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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Akzent, der bei ihrer lautstarken Unterhaltung nicht zu über­hören war.
    An der Rezeption, die auch schon vor hundertfünfzig Jahren so ausgesehen haben musste, erwartete sie ein adrett gekleideter junger Mann, dessen weißes Hemd sich beinahe strahlend von der gebräunten Haut abhob.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er in stark akzentgefärbtem Englisch.
    Jonathan fragte in der Landessprache nach zwei Zimmern, worauf der junge Mann zu einem altmodischen Schlüsselbrett eilte, an dem einige etwas angelaufene Messingschlüssel hingen. Keine Spur von modernen Zimmerkarten oder den seltsamen, schweren Schlüsselanhängern, die es in Deutschland beinahe unmöglich machten, den Zimmerschlüssel in der Handtasche zu verstauen.
    »Er sagt, dass er nur noch Zimmer in unterschiedlichen Etagen hat«, raunte Jonathan ihr zu. »Wollen Sie lieber oben oder unten wohnen?«
    »Das ist mir eigentlich egal«, gab Diana zurück.
    Jonathan lächelte. »Gut, dann bekommen Sie das Zimmer oben. Damit Sie etwas von der wunderbaren Aussicht haben.«
    Als der Concierge mit den Schlüsseln zurückkehrte, verlangte er von Jonathan, sich im Gästebuch einzuschreiben. Nachdem das erledigt war, erschien auf das Läuten einer Glocke ein junger Mann, der Diana auf ihr Zimmer führen sollte.
    »Also, wir treffen uns in einer Stunde hier unten, okay?«, fragte Jonathan, während er seine Tasche schulterte.
    Diana nickte und folgte dem Boy dann die leicht gewundene Treppe hinauf.
    Das Zimmer war keineswegs so modern eingerichtet wie das im Grand Oriental in Colombo, doch sein Charme nahm Diana sofort gefangen. Hier gab es den Deckenventilator, der in alten Filmen immer träge vor sich hin kreiste und die Schicksale beobachtete, die sich unter ihm abspielten.
    Jonathan hatte nicht übertrieben, was die Aussicht anging. Die Teeplantagen und vereinzelt eingestreuten Villen wirkten im Sonnenlicht wie aus einem Reisemagazin.
    Ob Jonathan mit seiner Frau hier gewesen ist?, fragte sie sich unwillkürlich, dann fiel ihr aber wieder ein, dass er sich getrennt haben musste, bevor er sich selbständig gemacht hatte.
    Nachdem sie ihre Tasche ausgepackt hatte, entledigte sie sich ihrer Kleider und stellte sich unter die Dusche. Während das angenehm lauwarme Wasser auf sie niederprasselte, ließ sie ihre Gedanken schweifen. Ich sollte mich mal wieder in der Kanzlei melden, flüsterte ihr schlechtes Gewissen, aber in diesem Augenblick war sie dermaßen gespannt auf das, was sie auf der Teeplantage finden würde, dass sie gar nicht an die Arbeit denken wollte.
    Wie verabredet traf sie gegen ein Uhr in der Lobby ein. Auch Jonathan hatte sich eine Dusche gegönnt und roch angenehm nach Sandelholz und Limone.
    »Ich habe mir erlaubt, schon um einen Platz auf der Terrasse zu bitten. Es würde mich nicht wundern, wenn dort der Eistee schon bereitstünde.«
    Die Luft draußen hatte sich innerhalb der vergangenen Stunde verändert. Der Geruch erinnerte Diana an einen Regenfall nach vielen Tagen Sommer, wenn die Natur bereits nach einem erfrischenden Guss lechzt, der dann viel zu schnell in der heißen Erde versickert.
    »Ich fürchte, wir werden uns mit der Wanderung zur Plantage beeilen müssen. Wenn mich nicht alles täuscht, wird der Monsun bald einsetzen, und dann sind wir gut einen Monat im Regen gefangen.«
    Wenn Diana ehrlich war, hätte sie nichts dagegen gehabt. Doch der Anflug von Vernunft, der sie an ihre Pflichten im Büro erinnerte, vertrieb diesen Gedanken gleich wieder.
    »Ich habe etwas für Sie«, eröffnete Jonathan, nachdem er Platz genommen hatte. Aus seiner Hosentasche zog er einen groben grauen Umschlag.
    Diana hob überrascht die Augenbrauen. »Was ist das?«
    »Informationen, die ich über die Teeplantage eingeholt habe. Ich hätte sie Ihnen auch schon früher geben können, doch ich hielt es für angebrachter, es vor Ort zu tun.«
    Diana schlug das Herz bis zum Hals, und ihre Hände begannen zu zittern. »Vielen Dank.«
    »Ich muss zugeben, es ist erfrischend, dass ich mich im Moment nicht mit dem Thema Terror im Land befassen muss. Bei dem Kapitel bin ich gerade, und es ist alles andere als sonnig.«
    »Der Anschlag auf den Flughafen war vor drei Jahren, nicht wahr?«
    Jonathan nickte. »Ja, und seitdem befindet sich nicht nur unsere Fluglinie im Besitz der Vereinigten Arabischen Emirate, wir haben auch sehr viele neue Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Der Süden und Westen des Landes wird zwar weitestgehend von den Tigers verschont,

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