Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
fiel. »Die meisten stehen auf seiner Seite, weil er so mächtig ist, doch mangelt es ihm in den verschiedenen Ländern nicht an Feinden.«
»Und bei Hof auch nicht. Das Land der Sonne leidet Hunger wegen seiner unersättlichen Gier nach neuen Eroberungen.«
Learco lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes zurück. »Ich weiß.« Dieses Gespräch war wirklich schmerzlich.
»Diese Leute würden seine Ablösung durch einen vernünftigeren Mann begrüßen ...«
»Durch dich etwa?« Der Einwurf klang höhnischer, als er gewollt hatte. »Nein, durch dich.«
Schwer wie ein Felsblock lagen diese Worte in der Stille, die sich nun breitmachte.
Nach einer Weile fuhr Neor fort: »Ich bin alt und müde. Aber der gemäßigte Flügel des Rats schätzt deine Haltung und begrüßt deine Ablehnung des Krieges. Von deinem guten Herzen hat man mittlerweile im ganzen Königreich gehört, und das Volk liebt dich.«
»Das Volk schmeichelt mir«, verbesserte er ihn.
Neor lächelte. »Ich habe dich für reifer gehalten, Learco. Das ist keine Schmeichelei. Du hast die Liebe des Volkes gewonnen, ganz im Gegensatz zu deinem Vater, der es nur geschafft hat, überall gefürchtet zu werden.« Bei diesen Worten sprang der Prinz auf. »Und das heißt?«
»Das heißt, dass es Leute gibt, die bereit sind, ihn abzusetzen und dir die Krone anzutragen.«
Learco brach der kalte Schweiß aus. Aufgewühlt marschierte er in seinem Zimmer auf und ab und hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. »Mit anderen Worten, es geht darum, ihn umzubringen.«
»Es geht darum, das Königreich zu retten.«
»Indem man meinen Vater tötet?«
»Wenn es anders nicht möglich ist ...«
Die Antwort brachte Learco aus dem Konzept. Er hatte die Vorstellung, König zu werden, nie ernsthaft in Betracht gezogen. Hin und wieder hatte er daran gedacht, sich gegen seinen Vater aufzulehnen, doch diese Hassliebe, die er ihm gegenüber empfand, hatte ihn immer davon abgehalten. Nun aber wurde ihm die Gelegenheit auf einem Silberteller serviert.
»Ich dachte eigentlich, du hättest schon eine Entscheidung getroffen. Schließlich habe ich dir genug Zeit zum Nachdenken gelassen«, hob Neor wieder an. »Ich weiß, es ist schwierig für dich, weil er dein Vater ist, aber es muss sich endlich etwas ändern.«
»Das ist es nicht«, erklärte Learco mit einem Seufzer. »Ich bin noch so jung, und du verlangst von mir, mich an die Spitze einer Verschwörung zu stellen, die mich auf den Thron bringen soll. Aber so weit bin ich noch nicht, tut mir leid ...«
Im Grunde seines Herzens wusste er genau, dass dies nur eine Ausrede war, um nicht zugeben zu müssen, dass er selbst auch wollte, was seit Langem schon getan werden musste. Vielleicht hatte seine Mutter Recht gehabt, und es war seine Pflicht, ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Und nun war der Augenblick gekommen.
»Dir ständen viele hohe Adlige zur Seite und würden dir helfen, das Königreich zu regieren. Im Grunde müsstest du dich nur um das Land der Sonne kümmern, die anderen Reiche würden an ihre rechtmäßigen Herrscher zurückfallen. Damit könntest du, Learco, ein zweiter Nammen werden, ein guter König, wie du es immer sein wolltest.«
Learco erlaubte sich ein höhnisches Lächeln. Nammen war immer sein Vorbild gewesen, ein Mythos seit seiner Kindheit. Dieser Elfenkönig hatte es zum Alleinherrscher über die Aufgetauchte Welt gebracht, dann aber die einzelnen Länder den Völkern zurückgegeben, damit diese sich selbst einen Herrscher wählten. Für viele ein Fantast. Für ihn selbst ein Held.
»Ich habe ja noch nicht einmal mein eigenes Leben im Griff, wie sollte ich da ein Königreich ...«
»Ach was! Du bringst alle Voraussetzungen für einen guten König mit«, unterbrach Neor ihn. »Du bist gebildet und besonnen, kennst und liebst dein Volk und weißt, wie wichtig ein Interessenausgleich ist.«
Sein Onkel war aufgestanden und schaute ihm fest in die Augen. Learco wich seinem Blick aus. Er fühlte sich wie in einer Falle: Dubhes Kuss brannte noch auf seinen Lippen, und jetzt plötzlich eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen, überforderte ihn einfach.
»Ich kann nicht«, erklärte er entmutigt.
Neor ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich verstehe dich, bin aber doch enttäuscht. Du musst allerdings wissen, dass wir unser Ziel auf alle Fälle weiterverfolgen werden, egal ob du daran teilhast oder nicht. Das heißt für dich, dass dir nichts anderes übrig bleibt, als Position zu
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