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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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Hände. Sein Ring blinkte an ihrem Finger, als hätte er seinen wahren Bestimmungsort gefunden. „Ich hoffe nur, ich kann Euch eines Tages ein ebenso schönes Geschenk machen.“
    Marcos schüttelte beschämt den Kopf. „Ihr schuldet mir nichts. Euch getroffen zu haben ist mir Geschenk genug.“
    Sie hüllte sich wieder in Schweigen und legte die Hand über ihren Ring, als wolle sie ihn schützen. Die Passage wurde schmaler, als sie die offene Lagune verließen. Immer mehr Boote gesellten sich zu ihnen, Gondeln und Barken, auf denen Musik gespielt und Feste gefeiert wurden. Das Leben auf der Elena Maria, die Freiheit des Meeres, hatten sie endgültig hinter sich gelassen. Sie befanden sich wieder in der Traumwelt des Karnevals.
    Oder war das Leben auf dem Meer ein Traum? Marcos wusste es nicht mehr.
    Noch immer schwieg Julietta. Allzu schnell glitten sie an den Kai in der Nähe ihres Ladens. Eine ganze Weile saßen sie sich still gegenüber.
    „Wann darf ich Euch wiedersehen?“, fragte Marcos und streckte eine Hand nach ihr aus. Wie selbstverständlich sank Julietta in seine Arme, ihre Körper schmiegten sich dicht aneinander.
    Liebevoll küsste sie ihn und fuhr zärtlich mit den Fingerspitzen über seine Wange und sein Kinn. „Heute nicht und heute Nacht auch nicht“, flüsterte sie. „Ich muss arbeiten. Morgen Abend, kommt nach Sonnenuntergang zum Laden.“
    Er nickte. Sie löste sich aus seiner Umarmung und kletterte auf die Kaimauer, bevor er ihr helfen konnte. Ohne nur einmal zurückzuschauen, entschwand sie in der trunkenen Menge. Zurück blieb nur ein Hauch von Jasmin.
    Marcos schlug so fest mit der Faust auf die Bootskante, dass das Holz splitterte. Er spürte nicht einmal den Schmerz.
    Morgen Nacht. Bis dann musste er eine Lösung finden, einen Ausweg aus ihrer verfahrenen Lage suchen. Er musste dieses Lügennetz auflösen – irgendwie.

16. KAPITEL
    Julietta rührte in der klebrigen Masse. Das neue Parfüm gelang ihr nicht. Wochenlang hatte sie darauf geachtet, dass die Mixtur richtig gärte, doch nun blieb sie als dicker Klumpen am Boden des Bechers liegen. Dunkelgrün war sie, nicht hell, durchsichtig und flüssig. Dieses Parfüm sollte ihr beste Schöpfung, der Triumph all ihrer Arbeit sein. Was konnte sie falsch gemacht haben? Seufzend langte sie nach dem Pergament mit der zittrigen Handschrift ihrer Mutter.
    Doch Julietta konnte keinen Fehler finden. Vielleicht war sie heute nur zerstreut. So zerstreut, wie sie seit dem Tag war, als Marcos Velazquez zum ersten Mal ihren Laden betreten hatte – gewiss ein gefährlicher, wenn auch wundervoller Zustand.
    Julietta deckte die Mixtur wieder ab und stellte sie beiseite. Ein oder zwei Tage wollte sie den Extrakt noch stehen lassen. Falls er dann immer noch nicht richtig gegärt hatte, dann wollte sie noch ein wenig Raute hinzugeben. Vielleicht half das.
    Im Ladenraum vor ihrer Geheimkammer war es ruhig. Es war Sonntag, und die Stadt erholte sich noch von den Feiern der letzten Nacht. Nur das klangvolle Läuten der Glocken unterbrach die Stille in den Gassen.
    Julietta war allein, aber sie konnte Marcos’ flüsternde Stimme noch hören: Wann werde ich Euch wiedersehen?
    Sie hatte ihn auf den nächsten Tag vertröstet. Sie musste ein wenig Abstand gewinnen, endlich in Ruhe nachdenken, ohne sich in dem verwirrenden Strudel von Lust und Begierde zu verlieren. Doch es nützte alles nichts. Marcos war immer gegenwärtig.
    In der letzten Nacht hatte sich alles auf unerklärliche Weise verändert. Er hatte sie mit auf sein Schiff genommen, er hatte sie seine Welt sehen lassen und ihr ein wenig von seinen geheimsten Gefühlen offenbart. Es war dieser kurze Blick in seine Welt, für den sie ihn so liebte.
    Er war in ihr Leben voller Heimlichkeiten getreten, aber auch er war nicht der, für den er sich ausgab. Gewiss, er hatte Erfolg bei Dunkelmännern und Blendern. Aber sein Lebensmittelpunkt war eine ganz andere Welt. Der Ozean zeigte sich mal als Freund, mal als Feind, seine Gefahren waren weitaus größer als die der Menschen. Das Meer war sein Leben. Und er hatte ihr angeboten, es mit ihr zu teilen. Die Freiheit der Meere, unbekannte Länder.
    Sie musste ihm etwas zurückgeben. Aber was? Was hatte sie ihm schon anzubieten? Nichts, das sich vergleichen ließ mit dem, was er ihr gab. In seinen Armen, in seinem Kuss hatte sie Beglückung gefunden, eine Freude, die sie lange geglaubt hatte, verloren zu haben. Er besaß doch alles – Reichtümer, Ansehen,

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