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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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schon passieren?“,flüsterte sie.
    Wie als Antwort auf ihre Fragen traf ein zerbrechliches
    Wurfgeschoss mit einem Knall den Fensterrahmen. Gleichzeitig ging ein bunter Konfettiregen nieder, und süßlicher Rosenduft erfüllte die Luft. Lächelnd beugte sich Julietta über die Brüstung und verfolgte, wie die Papierfetzen und Schalenstücke langsam unter ihr zu Boden rieselten. Offenbar hatte jemand ein mit Parfüm und Papier gefülltes Karnevalsei nach ihr geworfen! Sie hielt sich die Hand vor den Mund, doch das Lachen ließ sich nicht zurückhalten.
    Neugierig kam nun auch Bianca zum Fenster, um zu sehen, was da draußen so lustig war, während Julietta über den Platz nach dem Schuldigen Ausschau hielt. Lange musste sie nicht suchen. Er stand nahe bei ihrer Haustür. Eine große Gestalt in schwarzem Samtwams und silbernen Beinlingen. Der schwarze Umhang war mit funkelnden silbernen Sternen und sichelförmigen Monden bedeckt. Obwohl der Mann eine schmale silberne Mondmaske trug und das dunkle Haar zu einem Zopf zurückgebunden hatte, erkannte sie ihn sofort.
    Marcos Antonio Velazquez. Il leone. Selbst im trüben Licht der Fackel strahlten seine makellosen weißen Zähne. Spitzbübisch grinsend schaute er zu ihr herauf. Es war das breite, wilde Grinsen eines Piraten, der dabei ist, ein feindliches Schiff zu entern.
    Kopfschüttelnd beugte sich Julietta weiter aus dem Fenster und fuhr mit den Fingerspitzen über den Parfümfleck an der Mauer. Dann hob sie die Hand unter ihre Nase. Der Rosenduft war kaum wahrnehmbar, so stark roch der Moschus. „Ein minderwertiges Erzeugnis, Signore“, rief sie hinunter.
    Er lachte, ein raues, tiefes Lachen, bei dem ihr ein Schauer über den Rücken lief. „Madonna! Eure Wohlgerüche sind viel zu kostbar, um sie auf Mauerwerk zu verschwenden. Doch wenn es Euch erfreut, wäre ich glücklich, Euch Myrrhe und Veilchen zu Füßen streuen zu dürfen, zusammen mit den schönsten Perlen des Orients, Bernstein aus Russland und Saphiren aus Indien …“
    „Dann wäret Ihr ein rechter Narr“, unterbrach Julietta ihn mit unterdrücktem Kichern. „Zertretene Perlen haben noch nie jemandem genützt.“
    „Dann erlaubt mir, schöne Frau, Zutritt zu Eurem Heim. Ich werde Euch die Perlen um den schlanken weißen Hals legen, Euer Haar mit Smaragden schmücken und jede Kammer mit Saphiren dekorieren, wenn Ihr mir nur noch einmal dieses bezaubernde Lächeln schenkt.“
    Doch noch versagte Julietta ihm das erbetene Lächeln – wenn auch nur mit Mühe – und kicherte wie Bianca hinter ihrer vorgehaltenen Schürze. Noch wollte Julietta nicht nachgeben, für solch eine sorglose Tändelei war es noch viel zu früh am Abend. Später vielleicht, nach Wein und Musik …
    „Ein wahrhaft sprachgewaltiger Verführer seid Ihr, Signor Luna“, antwortete sie.
    „Ich bin bei ausgezeichneten Lehrmeistern in die Schule gegangen, Signora Sole“, gab er zurück. „Bei Dichtern und Komödianten, den besten ihrer Zunft.“
    „Ach, dann solltet Ihr Euer Können aber nicht bei einer wie mir verschwenden. Perlen und Saphire brauche ich nicht und Zutritt zu meinem Heim erlaube ich niemandem. Nicht einmal Dichtern.“
    „Oh meine Sonne! Ich bin verletzt!“ In einer dramatischen Geste legte er die Hand auf seine Brust. „Kann ich Euch denn mit gar nichts zu Diensten sein? Gibt es nichts, was Euch in Versuchung führen könnte?“
    Kokett legte Julietta den Finger aufs Kinn und tat, als denke sie nach. „Ein Tanz vielleicht.“
    „Oh ja, gerne stehe ich Euch damit zur Verfügung! Denn auch das Tanzen habe ich bei den besten Lehrern ihrer Zunft gelernt. Eine elegante Pavane, eine Gaillarde, ein maurischer …“
    Lachend schlug Julietta das Fenster zu. Und als sie den Riegel vorschob, flogen noch zwei Eier gegen die Scheiben. Öl und Eierschalen hinterließen ihre Spuren auf dem Glas.
    Ich muss wahrhaftig mondsüchtig sein, schimpfte sie mit sich. Wenn sie wirklich klug wäre, dann bliebe sie zu Hause in ihrer sicheren Geheimkammer. Aber es war schließlich eine verzauberte Nacht, und sie fühlte sich so anders als sonst.
    Julietta setzte sich die Maske vors Gesicht, band die goldenen Bänder zu und eilte die Treppe hinunter – bereit für die Umarmung eines Zauberers.
    Die Piazza San Marco entfaltete all ihre Pracht für das Fest. Ringsherum säumten Fackeln den Platz und warfen ihr rotgoldenes Licht auf die fröhlich feiernden Menschen. Kaufleute und Bankiers hatten ihre Stände entfernt und Platz für die

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