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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Nachdenken als Unverständnis und seufzte ungehalten: »Es gibt viele Dinge, die deinesgleichen nicht versteht. Für heute bin ich es leid, dir mehr zu erklären. Iss etwas und schlaf dann ein wenig. Wir haben erst ungefähr die Hälfte unserer Strecke hinter uns.«
    Das Gespräch war beendet. Damit ich nicht weiterbohrte, erhob er sich und ging zu den Pferden.
    Ich sah ihm hinterher. Merkwürdig, den Diener Enmas so voller menschlicher Gefühle zu sehen. Der Körper wirkte sich offenbar auf den Geist aus, der in ihm wohnte. Wahrscheinlich war der eigentliche Hiroshi, der seine Seele auf dem Schlachtfeld ausgehaucht hatte, ebenso mürrisch gewesen wie das Wesen, in dessen Körper er nun steckte und dessen eigentlichen Namen ich nicht einmal kannte.
    Die Nacht brachte mir wirre Träume. Ich sah mich wieder an der Hütte meiner Eltern stehen, doch diesmal wurde ich Zeuge des Angriffs. Und zwar so, dass ich weder selbst angegriffen wurde noch etwas tun konnte. Es war, als hätten meine Füße Wurzeln geschlagen und als sei meine Stimme in der Kehle vertrocknet. Egal was ich tat, nichts geschah. Egal wie ich mich wand, ich konnte mich von dem Bild nicht abwenden. Keuchend und schweißgebadet schreckte ich schließlich auf.
    Noch immer war es Nacht und eine drückende Stille lag über dem Ort. Das Plätschern des Wildbachs in der Nähe war verstummt. Auch hörte ich keine Tiere, die durchs Unterholz huschten.
    Beklommen schloss ich die Augen wieder, denn die Angst vor dem Nichts, das da draußen umzugehen schien, war größer als die Angst vor einem weiteren unheilvollen Traum.
    Als ich einige Stunden später erwachte, fiel doch Licht auf mich – durchmischt mit nebligem Dunst, der sich über Nacht an unser Lager angeschlichen hatte. Alles war weiß.
    »Willkommen im Nebelwald!«, vernahm ich die Stimme des Todesgeistes. Sehen konnte ich ihn allerdings nicht. Hatte er seinen Körper etwa abgestreift? Nein, noch immer sprach er mit Hiroshis Stimme. Als ich mich einmal um meine eigene Achse gedreht hatte, entdeckte ich ihn an einem Baum lehnend.
    »Nebelwald?«, wunderte ich mich.
    »Ja, so nennt man ihn, denn selbst an klaren Tagen vergeht der Nebel hier nie.«
    Ich blickte nach oben. Die kahlen Äste waren kaum zu erkennen.
    »Licht lässt sich ebenso wenig aufhalten wie Nebel oder Wasser. Und jetzt komm, wir haben noch einen ziemlich langen Weg vor uns.«
    Wir banden die Pferde los und ritten immer weiter in den Nebel hinein. Dabei dauerte es nicht lange, bis die feuchte Luft unsere Kleider vollkommen durchdrang und uns das Gefühl gab, als seien wir gerade aus einem Bad gestiegen.
    Während der meisten Zeit schwiegen wir, was mir die Gelegenheit gab, meine vielen Fragen im Kopf kreisen zu lassen. Wir durchquerten einen kleinen Fluss und ritten dann weiter an Bäumen und Gestrüpp entlang, von deren kahlen Ästen Tautropfen fielen.
    »Es heißt, der Kindkaiser gönnt sich einen Wahrsager, einen Hexenmeister, der die Zukunft vorhersehen kann«, erklärte Hiroshi unvermittelt, während er bei einer kurzen Pause das Wasser aus seinem Mantel wrang. Ich versuchte, dasselbe zu tun, doch zeigte sich der grobe Stoff meinen Händen gegenüber nicht im Geringsten so nachgiebig wie seinen starken Fingern.
    »Einen Wahrsager?« Ich fragte mich, warum er mir das gerade jetzt erzählte.
    »Möglicherweise hat der Kindkaiser etwas von deiner Begegnung mit mir erfahren. Vielleicht wusste er schon vor dir, dass du ihn treffen wirst, und hat deshalb die Reiter gesandt, die deine Familie getötet haben.«
    Ich blickte ihn erschrocken an, dann schüttelte ich den Kopf. Kein Mensch konnte so viel Voraussicht haben.
    »Du glaubst mir nicht.« Hiroshi stieß einen Laut aus, der sich wie ein Zischen anhörte. »Aber du wirst mir noch glauben, warte es ab. Wahrsager sind eine furchtbare Brut, etwas, das die Götter meiner Meinung nach nicht unter den Menschen dulden sollten, denn sie sorgen mit dem, was sie sehen, für Unruhe. Dennoch scheinen die Götter einen Nutzen in ihnen zu sehen, also werden immer wieder welche von ihnen geboren und lassen ihre Fähigkeiten spielen.«
    »Was war denn mit meiner Mutter?«, fragte ich, einem plötzlichen Gedanken folgend. »Warum hat sie mich gerade zu jenem Zeitpunkt in den Wald geschickt?«
    »Mütter haben meist einen sehr guten Instinkt. Woher ich das weiß? Als ich diesen Körper in Besitz nahm, steckten noch genügend Erinnerungen der früheren Seele in ihm. Der Mann, dem dieser Leib einst gehörte,

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