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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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hatte. Ohne
eine weitere Sekunde zu verlieren, lief Lucie geduckt um den Wagen herum und
spurtete quer über den freien Platz zur Böschung. Die dicke Frau an der Kasse,
an der sie direkt vorbei lief, sah ihr mit offenem Mund hinterher. Lucie gab
ihr mit dem Zeigefinger auf dem Mund zu verstehen, sie nicht zu verraten. Schon
hatte sie die wild bewachsene Böschung erreicht und krabbelte auf allen Vieren
hinauf, sich dabei die Hände an zahlreichen Disteln stechend. Sie hatte bereits
die Hälfte hinter sich, als ihre Flucht entdeckt wurde. Sie warf nur einen
kurzen Blick zurück. Beide Männer rannten schreiend und heftig gestikulierend
auf die Böschung zu. Panische Angst verdoppelte Lucies Anstrengungen. Sie
wusste, dass die Männer nicht auf sie schießen konnten, solange sie ihre Hände
zum Erklimmen des kleinen Hügels brauchten. Lucie warf sich förmlich in den
dichten Wald und rannte im Zickzack durch die Bäume. Wenn sie nicht alles trog,
hatte der magere Fummler die fahle Gesichtshaut eines Kettenrauchers
aufgewiesen, was auf extreme Unsportlichkeit schließen ließ, während der zweite
tatsächlich etwas älter zu sein schien und zu heftiger Fettleibigkeit neigte. Keine
idealen Voraussetzungen für eine ausdauernde Hetzjagd unter heißer Sonne. Dabei
war sich Lucie bewusst, dass ihre weißen Jeansshorts wie eine Fahne zwischen
den Bäumen aufschienen und sie ein gutes Ziel abgab. Schon hörte sie sie hinter
sich in den Wald einbrechen. Sie schätzte, dass ihr Vorsprung ungefähr hundert
Meter betrug und dem Geräusch von knackenden Zweigen und raschelndem Unterholz
in ihrem Rücken nach zu urteilen, hatte sie nicht den Eindruck, dass die beiden
aufholten. Sie hastete weiter. Nach wenigen Minuten lichtete sich der Wald vor
ihr und öffnete sich so weit das Auge reichte in mit überreifen Sonnenblumen
gesprenkelte Felder. Sie blieb nur kurz am Waldrand stehen, um sich neu zu
orientieren. Ein Motorengeräusch rechts von ihr weckte ihre Aufmerksamkeit. In
ungefähr 150 Metern Entfernung tuckerte eine Traktor gemächlich über ein fast
abgeerntetes Feld. Den Traktor als Fluchtfahrzeug verwarf sie sofort als
definitiv zu langsam, außerdem wollte sie auch den Bauern nicht in Gefahr
bringen. Sie hatte eine andere Idee. Am linken Waldrand, in weniger als
fünfundsiebzig Metern Entfernung hatte sie eine mit einem Holzzaun eingezäunte
Koppel entdeckt, in der zwei Pferde friedlich vor sich hin grasten. Lucie
hastete darauf zu, drosselte jedoch kurz vor dem Zaun ihr Tempo und kletterte
langsam darüber, den beiden Stuten dabei beruhigende Worte murmelnd. Beide
hatten das Grasen unterbrochen und ihr die großen Köpfe interessiert zugewandt,
während die riesigen gelblichen Zähne weiter das bereits ausgerupfte Gras
zermalmten. Offensichtlich bekamen sie hier nicht viel Besuch und fristeten ein
eher langweiliges Dasein, jedenfalls schienen sie nicht an Flucht zu denken.
Mit geübtem Auge suchte sich Lucie für ihr Vorhaben das jüngere und kräftiger
wirkende Pferd aus. Sie pflückte eine Handvoll Löwenzahn vom unerreichbaren
Rand der Koppel, ging auf das Pferd zu und offerierte ihr auf ausgestreckter
Hand den Leckerbissen als Freundschaftspfand. Die Stute musterte sie kurz aus
ihren samtenen, melancholischen Augen und nahm dann vorsichtig das Geschenk an.
Lucie tätschelte ihr beruhigend das seidenweiche Maul. Die Stute schnaubte
freudig und drängte ihren Kopf an sie, ganz offenkundig Streicheleinheiten
gegenüber nicht abgeneigt. Im selben Moment erfasste Lucie im Augenwinkel eine
Bewegung am Waldrand, die beiden Entführer hatten soeben das offene Feld
erreicht. Noch schützte der mächtige Pferdeleib Lucie vor ihren Blicken. Kaum
fünfundsiebzig Meter trennten sie voneinander. Vorsichtig packte Lucie die
Mähne der Stute und schwang sich rasch auf das Pferd, das eher verblüfft als
erschrocken reagierte. Unruhig tänzelte es einige Schritte hin und her, während
Lucie dicht über den Hals geneigt auf ihm kauerte und sich so fest es ging in
die Mähne krallte. Sie war früher öfters ohne Sattel geritten, da ihr damaliger
Trainer ein Anhänger des Westernreitens war. Gerade, als sie der Stute ihre
Fersen in die Seite stieß, wurde sie von ihren beiden Verfolgern entdeckt. Ein
Schuss pfiff nur wenige Meter an ihr vorbei. Soviel zu der Hoffnung, dass sie
nicht auf sie schießen würden. Ob es nun Lucies Hackenstoß oder der Schuss war,
die Stute machte einen plötzlichen Satz und hielt voll auf den Zaun am

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