Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
Fast schon zu sauber, dachte er, als er bemerkte, dass keinerlei mentale Signatur zu erkennen war. Unter dem Geruch von Seife und Poliermittel lag noch ein Hauch seiner Präsenz, doch sie war schwächer als gewöhnlich. Schwächer, als es durch eine Reinigung möglich sein sollte.
»Nun?«, fragte Saetan leise.
Besser so. Die schwächere Präsenz war besser.
Das Zimmer war wieder sicher. Wieder rein. Und er würde nicht …
Er schaute auf das Bett.
Mein!
»Daemon, wehr dich gegen das, woran du gerade denkst. Daemon .«
Der scharfe Befehl und die Kraft dahinter reichten kaum aus, aber er zügelte sein Verlangen – und spürte, wie stattdessen Ekel in ihm aufstieg.
Er zwang sich, die Worte auszusprechen, zuzugeben, was er aus vollem Herzen leugnen wollte. »Letzte Nacht war der Sadist mit ihr in diesem Bett.«
»Ja, das war er«, sagte Saetan ruhig. »Und ich kann mir vorstellen, dass er gerne dort war.«
Er musterte seinen Vater, unsicher, wie er diese Worte interpretieren sollte.
Saetan seufzte und rieb sich mit zwei Fingern die Stirn, als wollte er Schmerzen vertreiben. »Es ist natürlich unglücklich, dass das letzte Nacht passiert ist, als du in die Erinnerungen an Terreille verstrickt warst, Daemon, aber es wäre ohnehin passiert. Einfach, weil du der bist, der du bist. Weil Jaenelle die ist, die sie ist. Es wäre auf jeden Fall passiert.«
»Nein.«
»Doch. Du hast einen Teil von dir in eine mächtige Waffe verwandelt, ihn so weit verfeinert, dass die Leute ihm einen eigenen Namen gegeben haben. Du hast ihm einen eigenen Namen gegeben. Aber es ist ein Teil deines Wesens, Daemon. Es ist ein Teil deiner Kaste. Es steckt in jedem von uns.«
»Was?« »Es gibt keinen Namen dafür. Es ist nicht wie die Brunst, die ein körperlicher Wahn ist, den jeder erkennen kann, der weiß, worauf er achten muss. Es betrifft deine Gefühle – und es ist dunkler, gefährlicher, wenn es passiert. Es ist der spannende Gedanke, gefürchtet zu werden, wenn man seine
Geliebte bis zu dem Punkt verführt, an dem sie nicht mehr nein sagen will. Und gleichzeitig ist es der Trost, seiner Geliebten diese Seite von sich zeigen zu können und dabei zu wissen, dass sie einem immer noch vertraut.« Saetan ließ die Hände sinken und starrte auf das Bett. »Es ist eine unterschwellige Brutalität, die in eine Art rücksichtslose Zärtlichkeit verwandelt wird.«
»Wenn das Teil unserer Kaste ist, warum erkennt man es dann nicht, so wie die Brunst?«, fragte Daemon. Und warum habe ich noch nie etwas davon gehört?
»Weil es etwas ist, das sich in dir verschiebt; für eine Stunde, für eine Nacht – oder manchmal auch nur für diesen Moment, in dem du diese Besessenheit spürst, den Moment, in dem du eine Frau ansiehst und denkst mein , und weißt, dass es wahr ist.
Die Möglichkeit, zu besitzen. Das Verlangen, zu besitzen. Kriegerprinzen sind dominant, beherrschend und besitzergreifend. Meistens werden diese Eigenschaften in Bezug auf andere Männer gesehen, auf mögliche Rivalen.« Saetan sah ihm in die Augen. »Aber manchmal – besonders bei einem Kriegerprinzen, der so stark ist und so tief im Abgrund steht – siehst du die Frau an, die dich anzieht, und das Verlangen zu besitzen wird übermächtig.«
Saetan rieb sich die Hände und musterte den Ring mit dem Schwarzen Juwel an seiner Hand. »Meistens sind wir Gäste und zeigen uns deshalb von unserer besten Seite. Wir kommen ins Bett unserer Geliebten und selbst wenn wir es in neunundneunzig von hundert Nächten mit ihr teilen, bleibt es doch immer noch ihr Bett. Unsere Betten sind zum Schlafen da, um uns auszuruhen, um uns zurückzuziehen. Aber bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen wir eine Frau mit in unser Bett nehmen, ist es etwas anderes. Es fühlt sich anders an. Egal, wie zärtlich du bist, wie vorsichtig, es ist keine Liebe. Es ist nicht einmal Sex. Es ist Besessenheit. Für diese Nacht gehört ihr Körper dir, und du spielst damit. Du bringst sie zum Orgasmus – oder du verweigerst ihr diese Erfüllung. Für eine kleine Weile.«
Er hörte hier eine Beschreibung des Sadisten in seiner mildesten Form. Er hörte eine Beschreibung dessen, was er letzte Nacht getan hatte. Und er hörte noch etwas anderes.
»Du hast es auch schon gespürt«, sagte er und schaute seinen Vater an. Sah einen Mann, der dazu fähig war, solche Spiele zu spielen. Sah einen Mann, der diese Spiele gespielt hatte . Doch nicht aus Grausamkeit oder Wut. Saetan hatte diese Spiele aus
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