Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
die Chance, schlang von hinten seinen Arm um Montys Oberkörper und zog ihn an sich heran.
„Mmh, du riechst aber gut“, erklärte er, vergrub seine Nase in Montys Nackenhaaren. Seine Lippen steiften warme Haut. „Wie du wohl schmeckst, wenn ich dich küsse?“
Monty spannte sich augenblicklich an. Er keuchte auf, zögerte nicht, sondern rammte Jo seinen Ellenbogen kräftig in den Magen. Schmerzvoll aufkeuchend ließ dieser ihn los und Monty nutzte seine Chance, rannte zur Tür und war hindurch, bevor sich Jo von dem Stoß erholen konnte.
Sich die Hand auf den Bauch pressend und mit einer Hand an den kalten Fliesen abstützend, rang Jo lachend mühsam nach Luft. Holla, der Kleine hat echt Feuer. Er gefiel Jo immer besser.
5 Weinenden Auges
„Danke sehr.“ Jo verabschiedete sich freundlich von der Schulsekretärin und ging summend davon. Es war gar nicht so schwer gewesen, Montys Adresse herauszufinden. Er hatte nur ein bisschen mit der jungen Sekretärin im Büro flirten müssen und schon hatte er die vollständige Adresse. Lächelnd ging er über den Schulhof zu seinem Auto. Zudem hatte er noch ein paar interessante weitere Infos über den mysteriösen Jungen mit dem merkwürdigen Namen bekommen.
Anscheinend hatte Monty zuvor extrem häufig die Schule gewechselt. Wie die Sekretärin Jo mit einem verschwörerischen Augenzwinkern mitgeteilt hatte, gehörte er zu den Roma oder Sinti und war ein Zirkuskind, somit immer dort zur Schule gegangen, wo der Zirkus gerade gastierte. Allerdings hatte er offenbar nun eine feste Adresse. Die Sekretärin nannte Jo sogar den Namen seines Vaters, bei dem Monty wohnte: Hans Gärtner. Über seine Mutter hingegen hatte sie keine Informationen.
Zufrieden lächelte Jo vor sich hin. Monty wurde immer interessanter, je mehr er über den scheuen Jungen herausfand. Ein Roma also? Oder ein Sinti? Jo hatte keine Ahnung, welche Unterschiede es da gab. Allerdings erklärte das Montys ungewöhnliches Aussehen.
Grübelnd fuhr Jo nachhause, entsorgte seine zerkratzten Schuhe im Müll und nutzte die Gelegenheit, sich mit seiner Clique zu einem Einkaufnachmittag in Hamburg zu verabreden. Die Ablenkung tat ihm gut, denn die dunklen Augen mit darin glitzernden Tränen, verfolgten ihn hartnäckig.
Abends lag er zufrieden in seinem Bett und schaltete sich durch ein paar Fernsehserien. Seine Gedanken wanderten ständig zurück zu dem mysteriösen Zirkusjungen. Auch wenn er unscheinbar wirkte, umgaben Monty ein paar Geheimnisse, die Jo zu lüften gedachte.
Ob der ständige Schulwechsel wohl die Erklärung ist, dass er sich vor den anderen Mitschülern regelrecht versteckt und bemüht ist, stets unauffällig zu bleiben? Ist das seine Taktik im Überleben als Außenseiter geworden? Jo fiel es schwer, sich vorzustellen, wie man klarkommen konnte, ohne wirklich dazuzugehören. Ein absoluter Außenseiter zu sein, fremd und exotisch. Eine Rolle, die er nie innegehabt hatte. Monty war definitiv einer. Ein Loser, wie man in Jos Clique sagen würde, ein Assi. Uncool und uninteressant. Es gab einige von ihnen auch an seiner Schule. Jo fiel es allerdings schwer, Monty in diese Kategorie zu packen.
Hatte er zunächst nur damit geliebäugelt, sich mit Monty etwas zu vergnügen, begann er ihn nun immer mehr zu faszinieren. Das Gesamtpaket Monty war komplexer und durch seine widerspenstige Art höchst interessant. Nie zuvor war Jo jemandem begegnet, der ihn auf diese Weise fesselte. Montys ganze Art, die unsicheren, oft ängstlichen Blicke aus dunklen Augen, beschattet von diesen wundervollen langen Wimpern verfolgten Jo bis in seine Träume hinein.
Morgens entwickelte Jo auf dem Weg zur Schule einen neuen Plan, um Monty nahe zu kommen. Er beeilte sich sehr in der ersten Pause zum Klassenzimmer von Frau Eicher-Leicher zu kommen. Monty war allerdings bereits verschwunden und seine Mitschüler, die vor Schreck kaum den Mund aufbekamen als Jo sie fragte, wo Monty hingegangen war, wussten auch nichts.
Zu Jos großem Unglück führte Herr Roggen die Pausenaufsicht und akzeptierte natürlich keinerlei Gründe, warum ein Jo Bergenfeld ausnahmsweise die Pause drinnen, auf der Suche nach Monty verbringen durfte. Missmutig stand Jo daher bei seiner Clique im Pavillon und hörte nur mit halbem Ohr ihren Gesprächen über Partys, Autos, Handys, Klamotten und Stars zu. Heute interessierte ihn nichts davon wirklich.
Seine schönen neuen Schuhe drückten etwas und er war gezwungen gewesen wegen des
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