Die Schöne des Herrn (German Edition)
Nase ist plötzlich zu groß, und außerdem glänzt sie wie ein Leuchtturm, umso besser, ich werde jetzt gehen! Aber zuerst, Weibchen, hör mir zu! Du bist ein Weibchen, und als Weibchen werde ich dich behandeln, und auf niedrige Art werde ich dich verführen, wie du es verdienst und wie du es willst. Bei unserer nächsten Begegnung, und sie wird bald sein, werde ich dich binnen zwei Stunden mit den Mitteln verführen, die ihnen allen gefallen, den schmutzigen, gemeinen Mitteln, und du wirst dich ganz idiotisch verlieben, und so räche ich die Alten und die Hässlichen und all die Naiven, die euch nicht zu verführen wissen, und du wirst mit mir gehen, verzückt und mit Augen wie Setzeier! Inzwischen bleibe bei deinem Deume, bis es mir gefällt, dich wie eine Hündin zu mir zu pfeifen!«
»Ich werde alles meinem Mann erzählen«, sagte sie, und sie schämte sich, fühlte sich lächerlich und kleinlich.
»Gute Idee«, sagte er lächelnd. »Pistolenduell, und auf sechs Schritte, damit er mich nicht verfehlt. Er braucht nichts zu befürchten, ich werde in die Luft schießen. Aber ich kenne dich, du wirst ihm nichts erzählen.«
»Alles werde ich ihm erzählen, und er wird Sie töten!«
»Ich sterbe gern«, sagte er, erneut lächelnd, und wischte sich das Blut vom Lid, das sie verletzt hatte. »Die Augen wie Setzeier beim nächsten Mal!«, sagte er, immer noch lächelnd, und schwang sich aus dem Fenster.
»Flegel!«, schrie sie und schämte sich wieder.
Der vom Regen aufgeweichte Boden nahm ihn auf, und er sprang auf den ungeduldig mit den Vorderhufen scharrenden weißen Vollblüter, den der Stallknecht hielt. Als es die Sporen in den Flanken spürte, stellte das Pferd die Ohren auf, bäumte sich auf und schoss im Galopp davon, und der Reiter lachte laut, sicher, dass sie am Fenster stand. Noch ein Lachen, und er ließ die Zügel fahren und richtete sich mit ausgebreiteten Armen in den Steigbügeln auf, hohe Statue der Jugend, lachend, sich das Blut vom Lid wischend, das sie verletzt hatte, das Blut, das ihm über den nackten Oberkörper lief, o Segnungen des Lebens, o blutüberströmter Reiter, der lachend und mit Liebesworten sein Pferd anspornte.
Vom Fenster zurückgekehrt, zerstampfte sie wütend mit dem Absatz die Scherben des Glases, riss Seiten aus dem Buch von Bergson, schleuderte ihren kleinen Wecker an die Wand und zerrte mit beiden Händen am Dekolleté ihres Kleides, bis ihre rechte Brust aus dem langen Riss quoll. Ja, zu Adrien gehen, ihm alles erzählen, und morgen das Duell. Oh, morgen den Bösen unter der Pistole ihres Mannes erbleichen und tödlich verwundet zu Boden sinken sehen. Nachdem sie sich wieder gerichtet hatte, näherte sie sich dem Spiegel und betrachtete lange ihre Nase.
IV
Den schweren Spazierstock mit dem Elfenbeingriff in der Hand, im vollen Bewusstsein seiner hellen Gamaschen und seiner gelben Handschuhe und überaus zufrieden mit dem köstlichen Mittagessen, das er eben in
La Perle du Lac
zu sich genommen hatte, marschierte er mit großen gewichtigen Schritten, voller Zufriedenheit über die bei diesem langen Verdauungsspaziergang verbrannten Toxine.
Vor dem Palais des Nations angekommen, genoss er den Anblick. Er hob den Kopf und atmete tief durch die Nasenlöcher ein, denn er liebte die Macht und sein hohes Gehalt. Beamter, ja, er war ein Beamter, Donnerwetter, und er arbeitete in einem Palast, einem riesigen, ganz neuen und hochmodernen Palast, mein Lieber, mit allen Bequemlichkeiten! »Und steuerfrei«, murmelte er, als er zum Eingang ging.
Geadelt durch seine gesellschaftliche Bedeutsamkeit, erwiderte er den Gruß des Portiers mit gönnerhaftem Kopfnicken und betrat den langen Korridor, schnupperte den ihm liebgewordenen Duft von Bohnerwachs und grüßte die ihm begegnenden Vorgesetzten mit fast mädchenhafter Demut. Im Fahrstuhl betrachtete er sich im Spiegel. »Adrien Deume, internationaler Beamter«, vertraute er seinem Bild an und lächelte. Ja, genial diese Idee, die ihm gestern gekommen war, eine Gesellschaft für literarische Vorträge zu gründen. Das wäre genau das Richtige, um sein Kapital an Beziehungen zu vergrößern. All die hohen Tiere des Sekretariats im Ehrenkomitee, beschloss er, als er im vierten Stock ausstieg. Ja, mit den hohen Tieren Kontakt pflegen, außerhalb des behördlichen Bereichs, bei leicht mondänen und künstlerischen Anlässen, das war der Weg, auf dem man persönliche Beziehungen anknüpfen konnte. Den Ehrenvorsitz dem großen Chef
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