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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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haben?«
    Ich war völlig verblüfft. »Nein! Ihr wißt doch, daß meine Wünsche in dieser Angelegenheit keine Rolle spielen.«
    »Und sie haben Euch nicht angewiesen, dem König zu sagen, ich sei in unserer Hochzeitsnacht impotent gewesen, wie auch in jeder folgenden Nacht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich dergleichen behaupten?«
    Er lächelte. »Damit man unsere Ehe für null und nichtig erklären kann«, schlug er vor. »Damit Ihr wieder eine unverheiratete Frau seid. Und damit das nächste Kind ein Fitzroy werden kann und man Henry vielleicht überreden könnte, ihn als Sohn und Thronerben anzuerkennen. Dann seid Ihr die Mutter des nächsten englischen Königs.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Das würden sie doch niemals von mir verlangen?« flüsterte ich.
    »Oh, ihr Boleyns!« sagte er sanft. »Was geschieht mit Euch, Mary, wenn sie unsere Ehe für nichtig erklären lassen und Euch zum König schieben? Es wäre ein Hohn auf die Einrichtung der Ehe, und aus Euch machte es ohne Frage eine Hure, eine hübsche kleine Hure.«
    Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Er blickte mich an, und ich sah, wie der Zorn aus seinem Gesicht schwand und einer Art müdem Mitleid wich. »Sagt, was Ihr sagen müßt«, riet er mir. »Was immer sie Euch befehlen. Wenn sie Euch drängen, dem König zu erzählen, ich hätte die ganze Nacht lang mit silbernen Duftkugeln jongliert und niemals zwischen Euren Schenkeln gelegen, dann tut das, beschwört es, wenn es sein muß – und es wird sein müssen. Ihr müßt Euch auf die Feindschaft von Königin Katherine gefaßt machen |175| und auf den Haß ganz Spaniens. Meinen Haß werde ich Euch ersparen. Armes, dummes kleines Mädchen. Wenn ein Junge in der Wiege gelegen hätte, hätten sie Euch wohl gleich nach dem ersten Kirchgang zum Meineid gezwungen, um mich loszuwerden und Henry weiter zu locken.«
    Wir blickten einander eine Weile ruhig an. »Dann sind wir beide wohl die einzigen Menschen auf der ganzen Welt, die nicht traurig sind, daß es ein Mädchen ist«, flüsterte ich. »Denn mehr als das, was ich jetzt habe, begehre ich nicht.«
    Er lächelte bitter. »Aber beim nächsten Mal?«
     
    Wie jeden Mittsommer zog der Hof durch das Land, über die staubigen Landstraßen nach Sussex und weiter nach Winchester und in den New Forest, so daß der König vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung jagen und sich dann jeden Abend an Wild gütlich tun konnte. Mein Mann begleitete den König, war stets an seiner Seite, Männer untereinander, ohne einen Gedanken an Eifersucht. Auch mein Bruder war dabei, ritt neben Francis Weston auf einem neuen schwarzen Jagdpferd, einem großen, starken Tier, das ihm der König geschenkt hatte, ein weiteres Zeichen seiner Zuneigung zu mir und den Meinen. Mein Vater nahm in Europa an den nicht enden wollenden Verhandlungen zwischen England, Frankreich und Spanien teil und versuchte, ein wenig den Ehrgeiz der drei jungen Monarchen zu zügeln, die miteinander um den Titel des größten Königs in ganz Europa wetteiferten. Meine Mutter zog mit dem Hofstaat, umringt von ihrem eigenen kleinen Gefolge. Mein Onkel war auch dabei, mit seinen Dienern in der Livree der Howards, und hielt stets ein wachsames Auge auf die ehrgeizigen Pläne und Intrigen der Seymours. Auch die Familie Percy war da, Charles Brandon und Königin Mary, die Londoner Goldschmiede und die Diplomaten aus dem Ausland: alle Großen Englands ließen ihre Ländereien, ihre Güter, ihre Schiffe, ihre Bergwerke, ihre Handelshäuser und ihre Stadtpalais im Stich, um mit dem König jagen zu gehen. Niemand wagte zurückzubleiben, denn vielleicht würden ja Gelder verteilt oder Ländereien vergeben, oder die unsteten |176| Augen des Königs könnten vielleicht auf die hübsche Tochter oder Gemahlin fallen, und man könnte sich dadurch eine bessere Position ergattern.
    Ich blieb, Gott sei Dank, in diesem Jahr davon verschont. Ich war froh, als ich langsam über die kleinen Straßen nach Kent ritt. Anne begrüßte mich in Hever mit einem Gesicht, das so finster war wie ein mittsommerlicher Gewitterhimmel. »Du mußt völlig verrückt sein«, sagte sie zum Willkommen. »Was treibt dich her?«
    »Ich möchte diesen Sommer mit meinem Kind verbringen. Ich muß mich ausruhen.«
    »Das würde man kaum vermuten.« Sie musterte mein Gesicht. »Du siehst blendend aus«, gab sie widerwillig zu.
    »Aber schau dir einmal die Kleine an.« Ich zog den weißen Spitzenschal von Catherines

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