Die Schrift in Flammen
beim Gedanken, dass die Visitenkarte in die Hand seiner Tante gelangt war. Dieses kleine Stubenmädchen wurde als seine Verbündete fortgejagt. Ihm schien, er stehe in ihrer Schuld.
»Und auch Klára hat Sie nicht empfangen?«
»Nein. Sie wolle nicht, sagte man mir …«
Vielleicht ist es doch besser, dass Klára von all dem nichts vernommen hat, dachte László. Eine so gemeine Geschichte sollte ihre reine Seele nicht berühren. Und es wäre ohnehin nutzlos, sagte er sich, Fürstin Ágnes tut, was sie will. Mit mir hält sie es ja nicht anders.
»Ich habe mir gedacht«, meldete sich Ilus, die immer noch bei ihrem ursprünglichen Plan geblieben war, »wenn Sie, Herr Graf, bei Fürstin Klára ein gutes Wort einlegen wollten … dass … dass … ich … zumindest bis ich eine neue Stelle antreten kann …«
Gyerőffy drehte sich zornig um: »Aber verstehen Sie denn nicht, dass auch ich sie nicht treffen kann? Habe ich es nicht gesagt? Haben Sie es nicht gehört?«
Die kleine Zofe stand auf. Bescheiden, sehr demütig stammelte sie: »Oh, bitte … verzeihen Sie … ich habe es nicht gewusst, verzeihen Sie«, und schon wandte sie sich dem Ausgang zu.
László lief ihr nach, ergriff sie, zog sie zurück. »Ich, ich bitte Sie um Verzeihung, denn Ihnen ist es ja gar nicht möglich, diese Dinge zu verstehen … Bitte setzen Sie sich, reden wir darüber. Sagen Sie bitte«, und das Gesichts des jungen Mannes lief wegen der eigenen Frage rot an, »mir dürfen Sie sagen, in welchem Monat Sie sind … das heißt, wann … es … so weit wäre, in welcher Zeit?«
Die kleine Zofe antwortete ruhig. Sie, der Natur näher, konnte über derartiges sprechen, ohne zu erröten: »Es ist jetzt der sechste Monat, noch drei also, und die werden immer schwerer.«
»Gut, ich will etwas versuchen. Ich kenne den Professor, dem die Geburtsklinik untersteht. Der pflegt um diese Zeit das Casino zu besuchen. Ich gehe hin und bitte ihn, Sie jetzt schon unentgeltlich aufzunehmen.«
»Dass ich ins Siechenhaus soll? Nein, da will ich nicht hin!«, rief das Mädchen. »Dorthin, unter die schlechten Weiber, nein! Dann schon eher in die Donau!« Und da gab sie nicht nach. Störrisch wiederholte sie: »Nein, unter die schlechten Weiber gehe ich nicht!« László bemühte sich vergeblich, ihr zuzureden. »Nein, nein! Dorthin nicht!«
»Aber was soll aus Ihnen werden?«, fragte László, von Traurigkeit befallen. »Ich kann Sie ja zu den Kollonichs nicht zurückbringen. Kehren Sie heim in Ihr Dorf?«
Die Hände der Frau schnellten erschrocken hoch, als hätte sie eine furchtbare Vision erblickt. Ins Dorf zurückkehren, wo ihr Verlobter, vom Militär entlassen, bald heimkommen wird, vor ihn hintreten mit diesem in der Fremde empfangenen kleinen Bankert im Bauch, dort schwanger herumgehen, sich vor Scham in die Erde verkriechen wollen, sich in der Kirche in der letzten Bank unsichtbar machen – als Schandfleck des Dorfs und zum Hohn der anderen Mädchen, unter denen die eine oder andere auch schon ein Kind hat, aber es ist von ihrem Liebsten, der sie, sobald er vom Militär heimkehrt, heiraten wird. Nein, nicht nach Hause, nicht um die Welt! Als ordentliches Mädchen wollte sie aber antworten: »In Veszprém habe ich eine Tante; ihr Mann arbeitet in einer Fabrik … Ich will versuchen, vielleicht kann ich bei ihr unterkommen, obwohl sie auch arme Leute sind …« Und unwillkürlich begann sie ihre kleine, abgegriffene Geldbörse zu durchsuchen, da sie bereits bedachte, wie wenig Geld sie hatte: Wie sollte man sie da aufnehmen?
»Das ist ein guter Plan, ausgezeichnet. Schauen Sie, ich helfe Ihnen gern!«, sprach László erfreut und nahm schnell zwei Tausendkronenscheine hervor; da er ein Kartenspieler war, hatte er fünf bis sechs immer bei sich. »Schauen Sie, nehmen Sie das, es genügt vielleicht, dass … für die Ausgaben … dazu, dass man Sie aufnimmt.«
»Das ist viel, sehr viel!«, antwortete Ilus gerührt. »Einer genügt bei weitem … Nein, so viel braucht es nicht!«
Sie nahm nur einen Tausender an, und als sie von Gyerőffy das Geld empfing, bückte sie sich plötzlich und küsste ihm die Hand. Zwei warme Tränen fielen auf die Banknote, als sie sie zusammenfaltete. »Ich danke Ihnen so sehr! … Gott segne Sie!«
László begleitete sie zurück ins Vorzimmer. Dort ergriff sie ihre Korbtasche. Sie fasste sie mutig, streckte sich, und in der Tür drehte sie sich nochmals um: »Der liebe Gott segne Sie!«
Das Schloss klappte hinter
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