Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
er gezaudert, bevor er sich mit den Verschwörern einließ. Er schloss die Augen, während ihm ein Schauer durch die Glieder fuhr. Ich darf es nicht mehr zulassen, dass er mich so behandelt. Damit muss Schluss sein. Vor seinem geistigen Auge nahm Dubhes Bild Gestalt an. »Ich bin nicht wie du.« »Was?« Dohor legte eine Hand hinter das Ohr. »Sprich lauter, wenn du mir etwas zu sagen hast. Wenn du so flüsterst, verstehe ich kein Wort.« Dabei lächelte er wieder, so wie ein Erwachsener über das sinnlose Gebrabbel eines Kindes.
Learco spürte, wie der herbeigesehnte Hass in ihm aufkeimte. »Ich bin nicht wie du. Ich pflastere meinen Weg nicht mit den Leichen Unschuldiger.« Das Lächeln wich nicht aus Dohors Gesicht. »Wem sagst du das? Das weiß ich nur zu gut. Du warst immer schon zu zart besaitet und hast die Mechanismen der Macht nie begriffen. Im Grunde willst du gar nicht König werden, sondern dich nur von mir befreien. Dazu hast du dich hinter Neor versteckt.« Learco spürte, wie sein Herz schneller schlug, doch er wollte nicht nachgeben. »Da irrst du dich. Dein Tod hätte nichts ungeschehen gemacht. Durch dich bin ich zum Mörder geworden. Durch deine Schuld sehe ich nur verbrannte Erde um mich herum. Du hast mir Gewalt angetan, indem du mich zwangst, wie dein erster Sohn zu werden.«
Die Miene des Königs verhärtete sich. »Wage es nicht, deinen Bruder zu erwähnen.«
Nun war es Learco, der lächelte. »Gewiss, das Vorbild meines Bruders ist ja unerreichbar. Aber mach dir nichts vor: Hätte er älter werden dürfen, wäre er genauso geworden wie ich.« »Du lügst! Learco besaß Rückgrat und hätte mich nie enttäuscht.« Der König hatte die Knäufe seines Thrones so fest umklammert, dass die Fingerknöchel weiß wurden.
»Doch. Er wäre herangewachsen und hätte dich auch immer mehr gehasst. Denn das ist das Einzige, was du kannst: dich verhasst zu machen. Was du auch berührst, zerstörst du: meine Mutter, mich, dieses Königreich und nun, deinen Plänen nach, die ganze Aufgetauchte Welt.«
»Ein König darf seine Macht nicht teilen«, erklärte Dohor.
»So denkst du - und bist ganz allein. Du kannst niemandem mehr trauen, sitzt einsam auf deinem Thron und denkst auch noch, es sei gut so. Die Macht allein reicht dir, es befriedigt dich, jede Nacht in einem anderen Gemach schlafen zu können, und es berührt dich noch nicht einmal, dass dein Vetter versucht hat, dich umzubringen. Er wollte es tun, um dieses Land von dem Schmutz zu reinigen, mit dem du es überzogen hast. Und nur deswegen habe ich ihn unterstützt.«
Dohor lachte laut auf, und das Echo im Raum verstärkte sein Gelächter auf groteske Weise. Learco rührte sich nicht. Sein Herz schlug nun ruhiger, während ihm die Worte, die er über Jahre in seiner Brust verborgen hatte, endlich wie ein mächtiger Strom über die Lippen traten.
»Ach, mein Sohn ... Du bist doch nur ein Feigling, der mit solchen Idealen seine Angst bemäntelt.«
»Du hast dafür gesorgt, dass ich in ständiger Angst leben musste und im Abscheu vor mir selbst, indem du mich unschuldige Zivilisten hinmetzeln ließest. Dies ist es, was ich dir nicht verzeihe und nie verzeihen werde. Aber im Gegensatz zu dir, der du in der Hölle schmoren wirst, sehe ich noch einen Weg vor mir, und dem werde ich folgen. Ich kann die Aufgetauchte Welt retten.« »Was willst du da retten? Die Aufgetauchte Welt ist ein wildes Tier, das gezähmt werden muss«, erklärte Dohor ernst. »Strebte ich nicht die Alleinherrschaft an, täte es ein anderer.«
»Da irrst du dich. Wenn ich auf den Thron gelange, auf dem du jetzt noch sitzt, werde ich alle deine Eroberungen an die legitimen Herrscher zurückgeben. Und nichts wird mehr an dich erinnern.«
Dohors Blick verfinsterte sich, während er sich auf dem Thron zurücklehnte. Dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem gemeinen Grinsen. »Und du glaubst tatsächlich, dass es nicht wieder einer versuchen wird? Du bist wirklich ein einfältiger Idealist, Learco. Andere beherrschen zu wollen, liegt in unserer Natur, und daran kannst auch du nichts ändern.«
»Das stimmt nicht, und solange noch Blut in meinen Adern fließt, werde ich mich dagegen stellen.«
Der König blickte ihn einen Augenblick mit entgeisterter Miene an, dann entspannten sich seine Züge, so als habe er plötzlich die Lösung für alle Probleme gefunden. »Egal wie, jedenfalls ist es aus mit dir. Ich bin deiner überdrüssig«, erklärte er mit einer abfälligen
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