Hoffnungsfunke zeichnete sich auf seinen Zügen ab. »Danke, mein Freund.«
    »Dankt nicht mir«, Merrick schlug ihm auf die Schulter, »dankt Nynnia.«
    Der Prinz lächelte unsicher und umarmte die Frau. »Ich wünsche Euch eine sichere Reise, alte Freundin – am liebsten würde ich Euch begleiten.« Er küsste sie auf den Kopf.
    Sie legte für einen Moment die Hände auf seine. »Ihr müsst Euch um Euer Volk kümmern, Onika, und wohin wir gehen, könnt Ihr nicht folgen.«
    Der Prinz drehte sich um und machte eine kleine Verbeugung vor Merrick, wobei die perlenbesetzte Maske hin und her schwang. Seine Stimme war sanft, stark und genau so, wie sie bei ihrer nächsten Begegnung im Thronsaal der Bienenkorbstadt sein würde. »Ich freue

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