Die Seidenstickerin
aus gebranntem Ton passten ausgezeichnet dazu. Es gab sogar einen Wasserkrug aus Zinn, wahrscheinlich das schönste Stück, das die Gattin des Forstaufsehers besaß. Ein kostbarer Gegenstand, den ihr Isabelle zur Hochzeit geschenkt hatte.
Pierrot hatte damals eine Jagdtasche aus Fell mit Lederriemen bekommen, von der jeder Mann, der in den Wald ging, nur träumen konnte; es war überhaupt sehr ungewöhnlich, dass ein Herr seinem Jagdhüter erlaubte, Wild mit nach Hause zu nehmen. Auf manchen Gütern war es sogar üblich, dass ihn der Herr dann als Wilderer schlug oder auspeitschte, wenn er es sich erlauben sollte, ein paar Rebhühner oder anderes Kleinwild zu stibitzen. Und ein Wildhüter, der dazu nicht die Erlaubnis seines Herrn erhalten hatte und sich etwas zuschulden kommen ließ, wurde schnell angeschwärzt.
»Weißt du, mein lieber Pierrot!«, rief Bertille vergnügt. »Mit dem Geld, das uns Demoiselle Constance gegeben hat, können wir jetzt noch ein schönes Fest feiern, bevor sie Hochwürden Jean nach Amboise bringt, damit sie der Königin dient! Geh, und wasch dich, und zieh dir was Sauberes an!«, sagte sie und schob ihn zu dem Wassereimer und dem Waschnapf, die sie hinter dem großen Bett auf den Boden gestellt hatte, der einzigen Ecke in dem großen Raum, wo man nicht gesehen wurde.
»Und nimm dir heut Nachmittag frei. Was du heute nicht erledigen kannst, machst du einfach morgen.«
Pierrot musste sein verschwitztes dickes Leinenhemd ausziehen, über dem er eine Weste trug, die mit einem Ledergürtel locker um die Taille gebunden war; dann musste er sich mit dem dicken Seifenstück aus Tierfett waschen, das Bertille immer selbst herstellte und zum Schluss mit getrockneten Kräutern parfümierte.
Danach zog er ein frisches, feineres Hemd an, das allerdings auch noch aus ziemlich grobem Leinen war. Seine kurze Hose war am Bauch und an den Knien mit Lederbändern zusammengebunden, damit sie nicht rutschte. Auch damit war Bertille aber nicht zufrieden, also musste er die kurze auch noch gegen eine saubere lange Hose austauschen, die ihm Bertille zufrieden vor sich hin brummelnd reichte.
»Ist er nicht schön, mein Pierrot, so sauber und frisch gewaschen!«
Für den Kopf gab sie ihm einen spitzen Filzhut, auf den sie oben eine Fasanenfeder genäht hatte.
»Jetzt wird aber gefeiert!«, platzte Pierrot endlich heraus und gab seiner Frau einen dicken Kuss auf die Backe. »Was gibt’s denn Gutes zu essen?«
»Huhn mit Kohl und eine Blätterteigpastete.«
Bertille platzte fast vor Freude. Natürlich hatte sie auch ihr Festtagsgewand angelegt, und das blaue Leinenmieder, das sie darübergezogen hatte, verriet ein wenig von ihrem schönen runden Busen, von dem man aber nur ganz oben ein kleines Grübchen sah, das sie sorgfältig mit Jasminwasser betupft hatte. Der passende Faltenrock ging ihr bis zu den Knöcheln. Ihre Holzschuhe hatte sie gegen geflochtene Sandalen getauscht. Schließlich hatte sie auch noch ihre Haube aufgesetzt, deren gestärkter Schleier ihr bis auf die Schultern fiel.
Constance hatte sich nichts Besonderes angezogen. Isabelle hatte ihr nämlich beigebracht, dass in diesen einfachen Verhältnissen etwas Schlichtes angebracht war, und sie vor diesen fleißigen Leuten nicht damit prahlen sollte, dass sie ein reiches, vornehmes Mädchen war. Deshalb benahm sie sich immer bescheiden, auch wenn sie sich großzügig zeigte.
Was nun Alix betraf, so war sie sehr spärlich ausgestattet, weil Reisende, die zu Fuß unterwegs waren, egal ob Pilger oder Händler, bei ihrer Kleidung auf jeden überflüssigen Luxus verzichteten. Viele von ihnen verfügten natürlich auch nicht über die nötigen Mittel. Alix trug deshalb ein einfaches Kleid aus grauem Barchent und einen weiten Kapuzenumhang in einer Farbe, auf der man den Straßenstaub nicht so schnell sah.
Das Essen war ein großes Vergnügen – einmal ganz etwas anderes als die gewohnte Specksuppe mit Brot, das man in die Milch von Blanchette tauchte. Pierrot fasste seine Frau um die Taille, Constance träumte von ihrem Märchenprinzen, und Alix schmiedete die verrücktesten Pläne.
»Musst du diesen Jacquou denn unbedingt lieben?«, fragte Bertille plötzlich kopfschüttelnd und schob Pierrots Hand weg, damit sie mehr Bewegungsfreiheit hatte; dann schenkte sie allen das Glas bis an den Rand voll mit dem starken Wein, den sie nur zu besonderen Anlässen servierte.
»Ich weiß gar nicht, wie du das aushältst, immer unterwegs auf
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