Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
hatte? Doch nicht einmal das hatte er gewollt. Hatte sie nicht einmal in Dhemlan, seinem eigenen Territorium unterstützt. Stattdessen hatte er sie in Hayll angekettet, wo ihre Familie ohnehin genug Einfluss besaß, sie zur Hohepriesterin zu machen. All die Macht an ein Etwas vergeudet, das sich selbst einen Namen hatte geben müssen, weil sein Erzeuger den Samen nicht für wertvoll genug hielt, um Anspruch darauf zu erheben. Doch Terreille würde eines Tages ihr gehören, selbst wenn sie sich dazu einer schwachen, kleinen Marionette wie Dorothea bedienen musste.
»Warum brauche ich jetzt eine Frau?«, riss sie Saetans Stimme, die nun weniger sanft klang, aus ihren Gedanken.
»Für das Kind natürlich«, entgegnete sie und wandte den Kopf, um seine Handfläche zu küssen.
»Das Kind?« Saetan hob beide Hände und legte die Finger aneinander. »Einer unserer Söhne ist seit 50 000 Jahren dämonentot und du, meine Liebe, weißt wahrscheinlich besser als sonst wer, wo der andere ist.«
Mit einem Zischen sog Hekatah die Luft ein, lächelte jedoch schon wieder, als sie ausatmete. »Das Mädchen, Höllenfürst. Deine kleine Gespielin.«
»Ich habe keine Gespielinnen, Priesterin.«
Hekatah verbarg die geballten Fäuste in ihrem Schoß. »Jeder weiß, dass du ein Mädchen ausbildest, damit es dir dienen kann. Ich versuche ja nur, dir klar zu machen, dass die Kleine eine weibliche Hand braucht, die sie lenkt, damit sie deine Bedürfnisse befriedigen kann.«
»Welche Bedürfnisse denn?«
Sie schlug auf die Armlehne des Sessels. »Lass die Haarspaltereien! Wenn das Mädchen auch nur im Geringsten begabt ist, sollte sie von ihren Schwestern in der Kunst unterwiesen werden. Was du danach mit ihr anstellst, ist deine
Sache, aber lass sie mich zumindest ausbilden, damit sie niemanden in Verlegenheit bringt.«
Nachdem Saetan sich aus dem Sessel erhoben hatte, ging er auf die hohen Fenster zu und zog die Gardine beiseite, um einen klaren Blick auf die ewig im Zwielicht liegende Landschaft der Hölle zu werfen. »Es geht dich nichts an, Hekatah«, meinte er langsam. »Es stimmt, ich habe den Auftrag übernommen, eine junge Hexe zu unterrichten. Mir ist langweilig. Es ist eine nette Ablenkung. Wenn sie irgendjemanden in Verlegenheit bringen sollte, ist das nicht meine Sache.« Er wandte sich vom Fenster ab, um sie ansehen zu können. »Und deine auch nicht. Belass es dabei, denn wenn du weiterhin Interesse an ihr zeigen solltest, werde ich ein Interesse an zahlreichen Dingen entwickeln, die ich bisher immer übersehen habe.«
Saetan ließ den Saum der Gardine fallen, ordnete die Falten neu und verließ das Zimmer.
Hekatah stützte sich auf den Sessel, um aufzustehen, dann ging sie zu den Fenstern und betrachtete die Gardinen. Langsam streckte sie die Hand nach oben.
Selbstsüchtiger Bastard. Es gab andere Wege. Dachte er, dass sie nach all dieser Zeit seinen Schwachpunkt nicht kannte? Es hatte Spaß gemacht zu beobachten, wie er sich unter Qualen wand, der große, an seine Ehre gekettete Höllenfürst, wenn jene beiden Söhne, bei deren Erschaffung sie Dorothea geholfen hatte, Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert, geschlagen und geschunden wurden. Sie hassen dich mittlerweile, Höllenfürst. Welcher Bastard würde nicht den Erzeuger hassen, der sich nicht zu ihm bekennt?
Der Mischling war ein Glücksfall gewesen. Wer hätte gedacht, dass noch so viel feuriges Verlangen in Saetan steckte? Feine, starke Jungen, von denen es keiner schaffte, ein Mann zu sein.
Mit ihrer Hilfe war es Dorothea gelungen, die starke, dunkle SaDiablo-Blutlinie zurück nach Hayll zu holen. Es war ein Risiko gewesen, bis zur Geburtszeremonie zu warten,
um den Vertrag zu brechen, doch das war der Zeitpunkt, an dem die Vaterschaft offiziell anerkannt oder verweigert wurde. Bis dahin konnte ein Mann Ansprüche auf ein Kind anmelden und alles tun, was ein Vater für seinen Nachwuchs tun würde, doch bevor er nicht offiziell anerkannt war, hatte er keinerlei Rechte, was sein Kind betraf. Sobald die Anerkennung jedoch stattgefunden hatte, gehörte der männliche Nachwuchs dem Vater.
Genau das war das Problem gewesen. Sie hatten die Blutlinie gewollt, aber nicht den Mann. Nachdem Hekatah ihn zwei Söhne hatte aufziehen sehen, hatte sie von Anfang an gewusst, dass sich kein Kind, das in Saetans Obhut groß geworden war, in einen Mann umformen ließ, der sich ihren Ambitionen unterordnete. Da er die Jungen jeweils nur ein paar Stunden pro Woche sah,
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