Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Schauder sie einholen würde, bevor sie das Transferportal erreichen konnten. Es war zu weit weg …
    Plötzlich kam Arthur ein Gedanke.
    »Ich verstehe nichts von Zauberei oder Ähnlichem«, sagte er. »Aber dieses große Gemälde ist doch wie eine Transferplatte, die man betritt, nicht wahr?«
    Scamandros nickte geistesabwesend.
    »Wenn wir schon nicht rechtzeitig hinkommen können, vielleicht kann es dann ja irgendwie zu uns gebracht werden?«
    Scamandros runzelte die Stirn und legte dann den Kopf schief, als ob ihn der Vorschlag völlig überraschte. Arthur bemerkte, dass die Tätowierungen im Gesicht des Doktors Katastrophenszenen zeigten: Stürme auf See, sinkende Schiffe, explodierende Sonnen, implodierende Sterne.
    Gerade als der Doktor den Mund öffnete, um zu sprechen, feuerte die Schauder erneut.
    »Interessant. Ja, theoretisch ist es möglich zu –«
    Was immer Scamandros hatte sagen wollen, es war nicht zu hören, weil eine Kanonenkugel in die Seite einschlug, direkt hinter und unter dem Steuerruder, und das massive Spantenwerk in einen Regen unterarmlanger Holzsplitter verwandelte, die pfeifend auf das Quarterdeck hinabsausten.

K APITEL S IEBEN

    D as Nächste, was Arthur mitbekam, war, dass er auf dem Deck an der Reling lag und sein gesundes Bein über Bord hing. Ringsherum herrschte Geschrei. Im ersten Moment glaubte er, er habe einen plötzlichen Asthmaanfall erlitten und sei vom Sauerstoffmangel ohnmächtig geworden. Aber seine Atmung war einwandfrei, meldete ihm sein Gehirn, bevor es unvermittelt zur Gegenwart zurückschaltete. Die umherfliegenden Splitter –
    Arthur zog das Bein ein, setzte sich auf und sah schockiert um sich. Er spürte vage Schmerzen unter dem Verband, doch das war nichts Neues. Auf seinem Morgenmantel war Blut, aber es war leuchtend blau. Er spürte ein Stechen in der rechten Hand und hob sie hoch. Auch dort war Blut – rotes Blut, wenn auch nicht viel. Arthur richtete sein Augenmerk auf den Mittelfinger und zog einen nadelförmigen Splitter heraus, der quer über einem Knöchel im Fleisch steckte.
    »Nun sieh sich das einer an! Ruiniert!«, sagte eine Stimme neben ihm. Arthur drehte sich langsam um und suchte den Sprecher. Auf der anderen Seite des Decks klaffte ein gewaltiges Loch; was von den Planken noch übrig war, war völlig verbogen, und überall zwischen Splittern und Holztrümmern war blaues Blut verspritzt.
    Ichabod deutete auf seine Weste. Ein Holzstück, so lang wie Arthurs Unterarm, steckte im Magen des Bürgers. Blaues Blut tropfte aus der Wunde in die Westentasche.
    »Tut das nicht weh?«, erkundigte sich Arthur. Er stand unter Schock, und sein Verstand riet ihm, den eigenen Zustand noch einmal zu überprüfen. Er wusste, dass Bürger sogar von einer Enthauptung genesen konnten, aber ihm half das wenig: Für ihn galt das nicht. Eine Verletzung wie die Ichabods würde ihn mit Sicherheit umbringen.
    »Natürlich tut es weh«, erwiderte Ichabod grimassierend. »Aber schau dir nur meine Lieblingsweste an!«
    Arthur untersuchte noch einmal seine eigenen Arme und Beine. Sie waren heil. Dann betastete er behutsam Magen und Kopf. Sie schienen ebenfalls heil zu sein. Offenbar war er nur am Finger getroffen worden.
    Die Bürger am Steuerrad hatten nicht so viel Glück gehabt. Arthur konnte es kaum ertragen hinzusehen, so schlimm waren sie von Holzstücken aller Größen durchbohrt. Wenigstens wirkte das blaue Blut nicht so bedrückend, wie es echtes Menschenblut getan hätte. Und sie standen immer noch aufrecht und beschwerten sich über ihr Pech.
    »Schwerverletzte ins Quartier des Kapitäns!«, befahl Doktor Scamandros. Er selbst schien nicht verletzt zu sein, aber vom Ärmel seines gelben Mantels tröpfelte blaues Blut. »Du auch, Sterblicher! Hier oben könntest du getötet werden. Sofort nach unten! Ichabod, kümmert Euch um unseren wertvollen Passagier!«
    Arthur stand mühsam auf und ging zaudernd auf den Niedergang zu, Ichabod an seiner Seite.
    »Werdet Ihr etwas unternehmen, Doktor?«, fragte Katzenkissen wehleidig und blickte auf die Stelle hinab, wo sein Fuß und einer seiner zweitbesten Stiefel einmal gewesen waren. »Ich glaube, diese Kanonenkugel war mit Nichts überzogen.«
    »Ihr würdet Euch deutlich schlechter fühlen, wenn es so gewesen wäre, Kapitän«, entgegnete Doktor Scamandros. »Wie ich sagen wollte, ist es rein theoretisch möglich, den Transfer zu beschleunigen, indem man das Portal zum Reisenden bringt statt wie üblich umgekehrt.

Weitere Kostenlose Bücher