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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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öffnete und hinter ihm wieder schloss.
    Kao Chih hielt Ausschau nach einem Gegenstand, den er als Waffe benutzten könnte, und entschied sich für einen langen Schlangenbohrer und einen soliden Hammer. Dafür brauchte er fünf Minuten. Nach fünfzehn nervenzehrenden Minuten öffnete sich erneut die luftdichte Tür, und Drazuma-Ha* tauchte wieder auf.
    »Hast du die Kursdaten?«, fragte Kao Chih, aus dem Lagerraum tretend.
    »Ja, aber die Zeit wird knapp - ich musste einen der Wächter betäuben, deshalb wird man ihn bald vermissen. Schnell, klettere zu den Boxen hoch, während ich die Jalousien öffne. Diese Lowtech-Gegenstände kannst du ruhig hierlassen.«
    Achselzuckend ließ Kao Chih den Schlangenbohrer fallen, behielt den Hammer aber in der Hand. Dann trat er
eilig von der Gravitationsmatte hinunter, fasste ein Halteseil und zog sich in der Schwerelosigkeit zu einer inzwischen offenen Nische hinüber, in der ein Lugosivator mit fröhlicher blauer Lackierung verankert war. Als er ihn erreicht hatte, klappte die Fensterhaube auf, und aus der Tiefe des Frachtraums ertönte Drazuma-Ha*s Stimme.
    »Du solltest besser einsteigen, Gaushi - wie es aussieht, müssen wir sofort starten.«
    Als er sich gesetzt hatte, erbebte das kleine Fahrzeug und glitt aus der Nische hervor. Die Haube schloss sich, als es sich dem geriffelten Hangartor näherte. Da er von der plötzlichen Beschleunigung seitlich gezogen wurde, hielt Kao Chih sich am Sitz fest, während ihm angstvolle Fragen durch den Kopf gingen - wo war der Mecha abgeblieben, wie steuerte man das Ding, und was würde bei einem Zusammenstoß passieren?
    Plötzlich rumste es dumpf, und als er nach oben schaute, lag Drazuma-Ha* auf dem Dach, die Mikrofelder zu einem Netz ausgedehnt, das die Oberseite der Karosserie umschloss.
    »Kein Grund zur Beunruhigung, Gaushi. Ein kurzer Flug an der Außenseite der Raumstation entlang, dann gehen wir auch schon wieder an Bord und machen uns auf den Weg zu deinem Raumschiff.«
    Das Tor faltete sich ziehharmonikaartig zusammen, und die Luft mitsamt des schockgefrorenen Wasserdampfs entwich in einer glitzernden Wolke, während sie nach draußen flogen. Einen atemberaubenden Moment lang hatte er das Gefühl, sie würden an Wirbeln, Clustern und Ansammlungen winziger Lichtpunkte vorbei durch eine Miniaturgalaxis geschleudert. Dann schwenkte der Wagen mit aufflammenden Steuerdüsen herum und beschleunigte.

    Das Äußere der Schwarznest-Station war das exakte Spiegelbild des Inneren, ein Durcheinander von Türmen und Kabeln, Leitungsbündeln, Vakkleber in Form von Haltegriffen, prallvollen (und häufig schadhaften) Netzen voller Unrat, alten, mit bizarren Eiszapfen geschmückten Minilecks. Provisorische Seilbahnen mit Schalensitzen dienten als Übergänge, während zahllose Drohnen, Sonden und Bots in allen möglichen Größen umherschwirrten, mit geheimnisvollen Aufträgen betraut. Drazuma-Ha* steuerte den Wagen anscheinend in die gleiche Richtung, die auch mehrere rhombusförmige Bots mit lächelndem rotem Mondsymbol eingeschlagen hatten, und bald darauf flogen sie gemeinsam in die verdreckte, ramponierte Trommel einer Wartungsschleuse ein. Unter durchdringendem Knirschen und Klirren drehte sie sich mit blinkenden Lichtern, dann strömte laut zischend die Luft ein, und die Schleusentür schwang auf. Dahinter lag eine vollgestopfte, enge Werkstatt mit einem überraschten Bargalil-Botmeister, dessen untersetzte, sechsbeinige Gestalt mit Werkzeuggürteln und Taschen mit Ersatzteilen behängt war.
    »Danke für die Benutzung Ihrer Schleuse, werter Herr«, sagte Drazuma-Ha*, während Kao Chih aus dem Wagen stieg. »Bitte nehmen Sie dieses ausgezeichnete Luxusmodell eines Kleinlasters als Ausdruck unseres Dankes entgegen.«
    Sodann eilten sie aus der Werkstatt hinaus und ließen den erfreuten, wenngleich verwirrten Bargalil zurück, dessen Blick vom Wagen zum Ausgang und wieder zurück wanderte.
    »Wir müssen uns so schnell bewegen wie möglich, allerdings ohne Verdacht zu erregen«, sagte der Mecha, während sich in seinem Unterteil ein Fach öffnete - darin
lagen die Bordpässe, der Dockausweis, Tumakris Kreditstangen und das Bargeld. »Verhalte dich am Gate höflich und ruhig, und wenn die Kontrolleure Geld verlangen, bezahle ohne zu murren. Sag ihnen, dass ich mit dir reise - wenn sie mehr wissen wollen, sag ihnen, dass ich dein Vertragsberater für technische Fragen bin. Sollte ihnen die Bedeutung ökonomischer Vertraulichkeit an einem

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