Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
ich mir bei dem grimmigen Krieger nicht vorstellen, also gab ich auch nicht besonders viel darauf.
»Ich werde noch einmal nach der Wunde sehen«, verkündete ich leise und trat an das Lager des Fürsten.
In der Nacht dann wurde das Gefühl, dass jemand durch das Fenster der Hütte spähte, so übermächtig, dass ich mich leise von meinem Lager erhob und nach dem Dolch griff, den Kanehira neben der Feuerstelle liegen gelassen hatte. Mochte mir der Beobachter beim ersten Mal entkommen sein, diesmal würde ich ihn stellen! Ganz leise verließ ich die Hütte.
Der Mond hing zwischen den Baumkronen wie ein zu groß geratener Lampion, die Bäume selbst wirkten schwarz wie ein Scherenschnitt. Gute Bedingungen für einen Schattenkrieger, um sich zu verbergen, denn die Welt selbst schien nun ein einziger Schatten zu sein.
Aber mein Gefühl würde mich vielleicht leiten … Vorsichtig um mich spähend umrundete ich die Hütte. Und wenn der Schattenkrieger auf dem Dach saß? Man sagte ihnen nicht umsonst nach, dass sie sich vollkommen lautlos über jeden Untergrund bewegen konnten.
»Die Nacht ist schön, nicht wahr?«, wisperte eine helle Mädchenstimme. Ich wirbelte herum. Um ein Haar hätte ich das Messer von mir geschleudert, doch rechtzeitig genug erkannte ich, dass auf dem Baumstamm hinter mir kein Schattenkrieger stand, sondern ein Fuchs, der sich nun, da ich ihn ansah, auf seine Hinterbeine setzte.
Natürlich war es kein gewöhnlicher Fuchs, denn diese sprachen nicht mit der Stimme eines Menschen.
»Du?«, fragte ich, während ich meine Waffe sinken ließ. Erst jetzt merkte ich, dass mir das Herz bis zum Hals schlug. Wäre es wirklich ein Schattenkrieger gewesen, hätte ich wahrscheinlich längst Gift- oder Betäubungspfeile im Körper. Doch von der Kitsune brauchte ich so etwas wohl nicht zu befürchten.
»Ja, ich!« Der Fuchs zog seine Lefzen auseinander und kicherte leise in sich hinein. »Ich beobachte das Treiben in der Hütte schon eine ganze Weile und frage mich, wie es dem Fürsten geht.«
»Woher … « Der Rest der Frage blieb mir im Hals stecken. Warum fragte man ein Fuchsweib, woher sie etwas wusste? Natürlich schlich sie durchs Unterholz, wahrscheinlich war sie Hiroshi und mir seit der Begegnung im Zelt gefolgt und hatte so mitbekommen, was geschehen war. Deshalb hatte ich mich auch die ganze Zeit über beobachtet gefühlt!
»Warum hast du dich nicht eher gezeigt?«, fragte ich, ohne ihre Frage zu beantworten. »Ich dachte schon, Schattenkrieger schleichen hier herum.«
»Wer sagt denn, dass sie es nicht tun?«, fragte die Kitsune.
Ihre Worte brachten mich dazu, nach dem Dolch zu greifen, worauf die Fuchsfrau hinzusetzte: »Keine Sorge, im Moment gibt es hier nur zwei wache Seelen, dich und mich. Und ich würde es nicht sehr höflich finden, wenn du die Frage, die ich dir gestellt habe, weiterhin überhörst. Also, wie geht es dem Fürsten?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Der Speer seines Gegners hat, soweit ich sehen konnte, keine Organe getroffen, aber er hat viel Blut verloren, und die Wunde könnte sich entzünden. Bis jetzt ist er nicht wieder zu sich gekommen.«
»Ich bin sicher, dass du alles tun wirst, um den Fürsten zu retten.«
Ich nickte, doch lieber wäre es mir gewesen, wenn die Fuchsfrau mir gesagt hätte, wie die Zukunft des Fürsten aussah. Ob er überleben würde. Doch solche Fragen durfte man Wesen wie ihr nicht stellen, das würde den Zorn der Götter heraufbeschwören.
»Komm, setz dich doch ein wenig und plaudere mit mir«, forderte mich die Kitsune auf. »Es ist wirklich eine wunderbare Nacht.«
Ja, zum Schlafen, dachte ich. Nicht, um sich von einem Fuchsweib an der Nase herumführen zu lassen. Doch ich tat ihr den Gefallen. Nachdem sie von dem Baumstamm heruntergesprungen war, ließ ich mich darauf nieder.
»Dein unheimlicher Freund ist wirklich sehr klug«, wisperte die Füchsin, während sie mir um die Beine strich wie eine Katze.
»Wie meinst du das?«, fragte ich, während ich mich besorgt nach der Tür der Hütte umsah. Hatte Kanehira etwas bemerkt? Wenn er mich reden hörte, würde er vielleicht glauben, ich unterhielte mich mit den Feinden seines Fürsten.
»Nun, hältst du es für einen Zufall, dass ihr auf den Fürsten gestoßen seid?«
»Natürlich!«, behauptete ich, doch mich überkam nun ein merkwürdiges Gefühl. Allzu oft ließ ich mich von Hiroshis Gestalt täuschen und glaubte, dass er wie ein Mensch dachte. Dabei war er ein
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