Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
Vom Netzwerk:
Wenn ihr beiden etwas Neues
erfahrt, ruft mich bitte sofort an. Ich werde ab Mitternacht zu Hause sein und
bitte kein Wort zu Evelyn. Guten Abend.“
    Von Stetten rief daraufhin die Privatnummer seines Freundes Karl
Benrath an und informierte ihn kurz über die Sachlage. Benrath versicherte ihm,
sofort alles Nötige zu veranlassen. Dann eilte von Stetten zurück zu seiner Frau.
    „Mist“, meinte Lucie und knabberte nervös auf einem ihrer
Fingernägel herum. „Jetzt sitzen wir wahrscheinlich stundenlang hier herum,
ohne zu wissen, was weiter mit Lukas passiert.“
    „Müssen wir nicht“, erwiderte Rabea. „Da uns der Commissario nicht
eingeladen hat, mit ihm aufs Präsidium zu kommen, laden wir uns eben selbst
ein. Mal sehen, wie nett er weiterhin unsere Gesellschaft findet. Ich werde
mich solange vor seine Türe setzen, bis er Lukas wieder freilässt. Komm, wir
rufen uns ein Taxi.“

Fassungslos betrachtete Lukas von Stetten seine geschwärzten
Fingerkuppen. Es war kurz nach ein Uhr nachts und er war erschöpft. Wenigstens
hatten sie ihm die Handschellen abgenommen. Er saß auf einem unbequemen Holzstuhl.
Ihm gegenüber stand ein weiterer Stuhl, auf dem bis vor kurzem noch Commissario
Grassa gesessen hatte, und ihm stereotyp immer dieselben Fragen gestellt hatte;
von Stetten hatte ihm ebenso geduldig die immer gleichen Antworten darauf
gegeben.
    Soeben hatte Grassa den nüchternen Verhörraum verlassen und zum
ersten Mal seit mehr als drei Stunden war Lukas allein. Er nutzte die
Gelegenheit, sich in dem Raum zum ersten Mal richtig umzusehen. Die Möblierung
war nicht nur spärlich, sondern schäbig, und beschränkte sich auf die beiden
Holzstühle und den Tisch, der aus irgendeinem trüben, grauen Kunststoff
gefertigt war. Die Oberfläche war zerkratzt und hier und da mit tiefen Dellen
überzogen, was Lukas Auskunft darüber gab, dass eine nicht unbeträchtliche
Anzahl Delinquenten bereits vor ihm ihr Mütchen daran gekühlt hatten. Er
blickte sich weiter um und entdeckte im grellen Neonlicht beunruhigende dunkle Flecken
ringsum an den kahlen Wänden. Inständig hoffte er, dass sie nicht das waren,
wofür er sie hielt. Aber vielleicht wurden sie ja absichtlich so belassen,
jedenfalls verfehlte der Anblick auch bei dem jungen Priester nicht seine
Wirkung
    Alles war derart schnell vor sich gegangen, seine Verhaftung, die
Fahrt ins Präsidium, das Verhör. Lukas fühlte sich nicht nur müde, sondern litt
zudem unter quälenden Halsschmerzen. Diese kamen nicht von ungefähr, Inspektor
d´Amico und seine lebensbedrohliche Fahrweise trugen daran Schuld. Lukas hatte
im Fond des Wagens, einem funkelnagelneuen schwarzen Lancia Thesis, sein Eis zu
Ende gegessen und den kleinen Schlüssel dann unbemerkt unter seine Zunge
geschoben. Der unangenehme metallische Geschmack produzierte viel Speichel und
er musste permanent schlucken. Den Schlüssel unter der Zunge zu verwahren war
natürlich keine dauerhafte Lösung und ihm war klar, dass er diesen anlässlich
des ihm bevorstehenden Verhörs über kurz oder lang in seinen Magen befördern
musste. Aber noch zögerte er. Auf dem alten Präsidium gab es vielleicht einen
der üblichen Wandbrunnen. Den Wunsch nach Wasser würde man ihm kaum verweigern
können.
    Leider machte ihm der rüpelhafte Fahrstil von Grassas Kollegen
D´Amico, den Rabea in Ermangelung der Kenntnis seiner Fahrkünste Schweinchen
Dick getauft hatte, einen Strich durch die Rechnung. Bereits beim ersten
waghalsigen Manöver des Schweinchens war Lukas das Malheur passiert: D´Amico legte
eine heftige Vollbremsung hin, Lukas verschluckte den Schlüssel, und die Zunge beinahe
mit. Diesmal war der folgende Hustenanfall echt. Der winzige Schlüssel steckte
in seiner Kehle fest, von Stetten keuchte und würgte, bekam keine Luft und lief
schließlich blau an. Commissario Grassa, der mit ihm hinten auf der Rückbank
saß, und ihn einige Zeit lang medizinisch interessiert bei seinem
Erstickungsanfall zugesehen hatte, hatte schließlich ein Einsehen und klopfte
ihm mit der flachen Hand so brutal auf den Rücken, dass Lukas mit dem Kopf
gegen die Kopfstütze des Beifahrers prallte. Immerhin, durch den Aufprall löste
sich der Schlüssel in seiner Kehle und ratschte schmerzhaft die Speiseröhre
hinunter. Mit tränenden Augen schnappte er mehrmals nach Luft, bis seine Haut
wieder einen normalen Farbton annahm.
    „Na, Pater, das ist aber ein tüchtiger Husten, den sie sich da
eingefangen haben. Wie kann man sich nur mitten

Weitere Kostenlose Bücher