Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
kommen.«
»Ich mag aber nicht darüber sprechen. Mit niemandem! «, erklärte Kiany. Sie nahm ihre Decke in den Arm und rollte sich trotzig auf dem Bett zusammen. »Du solltest aber darüber sprechen«, erklang eine wohl bekannte Stimme von der Tür. Die Priesterinnenmutter hatte die Kammer betreten und die letzten Worte des Gespräches mit gehört. Sie trat näher und beugte sich über Kiany. »Ich freue mich zu sehen, dass du dich gut erholt hast, Kiany.« Kiany blickte die ältere Frau an, machte aber keine Anstalten, sich wieder aufzusetzen. »Ich will mich nicht erinnern, nur vergessen!«
»Das kann ich gut verstehen, aber das ist leider nicht möglich «, erwiderte die Priesterinnenmutter und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. »Manou, wischst du bitte das Wasser auf und lässt uns dann ein wenig allein?«, fragte sie mit einem Blick auf die Nässe unter Kianys Bett.
Manou nickte und erhob sich. Während sie sich anschickte, ein Tuch zu holen, beugte sich die Priesterinnenmutter zu Kiany hinüber. »Ich mache mir große Sorgen um dich, Kind«, begann sie.
»Deshalb kann ich nicht umhin, dir ein paar Fragen zu stellen.«
»Werdet ihr mich fortschicken ? «, platzte Kiany heraus. Der Gedanke, wieder nach Hause zu müssen, war ihr fast unerträglich. Die Priesterinnenmutter ergriff Kianys Hand und lächelte sanft.
»Ein solcher Schritt will gründlich überlegt sein. Glaub mir, ich verstehe sehr gut, dass du hier bleiben möchtest. Aber du weißt auch, dass wir es nicht zulassen können, wenn deine Gesundheit ernsthaften Schaden nimmt.«
»Ich bin nicht krank«, protestierte Kiany. »Ich habe nur... «
»Kiany! Beruhige dich!«, unterbrach die Priesterinnenmutter das aufgeregte Mädchen. »Wir unterhalten uns ein wenig über deine Albträume, dann sehen wir weiter. Es gibt einige Dinge, die ich wissen muss. Also: Kannst du dich daran erinnern, früher schon einmal ein ähnliches Erlebnis gehabt zu haben ? « Kiany schüttelte den Kopf. »Noch nie!«, murmelte sie in die Decke hinein und wünschte sich, endlich allein zu sein.
»Du hast Recht, der Käfer steckt voller Magie!« Aufmerksam hielt Lya-Numi die flache Hand über das leblose Insekt und runzelte die Stirn. »Voll dunkler Magie. Sie muss sehr stark gewesen sein. Obwohl der Käfer schon lange tot ist, spüre ich die Reste noch ganz deutlich.« Die Worte der Elfenpriesterin bestätigten Naemy, was sie bereits vermutet hatte der Käfer hatte etwas mit dem Verschwinden der versteinerten Cha-Gurrlinen-Krieger zu tun.
Naemy hatte Lya-Numi unmittelbar nach ihrer Rückkehr aufgesucht, in der Hoffnung, von ihr mehr über den seltsamen Fund zu erfahren. »Was denkst du ? Wer könnte es gewesen sein ? «, fragte sie gespannt. Lya-Numi machte eine abschätzende Handbewegung und schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen«, erwiderte sie. »Aber es ist ein komplizierter und mächtiger Zauber, den nur ein wahrer Meister zu vollbringen vermag.« »An-Rukhbar?«
»Das halte ich für ausgeschlossen. Enorme Energien sind notwendig, um einen solchen Zauber über die Grenzen der Dimensionen hinweg zu wirken. Das hätte ich ganz gewiss gespürt. Nein. Wer immer diesen Zauber geschaffen hat, muss sich in unserer Dimension aufhalten.«
»Asco-Bahrran!« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Ich wusste es!« Naemy schlug
mit der Faust in die flache Hand. »Ich wusste, dass er noch am Leben ist.«
»Dafür hast du keine Beweise«, meinte Lya-Numi, ohne den Blick von dem Käfer zu wenden.
»Dieses Insekt steckt zweifellos voll dunkler Magie, doch wer diese Magie geschaffen hat, verrät es uns nicht.«
»Wer außer Asco-Bahrran besitzt die Macht, das zu bewerkstelligen?« Nach all den Sommern, da Naemy vergeblich nach einem Anzeichen Ausschau gehalten hatte, wonach der Meistermagier noch immer am Leben war, wollte sie nun keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Der Käfer war der erste echte Hinweis auf dunkle Magie, den sie seit der Vertreibung des finsteren Herrschers gefunden hatte, und Naemy war fest entschlossen, ihren Urheber ausfindig zu machen.
Etwas raschelte hinter ihnen.
»Mutter?« Tabor hatte die Hütte der Elfenpriesterin betreten und näherte sich dem Tisch, an dem die beiden Frauen standen. »Lya-Numi!« Er neigte kurz das Haupt in Richtung der Elfenpriesterin und wandte sich gleich wieder an Naemy. »Ich wusste gar nicht, dass du schon zurück bist. Hätte Leilith mir nicht erzählt, dass Zahir wieder in seiner Höhle ist... « Tabor
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