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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Soldaten. Sie versuchte sich auf die Knie zu rollen, und derjenige, der sie entdeckt hatte, wandte sich ab und durchsuchte die nächste Leiche.
    Tahan sprang so schnell vom Pferd, dass er beinahe auf die Knie fiel. Er steckte Brand weg, streckte die Hände aus, hob das Mädchen hoch.
    Â» Jalimey « , flüsterte er. Die anderen waren vergessen.
    So behutsam wie möglich trug er sie vom Kampfplatz fort, weg von dem Blut und dem Elend der Gefangenen in den Schutz des Waldes. Ganashko und Vala trotteten hinter ihm her, doch Tahan merkte es nicht einmal. Er ging so weit, bis er sicher war, dass man sie von der Straße aus nicht entdecken konnte, dann ließ er sich auf die Knie sinken.
    Jalimey stöhnte leise. Jemand musste sie mit einem stumpfen Gegenstand am Kopf erwischt haben. Eine dunkle Beule an ihrer Stirn übertraf noch den älteren Fleck auf ihrer Wange, und sein Herz krampfte sich zusammen bei der Vorstellung, dass jemand sie geschlagen hatte.
    Ohne sich zu rühren, saß er da und hielt sie wie ein Kind im Arm. Sie murmelte etwas, warf den Kopf unruhig hin und her. So fremd sah sie aus. Die Haare über den Brauen waren grob abgesäbelt und ringsherum gestutzt, sodass sie ihn auf eine absurde Weise an seinen Sklaven Lish erinnerte; auch er hatte diese dunklen Locken über den Ohren. Ihre Lippen waren aufgesprungen, die Vollkommenheit ihrer ebenmäßigen Haut war durch die Flecken und Kratzer gestört, und doch war sie schön, wunderschön. Die Wimpern ragten dunkel über ihre Haut, schwarze Bögen wie Mondsicheln. Er malte den Schwung mit den Fingerspitzen nach, tastete am Rand der Schwellungen entlang, wobei die Wut bitterer schmeckte als Bidujablätter, und fühlte, wie weich ihre Haut war. Die Strähnen des kurzen Sklavenhaares glitten ihm wie feine, glatte Seidenfäden durch die Finger.
    Jetzt konnte er sie aufs Pferd setzen und endlich nach Rajalan ziehen und frei werden; alles wäre gut– mehr durften weder er noch sie verlangen. Aber als ihre Lider flatterten, ahnte er, dass es nicht so einfach werden würde.
    Â» Noan « , flüsterte sie, schmiegte sich an ihn.
    Tahan klärte sie nicht über ihren Irrtum auf. Jedenfalls nicht sofort. Sanft streichelte er weiter ihr Haar und fragte sich, wie ein Bauernmädchen so schön sein konnte. Die Götter hatten ihre Gaben großzügig über alle Hierarchiestufen verteilt, das Ergebnis waren verkrüppelte Königskinder und überirdisch angehauchte Bauerntöchter. Die Götter hielten sich selbst nie an die Regeln, die sie den Menschen auferlegt hatten.
    Sie öffnete die Augen und blickte ihn an, klar und ernst. » Nimm die Finger von mir, Söldner. «
    Dabei machte sie keine Anstalten, seine Hände festzuhalten, doch er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Je länger er sie festhielt, desto mehr gewöhnte er sich daran, sie zu berühren, und ihr Haar, weich wie Federn, brannte sich wie ein Abdruck in seine Haut.
    Â» Du bist zurückgekommen. «
    Â» So sieht es aus. « Seine Stimme war rau, fremd, ohne Musik darin. Sie klang nach jemandem, der zufällig vorbeigeritten war und die Gelegenheit zu einem Kampf ergriffen hatte, nach einem Söldner.
    Er hielt sie immer noch, ihr Hinterkopf ruhte an seinem Arm, die Wange an seiner Brust. Nein, er hätte sie niemals auf die harte, kalte Erde gelegt. Es genügte, dass ihm selbst alles abfror.
    Ganashko trottete näher und pustete ihr seinen Atem ins Gesicht.
    Â» Du bist wirklich da. « Dann verblasste ihr Lächeln. » Noan? «
    Â» Das wollte ich dich fragen « , sagte er. » Was ist passiert? Wo ist Fürst Noan? «
    Ein weher Laut kam aus ihrem Mund, sie versuchte sich aufzusetzen. » Noan! Noan, er… Noan! «
    Â» Nein, ganz langsam. Du bist verletzt. Bleib liegen. Erzähl es mir einfach. «
    Jalimey schloss die Augen, ein Zucken lief über ihr Gesicht. » Soldaten. Sie waren auf der Straße. Sie hätten uns nie im Leben gesehen, wir waren vorsichtig. Wir waren so wachsam, immerzu, aber sie hatten Hunde. «
    Â» Glastiere? « , fragte er erschrocken.
    Sie blinzelte. » Nein, echte Hunde. Geifernde Bestien, die uns eingekreist haben, und die Soldaten kamen ihnen nach. Noan hat versucht zu kämpfen. « Ein träumerischer Ausdruck trat in ihre Augen, sobald sie den Namen ihres Angebeteten aussprach. » Er hat sein Bestes gegeben, aber

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