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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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doch keine Ahnung, worüber sie mit ihrem Seelendoktor stundenlang zu reden bereit ist.
    Mit mir hat sie nie gesprochen, woher soll ich wissen, welcher Teufel sie geritten hat.«
    Fokke spürte die Gewalt, mit der Felten ihn auf Abstand halten wollte.
    »Mama war vollkommen fertig, am Ende. Dieses Hotel hat sie kaputtgemacht, du hast sie kaputtgemacht. Ich schwöre dir, wenn sie sich was antut, dann bringe ich dich um.«
    »Reiß dich zusammen, Fokke. Deine Mutter ist krank. Und dazu haben wir alle einen Teil beigetragen, ja, vielleicht. Doch so schlimm wie heute habe ich sie noch nie erlebt. Sie ist gewalttätig gewesen, wo soll das enden? Und flipp jetzt nicht aus, ich…«
    »Was?« Fokke starrte sein Gegenüber an.
    »… ich glaube, sie hat Ronja auf dem Gewissen.« Fokke lachte laut und voller Verachtung.
    »Sie war fürchterlich eifersüchtig auf Ronja. Sie hat mir Ungeheuerlichkeiten deswegen an den Kopf geschmissen. Irgendein Idiot muss ihr eingeredet haben, dass ich sie mit Ronja betrüge, und sie hat es geglaubt.«
    »Dieser Idiot war ich, Thore.«
    »Wie kannst du nur so etwas erzählen, Fokke. Du weißt doch selbst, wie es um sie steht. Wieso machst du sie noch verrückter, als sie ohnehin schon ist?«
    Fokke schlug Feltens Arm mit einer schnellen Bewegung von seinen Schultern und griff mit der anderen Hand an seinen Kragen. Dann brachte er sein Gesicht direkt an das seines Stiefvaters, und als er das getrocknete Blut am Kinn sah und die Kopfschmerzen für einen Augenblick sein Hirn unter Strom setzten, da fühlte er den Hass gegen diesen Mann wie noch nie zuvor in seinem Leben. Es erschreckte ihn selbst, wie ruhig seine Stimme klang, als er langsam, fast wie bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung, auf seinen Stiefvater einredete.
    »Meine Mutter ist nicht verrückt. Sie hat niemanden umgebracht. Dazu ist sie zu schwach und zu kaputt. Und dass sie das ist, hat sie ausschließlich dir zu verdanken. Da kannst du rumschwafeln, wie du willst, ich habe sie früher gekannt, und ich kenne sie jetzt, und während dein Scheißhotel immer piekfeiner wurde, ist sie zu einer Ruine verfallen, so sieht es aus, du Schwein.«
    Dann ließ er ihn mit einem Ruck los und stürmte aus dem Zimmer.
    »Wirst du sie suchen?«, rief Felten hinterher, und es klang jede Menge Verzweiflung in der Stimme.
    Fokke wollte sie suchen, er würde die ganze Insel umgraben, wenn er sie nur finden könnte. Panik stieg in ihm auf. Seine Mutter war lethargisch, depressiv, wie von innen ausgehöhlt, doch das war es nicht, was ihm die Angst ins Hirn trieb. Er hatte gesehen, dass sie stark war und wütend, dass die Demütigung sie nicht ganz ausgehöhlt hatte, sondern dass tief in ihr eine bedrohliche Ladung brodelte, die eine nicht einschätzbare Gefahr bedeutete. Vielleicht hatte er sie bis gestern selbst aufgegeben gehabt, als lebensmüde und verwirrt bezeichnet, doch ihre explosive Energie hatte ihn eines Besseren belehrt. Sie war gesund, vollkommen gesund, und sie war keine Mörderin. Das wusste er am allerbesten. Er war ihr Sohn.
    Kopflos war Fokke in die Dünen gerannt, er rief ihren Namen, er rief sie Mutter, er schrie »Mama« in den Wind, obwohl er sie nie zuvor so genannt hatte. Er blieb stehen, presste seine Hände gegen die Schläfen, um das Pochen hinter seinen Augen im Zaum zu halten. Dann schaute er sich um. Es war kalt, und der Wind hatte zugenommen. Hier würde sie mit Sicherheit nicht stecken, sie war abgehauen, und er ahnte, dass sie einen verdammt guten Grund dafür gehabt haben musste. Sie war vor diesem Mordverdacht davongerannt, egal, ob ausgesprochen oder zwischen den Zeilen gesagt, sie hatte verstanden, dass sie eine sehr gute Verdächtige abgab.
    Eifersucht und ein seelisches Dilemma waren eine verdächtige Kombination, vielleicht war sie in ihren Gedanken auch schon mehr als einmal diffusen Mordphantasien nachgegangen. Und nun hatte ihre ganze verkorkste Situation sich zu einem Strick verdreht, der sich immer fester um ihren Hals legte. Und davor war sie geflüchtet. Und aus diesem Grund würde er sie niemals hier finden.
    Fokke setzte sich in den Sand und legte die Finger fest auf seine Schläfen. Mit jeder drehenden Bewegung kam er mehr zur Ruhe, sein Atem ging wieder langsamer, er konnte in seinem schmerzenden Schädel wieder einen klaren Gedanken fassen, und als er die Hände in die Taschen steckte, war ihm der alte Jagdschuppen eingefallen.
     
    Keine verspiegelten Wände, kein Marmorboden, stattdessen war mit einem

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