Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
seine Hände warm, fast heiß wurden, begrüßte er mit einem Lächeln die Kräfte, die seinen Körper zu durchfließen begannen.
Es gibt keinen Grund mehr, Angst zu haben. Im Nu werde ich alles niederbrennen, und dann wird endlich Friede sein.
Da durchbrach eine Stimme die gedämpfte Stille des Tempels, und urplötzlich versiegte der Fluss seiner Kräfte. San war wie betäubt, hatte noch nicht einmal die Zeit, sich zu wundern, da packten ihn schon vier Hände und rissen ihn zu Boden. Mit dem Kiefer knallte er auf den Stein, und einen Augenblick war der Schmerz so stark, dass er alles andere vergaß.
»Hervorragende Arbeit.«
»Zur Ehre Thenaars, dies und alles, was er verlangt.« San versuchte, den Blick zu heben, doch in seinem Ge- Sichtsfeld war nur ein Paar Füße, das unter einer Kutte hervorschaute. »Ich habe immer gewusst, dass du Thenaar einmal gute Dienste leisten würdest, und du hast mein Vertrauen mehr als gerechtfertigt.«
San sah, wie Demar niederkniete und mit tränenerstickter Stimme antwortete: »Danke, Exzellenz, danke!«
»Ich danke Thenaar, der dir die Kraft dazu gab.«
San versuchte, sich dem Griff zu entwinden, bemühte sich verzweifelt, die Hitze wieder in seine Hände zu leiten, aber nichts gelang, obwohl seine Wut noch stärker war als je zuvor.
Der Mann in der Kutte beugte sich auf ein Knie zu ihm herunter und blickte ihn an, während die beiden Soldaten, die ihn festhielten, seinen Kopf gerade so weit anhoben, dass er den Mund zum Sprechen öffnen konnte. Vor sich sah San einen älteren Mann mit blasser Haut und hellblauen Augen, der eine goldgeränderte Brille auf der Nase trug. Er lächelte, doch sein Blick war durchdringend und kalt, Respekt gebietend. »Willkommen in unserem Haus, San«, sprach er, wobei er die geballten Fäuste vor der Brust kreuzte.
San wand sich. »Lasst mich los, ihr verdammten Hunde. Ihr habt mich reingelegt!«
Der Mann hörte nicht auf zu lächeln. »Ehrlich gesagt, hätte ich selbst nicht geglaubt, dass du aus freien Stücken zu uns kommen würdest. Thenaar möge mir meine Kleingläubigkeit verzeihen«, erklärte er und senkte den Kopf. San ballte und lockerte die Fäuste in dem verzweifelten Versuch, seine Kräfte strömen zu lassen. Es ging nicht, er fühlte sich völlig leer.
Voller Genugtuung beobachtete der Mann die vergeblichen Bemühungen des Jungen. »Du kannst dich anstrengen, wie du magst, aber es ist sinnlos. Mit einem einfachen Zauber habe ich deine Kräfte blockiert.« Kichernd schüttelte er den Kopf. »Ich bin Yeshol, der Höchste Wächter der Gilde. Bedaure, aber gegen mich bist du machtlos.« Blitzartig ging San der Irrsinn seines Handelns auf, sein Hochmut, der ihn in die Höhle des Löwen getrieben hatte, genau dorthin, wo die Gilde ihn haben wollte. Wie konnte er auch nur im Traum daran gedacht haben, einen so mächtigen Feind allein bezwingen zu können?
»Man stelle sich vor, der Enkelsohn jenes Mannes, der Asters Traum zerstörte, hilft ihm nun, in diese Welt zurückzukehren. Welch wunderbarer Zufall, findest du nicht? Oder vielleicht ist es schlicht Thenaars Wille?«
San merkte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Er dachte an Ido, an ihren letzten Streit, und begriff, dass nun alles aus war. »Ich werde dir nicht erlauben, mich zu missbrauchen, und wenn es meinen Tod bedeutet!« »Ja, ich weiß, eure Rasse ist bekannt für ihren Starrsinn. Ihr Halbelfen seid zu jedem noch so sinnlosen Opferbereit. Aber das wird dir nichts nützen. Tröste dich jedoch, du wirst nicht sterben, bevor du Aster aufgenommen hast. Und dann wirst du für einen Moment die Welt mit seinen Augen sehen, wirst beobachten, wie die Verlorenen zu Hunderten blutend niedersinken, und wirst wissen, dass es dir zu verdanken ist. Thenaars Reich wird Wirklichkeit auf Erden mit all seinem Zorn, und das nur, weil du so bereitwillig zu uns gekommen bist.« Da begann San zu schreien, so laut er konnte, mit allem, was seine Lungen hergaben.
»Schafft ihn fort«, befahl Yeshol, während er sich erhob.
Die Soldaten streiften ihm eine Kapuze über den Kopf und schleiften den wild um sich tretenden San hinab in den Bauch der Gilde.
DRITTER TEIL
Hat man es mit Verbotenen Zaubern von besonderer Gewalt zu tun, ist es legitim, sie mit einer Magie zu bekämpfen, die ihre Kraft aus den Methoden unserer Feinde bezieht. So auch, wenn es darum geht, jene Geister zu befreien, die ins Leben zurückgezwungen wurden und nun zwischen unserer Welt und dem Jenseits
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