Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
entdeckte.
»Theran!«, rief er dann fröhlich.
Von der anderen Seite der Schubkarre erklang eine heisere Stimme: »Oh, Scheiße. Theran .«
Als sie sich ruckartig aufrichtete, brauchte er einen Moment, bis er sie erkannte. Sie war der einzige Mensch in Dena Nehele mit roten Haaren, aber trotzdem brauchte er einen Moment, bis er sie erkannte.
Keine Königin. Trotz ihrer Kaste, sie war keine Königin.
»Ist etwa schon eine Stunde vergangen?«, fragte Cassidy.
»Und noch etwas mehr. Wir haben mit dem Mittagessen gewartet, weil wir dachten, du würdest bald zurückkommen.« Er schaffte es nicht, die Anspannung aus seinem Ton zu vertreiben, schaffte es nicht einmal, respektvoll zu klingen.
»Bitte entschuldige, Prinz Theran.« Ihre Stimme klang ebenfalls angespannt, als sie aufstand und diesen lächerlichen Hut verschwinden ließ. »Ich werde mich frisch machen und dann so schnell wie möglich zu euch stoßen. Bitte richte den Männern aus, dass sie nicht auf mich warten sollen. Sie sollten nicht gezwungen sein, kaltes Essen zu sich zu nehmen, nur weil ich die Zeit vergessen habe.«
»Wir leben, um zu dienen«, erwiderte Theran.
Sie zuckte zusammen und wich seinem Blick aus, als sie zum Haus zurückeilte.
Theran sah ihr einen Moment lang nach, dann wandte er sich an Gray: »Bist du in Ordnung?«
Da war wieder die seltsame Wachsamkeit in Grays Blick. »Es geht mir gut.«
Was hat sie mit dir gemacht? Er konnte die Frage nicht stellen, aber er wusste, dass irgendetwas nicht stimmte.
Als er sich umdrehte, um ins Haus zurückzukehren, sagte Gray: »Sie weiß, dass das Land Liebe braucht, Theran. Den Königinnen, die vorher hier gelebt haben, war das egal.«
Darin versteckte sich eine Botschaft, aber Gray hatte immer ein Gespür für das Land gehabt, war sich seiner stärker bewusst gewesen als die Menschen in seiner Umgebung.
Dieses Gespür war nach seiner Rettung noch feiner geworden.
Ich bin froh, dass du keine Angst vor ihr hast, Gray , dachte Theran, als er zum Haus zurückging, aber welcher Königin ist es wichtiger, im Dreck zu wühlen, als sich um die Menschen zu kümmern?
Das Treffen mit den Kriegerprinzen, die für den Dienst bei Hofe in Betracht gezogen werden wollten, dauerte fast den gesamten Nachmittag an. Drei gehörten zu ihr und waren geeignet, um in ihrem Ersten Kreis zu dienen. Die anderen wollten Status, Sicherheit oder irgendetwas anderes. Was auch immer es war, bei ihr würden sie es nicht finden.
Einige der Kriegerprinzen, die in dem Städtchen Grayhaven lebten, wären eine Bereicherung für einen der anderen zwölf Kreise des Hofes und sie hoffte, dass sie das Angebot annehmen würden, wenn der Haushofmeister es in ihrem Namen aussprach.
Wenn sie erst einmal einen Haushofmeister fand. Und einen Hauptmann der Wache.
Und mit jedem Mann, der nicht angenommen wurde, wuchs Therans Anspannung.
Gegen Ende des Nachmittags traf der erste und einzige Prinz ein. Ein Mann mittleren Alters, dessen Haut erschlafft war, als sei er einmal kräftig gewesen, hätte nun aber seit einiger Zeit nicht mehr anständig gegessen. Seine linke Hand war gebrochen und schlecht verheilt.
»Was willst du, Powell?«, fragte Archerr herausfordernd.
»Ich würde mich gerne um eine Stellung bei Hofe bewerben«, erwiderte Powell mit Blick auf Cassidy höflich. »Ich bin gut darin, Pflichten und Dienstpläne zu organisieren.«
»Außerdem bist du gut darin, Teile vom Zehnt der Königin abzuzweigen«, fauchte Archerr.
»Das wurde nie bewiesen«, fauchte Ranon zurück.
Warum verteidigte Ranon einen Mann, dem vorgeworfen
wurde, die Königin bestohlen zu haben? Wohl nur, wenn der Kriegerprinz etwas über Powell wusste oder vermutete, von dem der Rest der Männer nichts ahnte.
»Hast du die Königin, der du gedient hast, bestohlen?«, fragte Cassidy direkt.
»Ja«, erwiderte Powell.
Die Krieger und Kriegerprinzen, die noch im Raum waren, begannen zu tuscheln. Scharfe Töne erklangen von einigen Kriegerprinzen des Ersten Kreises, doch sie konnte nicht sagen, ob sie gegen Powell gerichtet waren oder ob sie sich gegenseitig anfauchten.
»Warum?«, fragte Cassidy weiter.
»Die Provinzkönigin, der ich gedient habe, liebte den Luxus«, erklärte Powell. »Das taten sie doch alle, oder nicht? Und dieser Luxus musste durch die Abgaben der Bezirksköniginnen finanziert werden. Es war hart, durch die Stadt zu laufen, in der die Königin lebte, und dort Kinder zu sehen, die Hunger litten oder Kleidung und Schuhe trugen,
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