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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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in der Bedeutungslosigkeit versinkt,
entgegenwirken. Aber das eigentlich Furchtbare ist, dass unsere Kirche selbst
Schuld trägt an dieser Entwicklung, sie im Grunde sogar herbeigeführt hat. Denn
in den vergangenen Jahrhunderten musste die Kirche oft Allianzen eingehen, um
ihren eigenen Machtbereich zu sichern; dabei war sie bei der Wahl ihrer
Verbündeten nie zimperlich, solange es ihr nur genutzt hat. Diese Worte müssen für
Sie ungeheuerlich klingen, vor allen Dingen aus dem Mund des Oberen eines
Ordens, der stets als Speerspitze des Papstes galt. Sie müssen wissen: Bereits
vor langer Zeit hat Gott mich zu seinem Werkzeug auserkoren. Durch seine Fügung
gelangten Dokumente in meinen Besitz, die belegen, dass die Kirche dem eigentlichen
Vermächtnis von Jesus, unserem Herrn, bewusst entgegenwirkte. Gott hat seinen
Sohn für uns geopfert, um den Menschen die Seelen zu öffnen, doch wir haben dem Gläubigen die Verheißung der wahren Botschaft unseres Herrn
gestohlen! Aber erst nachdem ich als Pater General Zugang zu vielen verborgenen
Geheimnissen der Kirche erhielt, habe ich die Zusammenhänge begriffen. Hinter
all dem verbirgt sich ein geheimer Jahrtausendplan! Das wahre Vermächtnis
unseres Herrn, das, wofür er sein Blut und sein Leben gegeben hat, lautet: Handle
so, wie du selbst behandelt werden willst! Dieser kleine Satz birgt die Substanz
des Friedens in sich, dieser Perspektivenwechsel ist das Fundament aller Moral:
die Essenz der Nächstenliebe und der Toleranz. Wir haben uns jedoch angemaßt,
seine Botschaft der reinen Liebe in eine Pflicht des Handelns umzudeuten, Matthäus,
der Evangelist formulierte: „Alles, was Ihr Euch von den Menschen erwartet, das
tut Ihnen auch!“ Und das haben wir. Wir haben den Glauben als Waffe benutzt und
sind ausgezogen, ihn den anderen aufzuzwingen! Wir haben einen Kirchenstaat
gegründet und erbittert um Macht und Einfluss gekämpft. Abermillionen sind so
den Kreuzzügen und dem Irrwitz der Inquisition zum Opfer gefallen. Wie viele
Tote der letzten beiden Jahrtausende klagen uns an? Wie viele sinnlose Opfer beschmutzen
den christlichen Altar der Nächstenliebe? Was ist der heutige Vatikan anderes
als ein schwerfälliger Moloch, der in Bürokratie versumpft und aus gegenseitig
bekämpfenden Interessengruppen besteht? Es stimmt, der verstorbene polnische
Papst hat sich tapfer dagegen gestemmt, doch er wurde im Kampf gegen das
geistige Sodom und Gomorrha aufgerieben. Natürlich gab und gibt es stets hohe
Vertreter im Klerus, die sich der furchtbaren Fehlleistungen durchaus bewusst
waren und sind, aber wir alle sind zu sehr gefangen in unseren eigenen Jahrhunderte
währenden Dogmen und haben den Ball einfach immer weiter gespielt, die Kirche
kann nicht mehr zurück, weil sie ansonsten zwei Jahrtausende an Irrtümern
eingestehen müsste. Die Menschheit muss endlich begreifen, dass es kein
größeres Verbrechen gibt, als im Namen Gottes zu töten. Religion bedeutet
Gottesfurcht, wir sollten Gott dienen und nicht Gott spielen! Im Namen Jesu
müssen wir unsere gesamte Kraft und Stärke für den Frieden einsetzen und zwar
gemeinsam mit der evangelischen Kirche. Wir müssen über unseren Schatten
springen und eine Wiedervereinigung versuchen! Die Dokumente von denen ich
vorhin sprach sind der Schlüssel dazu, mit ihnen halten wir das Tor zu einer
friedlicheren Welt in Händen.“ Nachdem Bentivoglio die Bombe hatte platzen
lassen, lächelte er ihm sanft zu: „Entschuldigen Sie, mein junger Bruder im
Geiste, ich sehe, ich habe Sie schockiert. Ein Priester sollte nicht auf die
Kanzel steigen und einem Priester predigen. Warten Sie einen Moment.“ Er eilte
hinter seinen Schreibtisch, wobei er geschickt über die auf dem Boden
verstreuten Stapel seiner Bücher stieg, zog die oberste Schublade auf und hob
mit zitternden Händen eine einfache Holzschatulle heraus. Er nahm den dicken
Schlüsselbund an sich, der auf dem Schreibtisch gelegen hatte, wählte einen
kleinen Schlüssel darunter aus und öffnete damit umständlich das Schloss der
Schatulle, aber ohne den Deckel anzuheben. Mit seiner freien Hand griff er nach
seiner schlichten und abgenutzten Bibel, legte sie auf die Schatulle und kehrte
mit beidem zu von Stetten zurück. Das Kästchen stellte er auf den kleinen Tisch
zwischen ihnen ab und erklärte: „Das Geheimnis dieser Schatulle werde ich ihnen
sogleich enthüllen. Zuvor muss ich Ihnen schildern, wie diese tragischen und
furchtbaren Ereignisse einst ins Rollen kamen:

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