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Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Titel: Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ritter
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Millionen«, sagt Katja.
    »Gerne«, bestätigt Donna. »Ist vermerkt.«
    Für einen kleinen Moment denke ich, wir hätten nicht so bescheiden sein müssen. Vielleicht hätte sie bei dreißig Millionen genauso reagiert. Aber was will man mit so viel Geld anfangen? Eine Million pro Mann reicht völlig. Pro Mann und Frau natürlich.
    »Das. Ist. Nett.«, sagt Katja. Sie ist wieder in ihren Navi-Modus verfallen und spricht überdeutlich abgehackt.
    »Übergabe wann und wo?«, fragt Donna.
    Katja schaut verwirrt um sich und auf ihren Zettel. Ich deute zielsicher auf den Punkt, hinter den ich groß »Übergabemodalitäten« geschrieben habe.
    »Donnerstag, zwölf Uhr mittags, am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main, Gleis sieben, hinteres Raucherquadrat.«
    »Momeeent«, sagt Donna und klickt wieder wild drauflos.
    »Oh, tut mir leid, das geht nicht«, sagt sie dann plötzlich.
    »Was?«, entfährt es Katja, völlig unbetont.
    »Was?«, sagen auch unsere Gesichter rund um den Tisch, inklusive das von Herrn Jauch.
    Donna erklärt:
    »Am Donnerstag um zwölf Uhr mittags findet schon die Lösegeldübergabe für Bernd Stelter statt, und zwar auf Husum. Es tut mir leid, aber einer unserer Übergabeleute hat sich eine Sommergrippe eingefangen, und daher ist es bei uns personell etwas knapp. Ich könnte Ihnen Freitag um vierzehn Uhr anbieten.«
    »Wenn es sein muss«, mischt sich Günther Jauch ein. Er wirkt ziemlich eingeschnappt. Wahrscheinlich ist es ihm nicht recht, dass Bernd Stelter ihm vorgezogen wird. Vielleicht hätten wir früher anrufen sollen, schon gestern Abend, aber da war es gerade so nett. Andererseits: Hätte es Donnerstag geklappt, wäre morgen schon unser letzter Abend gewesen. Vielleicht ist Freitag doch ganz gut, dann ist es nicht so schnell vorbei. Ich forme Katja die Antwort mit den Lippen vor.
    »Was?«, fragt sie laut.
    »Wir akzeptieren«, flüstere ich.
    »Wir akzeptieren«, spricht sie navigatorisch nach.
    Herr Müller zeigt ihr einen Daumen. Gut gemacht, soll das wohl heißen.
    »Also Freitag, vierzehn Uhr«, hält Donna abschließend fest. »Wie hätten Sie es gerne? Große Scheine, kleine Scheine?«
    »Alles in Fünfzigern«, befindet Katja spontan. Darüber hatten wir uns nicht unterhalten. Ich bin beeindruckt. Ich glaube, sie hat das gut entschieden. Als Belohnung gibt es von Herrn Müller gleich zwei Daumen nach oben.
    »Ist notiert«, sagt Donna. »Erkennungszeichen?«
    »Erkennungszeichen?«, fragt Katja.
    »Nun, es kann ja sein«, erläutert Donna, »dass am Freitag um vierzehn Uhr mehrere Menschen auf Gleis sieben am Frankfurter Bahnhof im hinteren Raucherbereich stehen.«
    »Warten Sie mal eben«, sagt Katja und blickt ratlos auf. Günther Jauch hat eine Idee. Er deutet heftig auf mich.
    »Was?«, flüstere ich. »Was meinen Sie?«
    Dass es eigentlich völlig unnötig ist zu flüstern, bemerkt irgendwie niemand. Auch nicht Herr Jauch, der keine Anstalten macht, irgendetwas zu sagen, sondern noch nachdrücklicher auf mich deutet, auf Brusthöhe. Ich sehe an mir nach unten und finde seine Eingebung tatsächlich recht gut. Ich drehe mich frontal zu Katja und zeige ihr aufdringlich mein T-Shirt, das ich mir vor der Waffelaktion übergezogen habe.
    »Das Erkennungszeichen ist ein T-Shirt«, sagt Katja, »ein blaues T-Shirt. Mit Spongebob Schwammkopf drauf.«
    »In Ordnung«, sagt Donna. »Dann habe ich alles festgehalten. Ich wiederhole noch einmal.«
    Sie wiederholt noch einmal.
    »Und Ihrer Frau, Herr Jauch, sage ich, dass Sie Freitag wieder zu Hause sind, ja?«
    »Jaja«, bestätigt er beiläufig.
    »Ist notiert. Auf Wiederhören!«
    Donna legt auf. Das ging ja einfach. Ich merke mir: T-Shirt waschen. Laut Plan wird nämlich Herr Müller die Tasche mit dem Geld entgegennehmen. Also muss er das Spongebob-T-Shirt tragen. Hoffentlich hält das gute Wetter, sodass er nicht frieren muss. Er soll ja nicht seine Gesundheit aufs Spiel setzen.
    »Du warst super«, lobt Herr Müller Katja.
    »Finde ich auch«, sagt Herr Jauch. »Und was machen wir jetzt?«
    »Den Abwasch«, sagt Katja.
    Dienstag, beim Abwasch
    »Ein bisschen fuchst mich das ja schon«, sagt Herr Jauch, als er mit dem Geschirrtuchzipfel über einen Teller streichelt. Er ist nicht wirklich bei der Sache und erledigt seine Aufgabe nicht ordentlich. Auf manchen Tellern und Gläsern, die er nach dem Abtrocknen in den Schrank stellt, sind noch ganz deutlich Wassertropfen und sogar Schaumrückstände zu erkennen. Aber ich will ihn nicht

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