Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)
fuhr
er herum und stürzte hastig davon. Unmittelbar nach seiner Schwester hatte sich
der junge Pater ebenfalls mit einem "Gute Nacht" verabschiedet.
Unwahrscheinlich, dass er bereits derart im Tiefschlaf lag, dass er nicht auf
das Schreien seiner Schwester reagiert hätte.
Lukas`
Zimmer und Bett waren leer, Lucies Idee hatte auf das Beste funktioniert. Lukas
hatte den Moment der Verwirrung genutzt und sich unbemerkt vom Acker gemacht.
Beide
Bodyguards hatten verstanden und betrachteten Lucie amüsiert. Sie zuckte nur
mit den Schultern und schenkte ihnen ihr zauberhaftestes Lächeln. Dabei fiel
ihr zum ersten Mal auf, dass der Jüngere tiefgrüne Augen hatte. Eigentlich
gefiel ihr der gesamte Typ recht gut. Wie er vorhin so hereingestürzt kam,
bereit, ihr Leben mit dem seinem zu verteidigen, das hatte schon etwas ...
Grassas
Mann kehrte zurück, das Handy bereits am Ohr. Alle Farbe war aus seinem Gesicht
gewichen und dem bösen Blick, den er Lucie zuwarf, war keinerlei Verzückung mehr
anzumerken. Lucie mochte nicht in seiner Haut stecken, wenn er Grassa
informierte, dass das von ihm zu bewachende Wild aus dem Gehege entkommen war.
Lukas
hetzte so schnell er konnte zu Fuß durch Rom. Wenn er das Tempo beibehielt,
würde er in weniger als zwanzig Minuten da sein. Viel schneller konnte Jules
mit dem Auto auch nicht vorankommen, da er sich an die Straßen halten musste,
während Lukas einige Abkürzungen durch die Gassen und die Fußgängerzone nehmen
konnte. Allerdings hatte Jules bereits mehr als fünfzehn Minuten Vorsprung.
Lukas hatte Lucies Handy dabei und tippte während des Laufens Jules Nummer ein:
"Hallo
Jules, hier ist Lukas. Ich bin unterwegs zu dir."
"Beim
Barte des Propheten. Habe ich dir nicht gesagt, du sollst keine Dummheiten machen?",
schimpfte Jules.
"Tut
mir leid, aber ich habe es in der Wohnung nicht ausgehalten. Keine Angst, mir
ist niemand gefolgt. Ich bin durch den alten Keller zum Nebenhaus raus. Niemand
weiß über diesen Gang Bescheid. Wir haben ihn selbst erst beim Umbau vor ein
paar Jahren entdeckt. Wo sollen wir uns treffen? Soweit ich weiß, befindet sich
in der Nähe der Straße eine kleine Parkanlage. Warte bitte dort am Eingang auf
mich, ich bin in zwanzig Minuten da."
"O.k.
Wenn du schon unterwegs bist, aber beeil` dich", fügte sich Jules in das
Unvermeidliche.
"Was
glaubst du, was ich mache", keuchte Lukas, schaltete das Handy ab und
erhöhte sein Tempo. Als er knapp zwanzig Minuten später schwer atmend den
vereinbarten Treffpunkt erreichte, war weit und breit niemand zu sehen. Er
fragte sich gerade, ob es möglich sein konnte, dass er es tatsächlich vor Jules
geschafft hatte, als dieser wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte.
"Da
bist du ja endlich. Ich habe mich bereits ein wenig umgesehen.“ Wie sich
herausstellte, war er auf eine prächtige alte Eiche in der Nähe des
Parkeingangs geklettert und hatte die Villa und ihre Umgebung
ausgekundschaftet. Nun schlichen sich die beiden Männer näher heran und
verbargen sich just hinter dem gleichen Rhododendronbusch, hinter dem bereits
Rabea und Simone gekauert hatten.
"Ziemlich
viel los für diese Uhrzeit. Rabea hatte wohl Recht. Irgendetwas scheint hier im
Gange zu sein. Außer dem Lastwagen habe ich einen schicken, auf Hochglanz
polierten Bentley entdeckt. Wer auch immer die Villa gemietet hat, sie scheinen
noch nicht vollständig ausgeflogen zu sein. Insgesamt konnte ich sechs Männer
zählen, die alle mit dem Beladen des Lastwagens beschäftigt sind. Aber es
handelt sich hier um keine gewöhnlichen Möbelpacker, jeder einzelne von ihnen ist
bewaffnet. Patrouillierende Wachen habe ich keine entdecken können. Ich
vermute, sie fühlen sich wegen der rund um die Villa installierten Videokameras
sicher. Wegen dem ständigen Kommen und Gehen ist vermutlich die Alarmanlage für
den Augenblick ausgeschaltet. Wir gehen rein."
"Was
soll das heißen, wir gehen rein. Einfach so? Wie denn?", fragte Lukas und
musterte argwöhnisch die ungefähr zwei Meter zwanzig hohe Mauer gegenüber.
"Alleine
hätte ich ein Seil mit einem Haken über die Mauer geworfen, aber jetzt da du da
bist, wenden wir den ältesten Trick der Welt an."
"Und
der wäre?", erkundigte sich Lukas argwöhnisch.
"Räuberleiter."
"Oh."
Lukas schluckte. Bisher hatte er sich im blindwütigen Eifer eines zur Rettung
seiner Herzensdame herbeieilenden Ritters fortbewegt. Nun wurde es ernst. Er
war im Begriff, wie ein gewöhnlicher Krimineller in eine fremde
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