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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Sie kennen ihn?«, fragte Lance erstaunt.
    »Ich habe sein Bild in der Zeitung gesehen«, erwiderte Tweed, als er sich ein Stück von dem Dundee Cake abschnitt.
    »Mein Vater würde Sie heute gern zum Abendessen nach Hobart House einladen«, führte Lance seine gequält wirkende Unterhaltung mit Tweed fort, ohne dabei sein pflichtschuldiges Lächeln aufzugeben.
    Tweed sah ihn ungerührt an.
    »Er war übrigens nicht betrunken«, erklärte Lance. »Er verträgt unglaublich viel. Ich muss da immer an einen Spruch von Winston Churchill denken, der einmal gesagt haben soll, der Alkohol habe ihm mehr gegeben als er dem Alkohol.«
    »Mögen sich Ihre Schwestern Sable und Margot eigentlich?«, fragte Tweed plötzlich.
    »Ich würde eher behaupten, dass sie sich hassen.«
    »Und warum?«, fragte Tweed.
    »Weil Sable der Liebling meines Vaters ist. Wenn mein Vater eines Tages stirbt, wäre sie gern Lady Bullerton.«
    »Das ist aber seltsam«, sagte Tweed, nachdem er seinen Kuchen aufgegessen hatte. »Normalerweise geht der Titel doch auf den ältesten Sohn über. Und das wären Sie.«
    »Ich will diesen verdammten Titel nicht. Bitte entschuldigen Sie«, sagte er zu Paula. »Die damit verbundene Verantwortung ist nichts für mich. Ich will einfach nur meinen Spaß haben. Und was die Tradition angeht, so wurde es sogar im Königshaus früher so gehalten, dass der Titel an die älteste Tochter übergeht, wenn der männliche Nachfolger ihn ablehnt.«
    »Und das wäre in Ihrer Familie Sable?«, fragte Tweed.
    »Nein. Margot ist die ältere von beiden.«
    »Aber Sable ist der Liebling Ihres Vaters. Warum eigentlich?«
    »Er findet, dass Sables Persönlichkeit der von Margot haushoch überlegen ist. Deshalb macht er ihr zu jedem Geburtstag horrend teure Geschenke.«
    »Wie die Diamantbrosche, die sie bei unserem Besuch zur Schau gestellt hat?«, fragte Tweed in düsterem Ton.
    »Zur Schau gestellt?«
    Auf einmal lächelte Lance nicht mehr, sondern verzog verächtlich die Lippen.
    »Vergessen Sie es«, sagte Tweed.
    »Sie sind bei den Frauen bestimmt sehr beliebt, Lance«, wechselte Paula, die Tweeds aggressive Fragen störten, das Thema.
    »Ja, sicher«, sagte Lance und lächelte wieder. »Sie müssen wissen, dass ich ein ziemlicher Schwerenöter bin«, fügte er mit einem vertraulichen Augenzwinkern hinzu. »Ich habe oben in Gunners Gorge einen kleinen Unterschlupf, von dem mein Vater nichts weiß. Wenn mir ein Mädchen gefällt, nehme ich sie mit hin auf. Aber nur, bis sie anfängt, von Heirat zu reden. Dann packe ich ihre Sachen in einen Koffer, stelle ihn ihr vor die Tür und lasse die Schlösser austauschen.«
    »Ist das für die Frauen nicht ziemlich hart?«, fragte Paula.
    »Nur, bis sie zu Hause sind«, sagte Lance mit einem selbstzufriedenen Grinsen. »Wenn Sie dort den Koffer auspacken, finden sie darin einen Umschlag mit Geld.«
    »Das tröstet sie dann vermutlich über ihren Verlust hinweg«, sagte Paula und grinste ebenfalls.
    »Kann sein, aber es ist mir eigentlich auch egal. Jeder muss schauen, wo er bleibt.« Er wandte sich wieder Tweed zu. »Wäre es Ihnen beiden denn möglich, heute Abend mit meinem Vater in Hobart House zu speisen?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb es nicht möglich sein sollte. Um wie viel Uhr?«
    »Wäre Ihnen acht Uhr recht, Sir?«
    »Ja, sehr.« Tweed stand auf und war auf einen Schlag ungewöhnlich gut gelaunt. »Bitte sagen Sie Ihrem Vater, dass wir uns sehr für die Einladung bedanken und uns darauf freuen, ihn wiederzusehen. Außerdem möchte ich mich bei Ihnen für den wirklich exzellenten Tee bedanken. Um etwas Vergleichbares in London zu bekommen, müsste man schon ins Ritz oder ins Savoy gehen. Ich habe buchstäblich jede Minute genossen. Vielen Dank! Aber jetzt entschuldigen Sie uns bitte - wir müssen gehen.«
    »Ich finde, Sie haben Lance ganz schön hart ran genommen«, sagte Paula mit leiser Stimme, als sie durch die Eingangshalle gingen.
    »Sie sollten mich doch mittlerweile lange genug kennen, um zu wissen, dass ich bestimmte Methoden habe, um an die Informationen zu gelangen, die ich brauche. Und die haben immerhin wieder einmal funktioniert.«
    »Es hat angefangen zu regnen, während wir Tee getrunken haben«, bemerkte Paula, die durch die offene Eingangstür nach draußen blickte.
    »Es schüttet regelrecht«, rief ihnen Bowling, der Wirt, zu. »Das ist der reinste Wolkenbruch. Der Fluss hat auch schon Hochwasser und rauscht wie ein Schnellzug den Wasserfall hinunter.«
    »Was

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