Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
das in ausreichender Menge«, stellte sie klar und setzte alles auf dem Boden ab. Sie keuchte von der Anstrengung, schien aber guter Dinge. Dubhe blickte sie spöttisch an: Offenbar hatte ihre Gefährtin immer noch nicht begriffen, dass sie keine Vergnügungsreise machten, sondern eine Mission zu erfüllen hatten, eine Mission als Mörderinnen. »Das sehe ich«, antwortete sie kühl.
Theana blickte sie fragend an.
»Verstehst du nicht? Je mehr Zeug wir mitschleppen, desto schwerer wird es, Learco etwas vorzumachen. Das müsste dir doch mittlerweile auch klar sein«, fuhr Dubhe sie an.
Besorgt blickte Theana auf das Gepäck. Das hatte sie tatsächlich nicht bedacht. Es fiel ihr furchtbar schwer, sich von ihrer Rolle als Schülerin Meister Folwars zu lösen. Denn in ihrem Denken bewegte sie sich immer noch eher zwischen den Destillierkolben ihres Laboratoriums als auf einem Kriegsschauplatz. Als Dubhe Theanas betroffene Miene sah, tat ihr dieser Ausbruch sofort leid. Sie hatte die andere mit dieser Aufgabe ja auch ganz allein gelassen. »Sehen wir eben zu, dass wir so viel wie möglich von dem Zeug unter unseren Kleidern verstecken können«, sagte sie daher mit einer gleichgültigen Handbewegung. Sie suchten sich eine ruhige Ecke, wo sie sich umziehen konnten, während sich der Himmel jetzt violett färbte und rasch immer dunkler wurde.
Die violette Stunde. Dubhe seufzte. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie einige Male dieses Naturphänomen miterlebt. Die schon untergegangene Sonne tauchte plötzlich alles noch einmal in ein unwirkliches, violettes Licht, in dem einem die ganze Welt wie verzaubert vorkam. Es war ein besonderer Moment, den sie immer sehr geliebt hatte.
»Glaubst du, es ist klug, mit dem Prinzen unterwegs zu sein?« Dubhe fuhr herum. Glücklicherweise verhinderte Theanas Stimme, dass sie erneut in den Erinnerungen an ihre Kindheit versank. »Warum nicht? Wenn wir sein Vertrauen gewinnen, haben wir leichtes Spiel«, antwortete sie im Brustton der Überzeugung. Dennoch überkam sie dabei ein seltsames Unbehagen. Bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, zog sie sich weiter um, doch als sie den Blick hob, sah sie ihre Gefährtin immer noch reglos dastehen und sie beobachten. Theana errötete leicht, und Dubhe verkrampfte sich. Sie wusste sehr genau, wo das Problem lag.
»Es stört dich, nicht wahr? Meine Art ... wie ich eben bin.« Sie hielt im Binden ihres Rockes inne und blickte Theana mit herausfordernder Miene an. »Du fragst dich, wie ein Mensch nur so kalt sein, wie er andere mit solch einer Selbstverständlichkeit ausnutzen kann. Gib's ruhig zu!«
Dubhes Stimme klang hart, aber es lag ihr daran, den Abstand klarzumachen zwischen ihr, der Mörderin, und dem braven, am Hof der Magier behütet aufgewachsenen Mädchen.
Theanas Miene verfinsterte sich, aber sie reagierte anders als gewohnt. Sie richtete sich auf und hielt Dubhes Blick stand. »Ich überlege mir nur, wie schwer es für dich sein muss, die Last dieses Fluches ständig mit dir herumzutragen«, erklärte sie dann.
»Dein Mitleid kannst du dir sparen«, erwiderte Dubhe, ohne lange nachzudenken. »Das von Lonerin brauchte ich nicht, und noch viel weniger ist mir an deinem gelegen.«
»Das ist kein Mitleid. Aber auch wenn ... was wäre schlecht daran? Mitleid bringt uns anderen Menschen näher, ermöglicht es uns, sie besser zu verstehen.« Dubhe fühlte sich ertappt. Am Flussufer hatte sie das Gleiche gedacht. Dies jetzt aber zuzugeben, hätte bedeutet, sich verletzbar zu zeigen, und das wollte sie sich nicht erlauben. »Nichts als schöne Worte, die du wahrscheinlich von deinen Priesterfreunden gelernt hast«, bemerkte sie höhnisch. Theana versuchte, den aufkommenden Zorn zu unterdrücken, doch Dubhes Provokationen ließen sie immer mehr verzweifeln, und so platzte es jetzt aus ihr heraus: »Mach dich nur lustig! Aber ich habe wenigstens einen Glauben. Und zudem sind das auch keine Priesterworte: Ich bin eben so. Gewöhn dich endlich daran. Ich bin eine Frau, die abends betet und die Hoffnung niemals aufgibt.« Dubhe war beeindruckt, wie stolz sich Theana plötzlich zeigte. Dennoch wollte sie nicht klein beigeben. »Ich brauche das nicht, weder das Beten noch das Hoffen.«
»Ach tatsächlich?«, antwortete Theana mit zorniger Miene. »Und wohin hat es dich bisher geführt, dieses Nichts, das dir so lieb ist? Was hast du schon getan, was hast du schon erreicht in deinem Leben? Du hast nur getötet und dich
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