Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
verwundeten Soldaten die Luft erfüllten und das Blut die Erde rot zu färben begann. Wenn er könnte, würde er Reißaus nehmen, davonlaufen, weit weg von diesem Bett und diesem ganzen Albtraum, der Makrat für ihn bedeutet.
Da schnellt eine Hand vor zu seinem Handgelenk und hält es fest. Ein Schauer des Abscheus läuft Learco über den Rücken.
Die grünen Augen werden aufgeschlagen-. Es flackert noch Leben darin, aber auch ein Hass, der anscheinend nicht auszulöschen ist. »Warum hat das so lange gedauert?« Wie oft schon bat sich Learco diese Stimme auszumalen versucht, hat sie sich vorgestellt in seinen einsamen Nächten, wie sie ihm sanft und einschmeichelnd ein Gutenachtlied singt, damit er schlafen kann. Und wie anders klingt sie jetzt-, hart und schneidend, fast geschlechtslos.
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte«, antwortet er mit trockener Kehle. »Komm näher, ich muss mit dir reden.«
Learco hofft, dass sie ihm nun sagt, was er noch nie von ihr gehört hat. Vielleicht verrät sie ihm, was dahintersteckt, hinter ihrem Verhalten, das sein Leben so entscheidend geprägt hat-. Warum sie ihn gehasst, warum sie ihn abgelehnt hat. In der Tiefe seines Herzens sehnt er sich nach einer Versöhnung.
»Ich weiß, du bist sein Sohn, und kann mir vorstellen, wie viel euch verbindet. Denn er hat dich in meinen Unterleib gepflanzt, damit du meinen Learco vertreibst.« Röchelnd holt seine Mutter Luft. Learco ist starr vor Entsetzen. Er spürt, wie das Blut in den Ohren pocht, nimmt jeden Schlag des Herzens wahr, langsam und zerreißend. »Doch du verdankst mir dein Leben, ein Leben, das ich dir nicht gern geschenkt habe und das ich jetzt von dir zurückverlange.«
»Aber, Mutter...«
Dieses Wort kommt ihm ganz unwillkürlich über die Lippen, auch wenn es absurd klingt, sogar für ihn selbst, sobald er es ausgesprochen hat. Würde sie jetzt von ihm verlangen, für sie zu sterben, er würde es tun, denn trotz allem liebt er diese Frau.
»leb liege im Sterben und bauche ein Leben aus, in dem ich viele Fehler gemacht habe. Den größten vor vielen Jahren, als ich in eine Heirat einwilligte, die niemals hätte sein dürfen. Danach habe ich mit allen Kräften versucht, diesen Fehler wiedergutzumachen!«, erklärt Sulana nun lauter. »Die Götter können bezeugen, dass ich versucht habe, mich von ihm zu befreien! Doch dieser Wurm hat mich unterjocht, indem er mir diesen Augapfel schenkte, der Learco für mich war. Ach, warum habe ich bloß nicht verhindern können, dass er mir genommen wurde...«
Ihre Worte gehen in ein Husten über, und Learco schaut sich verzweifelt nach dem Wasserkrug um. Er sieht ihn auf dem Tisch stehen, löst sich mit Gewalt aus dem Griff der Mutter, läuft bin und füllt einen Becher. Er reicht ihn ihr, und sie trinkt mit großen Schlucken, kostet gierig jeden Tropfen. Dann umklammert sie wieder Learcos Handgelenk und fährt fort.
»Mein zweiter Fehler war es, ihn nicht umzubringen. Ich habe es zugelassen, dass er wurde, was er heute ist. Ohne mich hätte er niemals so mächtig werden können.« »Ich bitte Euch, Mutter, strengt Euch nicht an. Schweigt und lasst mich einfach hier eine Weile neben Euch sitzen . . . «
Learco laufen die Tränen über die Wangen. Er bat noch nicht einmal gemerkt, dass er zu weinen begonnen hat.
»Daher habe ich einen Wunsch an dich, nur einen einzigen, und ich verpflichte dich dazu, mir diesen Wunsch zu erfüllen, denn du verdankst mir dein Leben. Ich hätte dich töten können vor deiner Geburt, habe es aber nicht getan. Und nun stehst du in meiner Schuld.«
Mit aller Kraft stemmt sie sich hoch und bringt ihre Lippen ganz nah an sein Ohr. »Töte ihn!«, zischt sie und lässt sieb dann erschöpft wieder zurückfallen. Fassungslos starrt Learco sie an und weiß nicht, was er antworten soll.
»Er hat dich nach seinem Bild geformt, und vielleicht gelingt es dir sogar, ihn zu lieben. Aber dies ist mein letzter Wunsch. Töte Dohor, sonst sollst du verflucht sein.« Ihre eiskalten Augen fixieren ihn, und er kann den Blick nicht von ihr abwenden.
»Und nun geh Das war alles, was ich dir zu saßen hatte.«
Unfähig, sich zu rühren, bleibt Learco bei dem Bett stehen, starrt nur seine schwer atmende Mutter an und spürt dabei, wie seine Hände kribbeln. Ihm ist, als sei sein Blut aus Wachs, das langsam und zäh durch seine Adern rinnt.
»Letzt geh schon!«, schreit da Sulana und greift dabei mit einer Hand mühevoll Zueinem Glöckchen neben ihrem
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