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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Jetzt, wo er so halbwegs eine Erklärung hatte, dachte Tancred noch einmal über die ganze Sache nach. Er konnte seine Gedanken aber nicht beieinander halten, wahrscheinlich war er noch zu schlapp.
    Trotzdem, ein Gedanke ging ihm nicht aus dem Kopf: Warum hatten Holzenstern und Dieter in Bezug auf Alt-Askinge gelogen?
    Alexander und der Vogt waren überein gekommen, sich erst um dieses Problem zu kümmern, und die Sache mit Jessica Cross hinterher zu lösen.
    Molly konnte manchmal nur zögernd den Weg weisen. Verwunderlich war das nicht, Tancred verstand gar nicht, wie sie sich in diesem unendlichen Wald überhaupt zurechtfand. Aber plötzlich rief er:
    »Hier fangen die alten Bäume an! Seht, die Flechten, genau wie ich gesagt habe!«
    »Richtig«, bemerkte Molly. »Wir nähern uns.« Unmittelbar danach hörten sie Cecilie fragen: »Ist das hier nicht dein verzauberter Pfad, Tancred?« Sie hielten an. »Da kannst du sicher sein!«
    Alexander zuckte zusammen. »Ich kann mir vorstellen, wie du dich gefühlt haben mußt.«
    Die anderen nickten. Da war der Pfad, zwar nicht im Mondschein, aber trotzdem entsetzlich unheilvoll, mit alten, dicht zusammen stehenden Bäumen, die sich über den Pfad beugten. Und darüber Flechten, die an langen Fäden geisterartig über ihren Köpfen hingen. Der Pfad verschwand zwischen den Stämmen in einer drohenden Finsternis.
    »Nett hier«, murmelte der Vogt. So setzen sie ihren Ritt fort.
    Jetzt waren sie ganz stumm, von der Stimmung des Waldes erfaßt. Aber alle dachten dasselbe: Dies muß ein gefährlicher Ort sein. Jetzt hörte man auch die Geräusche von herunterfallenden Ästen und Zweigen.
    Tancred war dankbar, daß dieses Mal so viele andere bei ihm waren. Und daß er nicht als letzter ritt… Wie hatte er es wagen können? Allein - hier!
    Der Pfad beschrieb eine Kurve, und vor ihnen lag AltAskinge mit all seiner Unbehaglichkeit.
    »Du meine Güte«, murmelte Alexander. »Mein armer, kleiner Junge!«
    Lieb von Vater, so zu denken. Aber könnte er in Mollys Gegenwart nicht andere Worte wählen?
    »In welchem Fenster war Licht zu sehen?« fragte die Mutter.
    Tancred musterte die vergammelten Fenstern im ersten Stock. Nur ein einziges davon war heil. »Da«, zeigte er.
    Sie nickten.
    »Kommt schon«, sagte der Vogt. Die eigenartige Stimmung ließ ihn leise und geheimnisvoll sprechen. Sie kamen zur anderen Seite und stiegen vom Pferd. »Da gehen wir wohl besser einzeln ›rüber‹, sagte Alexander während er die wackelige Zugbrücke über das trübe, stinkende Wasser betrachtete. »Vielleicht möchten die Damen hier draußen warten?«
    »Oh nein«, sagte Cecilie schnell. »Ich bleibe bei dir!« Molly nickte nur. Offensichtlich war ihr etwas mulmig zumute.
    »Tancred! Jetzt bist du an der Reihe, uns den Weg zu zeigen«, sagte sein Vater herzlos.
    Sie überquerten alle die Brücke, und Tancred schob das Tor auf. Es knirschte noch genauso laut.
    »Und hier bist du reingegangen?« fragte Cecilie ungläubig.
    »Ich hab doch das Licht gesehen und dachte, daß Molly und Jessica hier seien.«
    Cecilie strich ihrem Sohn über die Wange. »Du bist aber wirklich lieb!«
    Tancred, der sich sonst immer über die Zärtlichkeiten seiner Eltern freute, wand sich vor lauter Mißbilligung wie eine Schlange. Er vermied es, Molly anzublicken. Jetzt war die Halle besser zu sehen. Alexander ging an der Wand entlang und betrachtete die verblaßten Fahnen und die dunklen Wappenschilder.
    »Galle. Puke. Oxe. Krummedige… Vielen Dank! Hier haben nicht gerade kleine Leute gelebt… Und dieses Geschlecht ist schon vor mindestens zweihundert Jahren ausgestorben!«
    »Wollen wir nach oben gehen?« fragte der Vogt. Sie gingen leicht verängstigt die Treppe hinauf und kamen in die hellere Halle im ersten Stock. Wortlos geleitete Tancred sie in den Flur und blieb vor einer unbeschädigten Tür stehen. »Hier«, sagte er trocken.
    Ihm graute davor, hineinzugehen. Lieber die anderen zuerst vorlassen.
    Er hörte, wie sie drinnen stehenblieben. Alle standen stumm da.
    Seine Neugierde gewann die Oberhand, und er folgte ihnen.
    »War es hier?« fragte Alexander mit der ausdruckslosesten Stimme der Welt.
    Tancred sah sich verwundert um. Abgesehen von ein paar abgenutzten Möbeln war das Zimmer leer. Alle dunklen Flächen und der Fußboden waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Keine Spur von dem riesengroßen Bett, den Schafsfellen oder den prunkvollen Möbeln. Ein uralter Raum, der schon seit Jahrhunderten nicht

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