Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
geflirtet hat und nun signalisiert, dass sie von ihm die Art von Aufmerksamkeit will, die ein verheirateter Mann nur seiner Frau angedeihen lässt. Er verlangt, dass sie geht, was sie auch tut, in seinem Hemd. Einen Monat später trifft ein Paket in der Burg ein, so adressiert, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass du es öffnest, auch wenn es nicht direkt an dich gerichtet ist. Und darin liegt das Hemd deines Mannes, das nach dem Parfum einer anderen Frau riecht. Das nach einer anderen Frau riecht. Dazu eine sorgfältig formulierte Nachricht, deren Botschaft in etwa lautet: ›Hoffe, deine Frau hat nichts von dem fehlenden Hemd bemerkt. ‹ Was würdest du tun?«
»Da sie mit diesem Paket eindeutig versucht hat, meinen Mann zu verletzen, würde ich sie aufspüren und wir würden uns ein wenig unterhalten.«
Schneidende Kälte in ihrer Stimme. Dieser Ausdruck in den saphirblauen Augen.
Ja, sie und die Frau, die das Paket geschickt hätte, würden sich unterhalten – und die Netze, die Jaenelle um diese Schlampe spinnen würde, hätten wesentlich schrecklichere Folgen als die körperliche Strafe, die Daemon sich ausgedacht hatte.
Und deshalb, so wurde Saetan nun klar, verstand Jaenelle es nicht. Sie wusste , wie tief Daemons Loyalität ihr gegenüber
war, deshalb würde sie reagieren, als hätte man ihn angegriffen, und würde ihren Ehemann verteidigen – genauso wie sie sich immer verhalten hatte, wenn sie der Meinung war, ihr Vater würde angegriffen.
Als er sich daran erinnerte, wie genau sie reagierte, wenn ihre Familie bedroht wurde, nahm er sich zurück. Zügelte seine Wut, während er überlegte, wie er es ihr am besten erklären konnte.
»Obwohl«, fügte Jaenelle nachdenklich hinzu, »eine andere Frau würde wahrscheinlich bei der Provinzkönigin oder der Bezirkskönigin in ihrer Heimatstadt Beschwerde einreichen.«
»Und einige der Männer hätten Beschwerde eingereicht, sobald sie zu Hause angekommen wären. Insbesondere wenn sie sich angreifbar fühlen würden, weil sie zum Beispiel kleine Kinder haben und eine Anklage wegen Untreue damit enden könnte, dass ihnen bei der Geburtszeremonie die Vaterschaft verwehrt wird.« Saetan schüttelte den Kopf. »Ich denke, sobald Daemon anfängt, direkte Erkundigungen über die Aktivitäten dieser Lady einzuholen, wird er herausfinden, dass bereits eine Reihe von Beschwerden eingereicht wurden – aber irgendwie verloren gegangen sind, bevor sie jemanden erreichen konnten, der über genug Macht oder Autorität verfügt, um die Umtriebe dieser Frau öffentlich zu machen.«
»Du glaubst also nicht, dass es dabei um Daemon ging?«
»Es ging nicht um Daemon – und auch nicht um dich. Diesmal nicht. Oh, ich denke schon, dass sie es genossen hätte, die Gelegenheit zu nutzen, mit ihm ins Bett zu gehen – was nur beweist, was für eine arrogante Närrin sie ist -, aber ich glaube, es ging ihr mehr darum, dass der Kriegerprinz von Dhemlan ihr hinterher für ihr Schweigen etwas schuldet.«
»Ich verstehe. Erpressung.«
Saetan nickte. »Sie ist nicht die Erste, die dieses Spiel spielt. Und sie wird nicht die Letzte sein.«
»Wusstest du nichts von ihr?«
»Man kann so etwas immer verstecken, Hexenkind. Die Herrscherin eines Territoriums muss sich auf die Integrität der Provinzköniginnen und Bezirksköniginnen verlassen, um das Land und die Bevölkerung im Gleichgewicht zu halten. Hätte ich etwas von dieser Schlampe gewusst, wäre sie schon nicht mehr unter den Lebenden.«
Eine Erinnerung. Ein kurzer Gedanke, der ihn überlegen ließ, ob er nicht doch von ihr gewusst hatte.
Er verdrängte den Gedanken, bis er ihm noch einmal in Ruhe nachgehen konnte.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Jaenelle.
»Das muss Daemon entscheiden«, erwiderte Saetan. »Die eigentliche Frage hat nichts mehr mit der Hexe zu tun, die gerne solche Spielchen spielt. Die eigentliche Frage ist, ob Lady Rhea von diesen Spielen wusste. Wusste sie, was ihre Freundin bei diesen Festivitäten trieb? Falls ja, ist ihr Schweigen mit stillem Einverständnis gleichzusetzen. Und selbst wenn sie es nicht wusste, selbst wenn sie die Beschwerden abgewiesen hat, weil sie nicht glaubte, dass sie wahr sein könnten … Nun ja, alles hat seinen Preis.«
Als er vor ihr stand, gab er seine Wanderung durch den Raum auf.
»Daemon wird Rhea bitten, ihren Hof aufzulösen und zurückzutreten«, schlussfolgerte Jaenelle.
»Ja.«
»Werden sich die anderen Königinnen und Höfe nicht fragen, warum
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