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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Schulter zu werfen.
    »Um dich zu schützen«, erklärte Banya-Leah. Sie erhob sich und trat an das Fenster. Die Sonne stand nun hoch über den Bäumen, welche die Tempelstadt von allen Seiten umgaben. Doch ihre goldenen Strahlen erreichten nur vereinzelt den Boden, wo sie ein bewegtes Muster aus Licht und Schatten bildeten. »Niemand, nicht einmal die anderen Priesterinnen durften davon erfahren«, fuhr sie fort. »Du weißt, dass zwei von ihnen sich in jedem Sommer einen Gefährten in Daran suchen. Die Gefahr, dass man dich entdecken könnte, war zu groß.«
    »Ich glaube dir erst, wenn ich das Mal mit eigenen Augen sehe«, erklärte Sunnivah.
    »Es ist ein Elfenzauber, Sunnivah. Nur eine Nebelelfe kann ihn aufheben.« Banya-Leah drehte sich zu Sunnivah um, die ihren Blick fest erwiderte.
    »Dann soll das geschehen«, forderte sie. »Du bist die Priesterinnenmutter, bitte sorge dafür.« Sunnivah war sich durchaus bewusst, wie respektlos ihre Worte waren.
    »Sunnivah, Kind. Du weißt nicht, in welche Gefahr du dich begibst. Nur wenn niemand dein Mal sehen kann, bist du wirklich sicher«, mahnte Banya-Leah eindringlich, doch Sunnivah schüttelte den Kopf.
    »Mutter, verstehe doch«, drängte sie. »Wenn ich es nicht selbst sehe, kann ich niemals von meiner Aufgabe überzeugt sein.«
    Banya-Leah setzte sich wieder und ergriff Sunnivahs Hände. »Ich kann dich ja verstehen«, gab sie zu. »Auch ich wünschte, diese Aufgabe träfe jemand anderen. Du bist meine Tochter und ich liebe dich mehr als mein Leben. Aber ich habe deine Bestimmung von Anfang an gekannt, und auch wenn es mir schwer fällt, werde ich dich gehen lassen.« Sie schenkte Sunnivah ein zärtliches Lächeln. »Du weißt jetzt, dass ich es für sehr gefährlich halte, den Zauber zu lösen. Doch ich kann auch verstehen, dass du das Mal mit eigenen Augen sehen willst, und werde daher versuchen Naemy zu rufen.«
    Sunnivah öffnete den Mund und wollte noch etwas sagen, doch die Priesterinnenmutter hatte ihre Augen geschlossen und hielt sich die Hände an die Schläfen. Sie wirkte völlig entspannt. Nur einmal schwankte sie und Sunnivah wollte aufspringen, um ihr zu helfen, doch da öffnete Banya-Leah bereits wieder die Augen und lächelte. »Naemy wird gleich hier sein«, sagte sie matt.
    Bald darauf begann die Luft in dem kleinen Raum zu vibrieren. Direkt vor dem Fenster begann sie sich wie unter großer Hitze zu kräuseln und wenige Augenblicke später stand die hoch gewachsene Gestalt der Nebelelfe vor ihnen. Sie drehte sich um und machte eine knappe Handbewegung, worauf sich die Luft sofort wieder beruhigte.
    »Ich grüße dich, Banya-Leah, und dich, Sunnivah!« Die Nebelelfe nickte der Priesterinnenmutter zu und betrachtete das rothaarige Mädchen mit einem schwer zu deutenden Blick.
    Banya-Leah lächelte. »Und ich grüße dich, Naemy. Hab Dank, dass du so schnell gekommen bist. Ich habe dich gerufen, weil wir deine Hilfe brauchen.« Sie deutete auf Sunnivah. »Gestern sollte Sunnivah geweiht werden, doch sie vermochte die Bedeutung ihrer Visionen nicht zu ertragen und floh in den Wald.«
    »Das ist nicht gut«, sagte die Nebelelfe missbilligend. »Ist es möglich, die Weihe nachzuholen?«
    Banya-Leah schüttelte den Kopf. »Erst zum Ende des nächsten Sommers. Es besteht keine Verbindung mehr.«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, erwiderte die Nebelelfe. »Die Rebellen beginnen sich in den Valdor-Bergen zu sammeln, doch ohne den Schutz der Göttin sind sie den Kriegern An-Rukhbars hoffnungslos unterlegen.«
    Die Priesterinnenmutter machte ein erschrockenes Gesicht. »Sie sammeln sich? Aber für einen Angriff ist es doch noch viel zu früh!«
    Naemy nickte. »Sie benehmen sich wie Kinder. Seit sie einige schwere Waffen aus der Garnison an der Grenze zur Finstermark erbeutet haben, fühlen sie sich stark und glauben, den Kampf auch ohne die Hilfe der Göttin gewinnen zu können«, erklärte sie. »Außerdem sind sie des Wartens müde. Viele von ihnen glauben nicht mehr daran, dass sich Anthorks Prophezeiung erfüllen wird. Ihr wisst ja, dass Tarek damals im ganzen Land eine Lüge verbreiten ließ, mit der er das Volk glauben machen wollte, dass er das Kind mit dem Mal gefunden und getötet hat.«
    »Aber Sunnivah weigert sich zu gehen, bevor sie das Mal mit eigenen Augen gesehen hat«, sagte Banya-Leah.
    Naemy schaute besorgt auf das Mädchen. »Wenn ich den Zauber von dir nehme, werde ich ihn nicht wieder erneuern können«, gab sie zu bedenken. »Es

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