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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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Abschied hatte ein wenig geschmerzt, aber letzten Endes war sie mit jeder Seemeile, die sie zwischen sich und Kalkutta brachte, froh, dem Tohuwabohu daheim entkommen zu sein.
    Auch Lan Meng, mit der sie sich ausführlich besprochen hatte, war für diese Reise gewesen. Harriet hatte bemerkt, dass ihre Freundin weder Jahans Aufmerksamkeiten noch die beginnende Freundschaft zu Charles mit Wohlwollen betrachtete. In Lan Mengs Augen waren vermutlich alle Männer mehr oder weniger Verbrecher.
    Jahan hatte tatsächlich wieder begonnen, sie zu umwerben. Er hatte sie regelmäßig besucht und ihr kleine Geschenke zukommen lassen, bis sie ihn höflich, wenn auch deutlich darauf hingewiesen hatte, dass sie sich weder als Nebenfrau noch als heimliche Geliebte eignete. Und dann hatte Jahan eines Tages mit vor Eifersucht glühenden Augen vor ihr gestanden und hatte ihr vorgehalten, Charles’ Avancen gegenüber weitaus empfänglicher zu sein. Da er hier einen gewissen, hochempfindlichen Nerv bei Harriet getroffen hatte, war sie etwas unwirsch geworden. Mit anderen Worten: Ihr Mundwerk war auf sehr undamenhafte Weise mit ihr durchgegangen. Jahan hatte bitterböse Worte für Charles gefunden und ihr Dinge gesagt, die sie nicht ruhig hatte hinnehmen können. Ein Wort hatte das andere gegeben, und schließlich hatte Jahan wutentbrannt den Raum verlassen, woraufhin Harriet eine von Mutters geschätzten englischen Vasen gepackt und an die sich hinter ihm schließenden Türen geworfen hatte. Nun ja, so viel zu den ehemals zärtlichen Gefühlen zwischen dem schönen Inder und ihr.
    Tags darauf waren sie und der Streit mit Jahan das Stadtgespräch gewesen. Das allein war schon ein guter Grund, Kalkutta für einige Zeit zu verlassen.
    Die Schar der Mitgiftjäger war ein weiterer. Bis sie dann wiederkam – sie rechnete mit mindestens zwei Jahren, denn knapp zehn Monate konnte je nach Wind und Wetter allein schon die Reise dauern –, wäre alles ganz anders. Vor allem wäre sie dann endlich in einem passenden Alter, um als alte Jungfer zu gelten. Das hatte unglaubliche Vorteile für jemanden, der nicht heiraten wollte! Ihr Vater war wohlhabend genug, um ihr ein ausreichendes Vermögen zu hinterlassen, das es ihr später erlaubte, völlig unabhängig zu leben. Besagte abenteuerlustige Großmutter war ebenfalls so freundlich gewesen, ihr eine nette Summe zu vererben, auf die Harriet an ihrem dreißigsten Geburtstag Zugriff bekommen sollte. Also nur noch fünf Jahre, dann war sie so gut wie unabhängig.
    Inwieweit Charles an ihrer Entscheidung, Kalkutta für längere Zeit zu verlassen, beteiligt war, darüber wollte sie lieber nicht zu lange nachdenken. Nicht einmal jetzt, nach einigen Monaten. Er hatte nach diesem Abschiedskuss – der noch dazu seine Idee gewesen war – kein einziges Mal von sich hören lassen, obwohl sie ihn darum gebeten hatte. Lediglich ein Schreiben an ihren Vater war eingetroffen, in dem er ihr respektvolle Empfehlungen sandte. Sonst nichts. Sie hatte ebenso stillschweigend abreisen wollen, es sich dann aber anders überlegt und einen Brief geschrieben, in dem sie versuchte, ihm die Gründe für ihre Abreise darzulegen, ohne zu viel zu verraten. Sie wusste nicht, ob ihr das gelungen war, für sie hatte beim Durchlesen alles etwas wirr geklungen, aber eines hatte sie bestimmt geschafft: jeden Verdacht ausgeräumt, Charles könne mit ihrer Abreise zu tun haben.
    Sie zuckte zusammen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Beth, ihr Zofe, hereinstürzte. Die Kleine vertrug die Seefahrt angeblich nicht so gut, weshalb sie die meiste Zeit an Deck verbrachte. Harriet wusste zwar, dass vielmehr ein Seemann – ein bärtiger, vierschrötiger Kerl, mit einem breiten Grinsen voller Zahnlücken – der Grund für Beths Hunger nach frischer Luft war, aber sie ließ das Mädchen gewähren. Sie hatte ein gewisses Verständnis für Verliebte.
    Nun jedoch wirkte Beth alles andere als verliebt, sondern blass und ängstlich erregt, und Harriet erkannte an dem Trampeln von gut einhundert Füßen an Deck, an den scharfen Befehlen des Captains und seiner Offiziere, dass etwas nicht stimmte.
    »Piraten«, jammerte Beth auch schon. »Sie haben Piraten entdeckt und bereiten sich zum Kampf vor!«
    »Piraten?« Harriet sprang auf. Das musste sie sich selbst ansehen. Sie waren vor zwei Tagen in einen Sturm geraten, der den Konvoi zersplittert hatte. Nun war die See wieder verhältnismäßig glatt und freundlich, aber es war ihnen noch

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