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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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die Augen schließend, daran herum.
    Schnurrte er? Ich hatte fast den Eindruck, konnte es aber nicht mit Sicherheit sagen. Schnurren Luchse? Wenn wir zurück waren, würde ich eine dieser Aufzuchtstationen besuchen, ihnen ein Loch in den Bauch fragen und dann einen ordentlichen Batzen Geld spenden. So eine phantastische Sache musste gefördert werden.
    Der Luchs hatte seine Mahlzeit fast beendet. James neben mir stöhnte leise, und ich schaute besorgt zu ihm hin, schließlich war seine Kopfwunde noch nicht annähernd verheilt. Doch er verlagerte nur ein wenig sein Gewicht ... als ein Schuss fiel.
    Er war nicht laut, aber es war eindeutig ein Schuss, wahrscheinlich mit Schalldämpfer abgefeuert. Unwillkürlich riss ich meinen Kopf herum, ich ahnte was passiert war. Der Luchs lag ausgestreckt auf der Seite. Blut sickerte aus einer Wunde auf seiner Stirn. Er war tot! Das schöne Tier war tot, ich konnte es nicht fassen.
    Jetzt sprangen Männer von allen Seiten hinzu, es waren die Jäger, denen wir vor ein paar Tagen unter so scheußlichen Umständen in der Hütte begegnet waren. Unter ihnen war auch der Mann, den James niedergestreckt hatte, einen Verband um den Kopf gewickelt. Er lebte also und nutzte das bereits wieder für neue Greueltaten.
    Ich war gelähmt vor Grauen, konnte zunächst nur schreckensstarr verfolgen, wie die Typen begannen, den Luchs zu häuten. Später dachte ich, dass da doch ziemliche Stümper am Werk waren, denn mir war unbegreiflich, warum sie ihm ein Loch in den Schädel schossen, wenn sie ihn doch offensichtlich als Trophäe verkaufen wollten.
    Ich brauchte eine Weile, bis mein Gehirn wieder einigermaßen funktionierte, und überlegte dann fieberhaft, was wir tun könnten. Sie hatten ihre Gewehre zwar niedergelegt, doch konnten sie natürlich jederzeit blitzschnell danach greifen. Ich hätte sie mit meiner Pistole bedrohen können, doch wo war ihr Anführer? Der bullige Kerl war nirgendwo zu sehen.
    Aber durften wir sie mit dieser Tat durchkommen lassen? Eine Anzeige würde nichts bringen. Bis wir wieder aus den Bergen heraus waren, wären sie längst auf und davon und hätten sich wie die Kaninchen in irgendwelchen Löchern verkrochen. Wir kannten weder ihre Namen, noch wussten wir sonst irgend etwas über sie.
    Einer Entscheidung wurde ich jedoch enthoben, denn James sprang aus dem Gebüsch hervor und warf sich mit blitzschnellen Bewegungen auf die Bande. Das war mehr als Mut, das war Leichtsinn! Doch er hatte Erfolg mit seiner Überraschungstaktik. Er wusste, was er sich zutrauen konnte. Völlig lautlos und so schnell, dass ich seine Bewegungen kaum verfolgen konnte, hatte er zwei der Männer erledigt, bevor sie so recht merkten, was da vor sich ging.
    Inzwischen hatte ich meine Waffe gezogen und kam ihm zu Hilfe, während er bereits den dritten in die Bewusstlosigkeit trat. Ich schlug dem letzten der Bande den Griff meines Revolvers an den Hinterkopf. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis alle vier bewusstlos am Boden lagen.
    Für lange Diskussionen hatten wir keine Zeit. Beide wussten wir, was zu tun war. James schleuderte die Gewehre über eine Klippe ins Tal, und ich entdeckte bei einem der Kerle lange Kabelbinder, mit denen sie wohl die Tiere oder Felle zusammenbinden wollten.
    Gerade hatte ich den letzten damit gebunden, als eine Stimme hinter mir höhnte: „Wie schnell man sich doch wieder über den Weg läuft!“
    Ich drehte mich um. Es war der große bullige Kerl, dessen Abwesenheit mir vorhin aufgefallen war. Mist, meine Pistole steckte unerreichbar wieder in meinem Beinhalfter. Bis ich sie zog, hätte er längst abgedrückt, denn er hielt sein Automatikgewehr im Anschlag.
    Ein paar große blaue Plastiksäcke neben sich auf dem Boden, stand er am Waldrand, ein hässliches Grinsen in seinem brutalen Gesicht.
„Ihr seid doch die beiden Hübschen, die meine
    Kumpel niedergeschlagen haben. Und wie ich sehe, habt Ihr euch um keinen Deut gebessert.“ Er sah kurz und wie gelangweilt zu seinen Kameraden hin, die immer noch tief und fest schlummerten.
    „Was mache ich denn jetzt mit euch?“ Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze die wohl amüsierte Verzweiflung ausdrücken sollte. „Mord ist so scheußlich ... aber leben lassen kann ich euch auch nicht. Das seht ihr ein, nicht wahr? – Ah, da kommt mir eine Idee. Wie wäre es, wenn ihr euch gegenseitig die Kehlen durchschneidet? Wem es gelingt, den anderen zu töten, lasse ich am Leben.“
    Wir rührten uns nicht. Eiseskälte

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