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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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gesagt? Nein, es ist viel zu spät. Dieser Streifen hier auf Eurer Haut beweist es, das Gift hat sich bereits in Eurem Körper verteilt.“
    „Ihr seid eine Hexe! Eine Hexe, die sich von den Toten erhoben hat!“, kreischte er. All sein Reichtum, all seine Macht nützten ihm nun nichts mehr. Er war nur noch ein verzweifelter Mann, der dem Tod ins Auge sehen musste – ein Tod, den er in den vergangenen Jahren so vielen Menschen beschert hatte. „Ihr könnt vergiften. So könnt Ihr sicher auch heilen. Ich habe es gesehen, Ihr könnt ja auch den Tod überwinden.“
    Gewiss, sie wusste die Gifte einzusetzen. Sie kannte auch einige Gegengifte. Darüber hatte sie in den Büchern ihrer Mutter gelesen. „Aber … ich weiß nicht genau, welcher Stoff in dem Ring war, und wenn man den nicht kennt, dann kann man auch nicht heilen.“
    Ermano zerrte Julietta zur Tür. Angst und Zorn verliehen ihm unheimliche Kräfte.
    Doch Juliettas Wut war nicht minder groß. Im Geiste sah sie Marcos’ wunderschöne Mutter mit durchschnittener Kehle am Boden liegen und das verängstigte Kind, das sie sterben sah. Julietta stemmte ihre Füße fest in den Boden und versuchte erneut sich loszureißen. „Nein!“, schimpfte sie. „Selbst wenn ich ein Gegenmittel kennen würde, ich würde es Euch nicht geben.“
    „Oh doch!“ Ermano riss seinen Dolch aus seinem Gürtel und hielt ihr die Waffe an die Kehle. Julietta stockte der Atem. Gegen den kalten, blanken Stahl war kein Widerstand möglich. Sie spürte den Stich der messerscharfen Spitze und einen Tropfen warmen Blutes.
    „Wenn Ihr Euren Liebhaber wiedersehen wollt, wenn Ihr heute Nacht nicht mit mir zur Hölle fahren wollt, dann tut, was ich Euch sage. Lebe ich, dann lebt Ihr auch!“, zischte Ermano ihr ins Ohr.
    Julietta schluckte hart und spürte erneut den Druck der blanken Schneide an ihrer Kehle. Vorsichtig blickte sie auf und starrte Ermano direkt ins Gesicht. Er war aschfahl, aber seine Augen schienen ihr jetzt klarer zu sein, und darin las sie, dass er es ernst meinte. Er würde sie töten, genauso hemmungslos, wie er Veronica Rinaldi getötet hatte. Und Julietta wusste, dass sie mitspielen musste. Sie musste ihn täuschen, und zwar mindestens so klug und geschickt, wie der Schausteller Nicolai Ostrovsky es vermochte.
    Sicher arbeitete die Zeit für sie. Über kurz oder lang musste das Gift seine volle Wirkung entfalten. Wenn nicht Marcos, dann war es vielleicht Nicolai gelungen zu entkommen. Bestimmt suchte er nach ihr. Sie musste überleben, um Marcos zu retten. Wie konnte sie Ermano nur hinhalten? Richtig, zunächst musste sie ihn dazu bringen, ihr in die Kammer mit ihren Werkzeugen zu folgen. Dort wartete ihr vorbereiteter Versuch.
    „Also gut“, sagte sie leise und beschwichtigend, so wie man zu einem wilden Tier oder einem widerspenstigen Kind spricht. „Wenn ich kann, werde ich Euch helfen. Aber dafür müssen wir in meinen Arbeitsraum gehen. Dort stehen alle meine Hilfsmittel.“
    Misstrauisch, mit argwöhnischem Blick beäugte er sie und überlegte, ob er ihren Worten Glauben schenken konnte. Schließlich nickte er. „Gut, gehen wir zu diesem Arbeitsraum. Aber seid gewiss, Julietta, mein Dolch ist stets zur Hand. Und jedes Mittelchen, das Ihr herstellt, werdet Ihr erst an Euch selber testen. Ich werde Euch nicht aus den Augen lassen.“
    „Natürlich“, murmelte Julietta. Sie hätte es nicht anders haben wollen.
    Lange nach Sonnenuntergang hatten sie die Stadt verlassen. Nun stand Marcos auf einer Anhöhe oberhalb von Juliettas Landhaus und schaute über verwahrloste Rebstöcke hinweg auf das Anwesen hinunter. Ein fahler Mond beleuchtete die Landschaft. Das Haus schien verschlossen und verlassen. Nur hinter einem Fenster brannte ein einsames warmes Licht. Marcos wusste, dass es das Fenster zu Juliettas Schlafkammer war.
    Die Nacht war ganz still, fast unheimlich. Kein Gesang der Nachtigall war zu hören, kein Windhauch bewegte die Zweige. Es herrschte eine gespenstische Stimmung, als ob in dieser Nacht Spukgestalten Land und Leute beobachteten oder gar der Geist des Todes sie umlauerte.
    Marcos blickte über die Schulter zu Nicolai und Balthazar, die genauso aufmerksam wie er das Landhaus und die Umgebung beobachteten. Sie mussten erschöpft sein, nachdem sie ihm stundenlang bei seiner Suche geholfen hatten. Aber die Männer waren immer noch hellwach und jederzeit bereit, den Kampf zu beginnen.
    „Seid Ihr denn sicher, dass sie dort sind?“, fragte Marcos

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