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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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werden. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich glaube, das läßt sich arrangieren.«
    »Sie wollen mir also helfen?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Mike. »Aber ebensowenig kann ich Ihnen versprechen, daß die Folgen für Sie leicht zu ertragen sein werden. Die Klatschtanten werden sich das Maul zerreißen über das, was Sie getan haben, und –«
    »Das ist mir egal«, sagte Adrienne Haven. »Mir ist längst egal, was die Leute reden.«
    »Dann werden wir also den Weg einschlagen, der immer am besten ist«, sagte Mike. »Den geraden Weg.«
    Adrienne blickte bekümmert drein.
    »Sagen Sie mir, daß alles wieder gut werden wird. Das ist die erste Pflicht eines Anwalts, oder nicht? Und bitte – nennen Sie mich Adrienne.«
    »Gern.« Mike lächelte. »Also, Adrienne – alles wird wieder gut werden.«
    Die erste Andeutung, daß keineswegs alles wieder gut werden würde, kam von Polizeichef Marceau.
    Sie saßen in Bills Büro, auf Mikes Bitte wurden keine Anrufe weitergeleitet, die dringliche Polizeiarbeit des ganzen Tages war aufgeschoben, während Mike seinem Freund die erstaunliche Wahrheit über den Fall Haven erzählte. Bill rutschte während der Erzählung nur zweimal unruhig auf dem Stuhl hin und her und sagte nichts bis zum Schluß. Aber dann sagte er etwas Überraschendes.
    »Das haut nicht hin, Mike.«
    »Es haut nicht hin? Bill, hast du nicht zugehört? Es geht nicht mehr darum, wer Walter Haven ermordet hat. Es gibt keinen Mörder!«
    »Behauptet Adrienne Haven.«
    »Ja.«
    »Und du glaubst ihr?«
    Die Frage schien fast gegenstandslos zu sein. »Natürlich glaube ich ihr«, sagte Mike mit Nachdruck. »Ich bin sicher, das ist die Wahrheit. Bill, diese Geschichte kostet sie eine halbe Million Dollar – und schlimmstenfalls auch noch eine Anklage wegen versuchten Versicherungsbetruges. Das wäre eine verdammt teure Lüge!«
    »Es wäre nicht das erstemal, daß jemand eine teure Lüge auftischt.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    Bill seufzte. »Mike, du hast das nicht bis zu Ende durchdacht. Das sieht dir nicht ähnlich.«
    Mike stieß ein Knurren aus. »Solche Feststellungen mag ich besonders. Beleidigung und Kompliment zugleich.«
    »Begreifst du denn nicht, was sie erreichen will? Sie will Tony Jerricks Kopf retten!«
    »Na klar will sie das! Weil sie weiß, daß Jerrick unschuldig ist.«
    »Du glaubst, das ist der Grund? Probier mal eine andere Theorie aus. Spaßeshalber.«
    »Du glaubst noch immer, daß sie etwas miteinander haben?«
    »Menschenskind, mir scheint, du bist der einzige hier in der Stadt, der das nicht glaubt. Gott erhalte dir deine Unschuld, Mike, aber nur, solange sie nicht dem gesunden Menschenverstand im Weg steht.«
    »Bill, ich merke es genau, wenn jemand lügt.«
    »Ha, ha«, machte der Polizeichef. »Der unfehlbare Mr. Karr.«
    »Na schön.« Mike runzelte die Stirn. »Ich bin auch schon reingefallen, vor gar nicht langer Zeit, aber diese Geschichte glaube ich.«
    »Warum? Hast du Beweise? Kann Mrs. Haven beweisen, was sie sagt? Mit mehr als ihrem Ehrenwort?«
    »Nein, aber –«
    »Wo ist der Revolver, Mike? Ein Selbstmörder hat meistens eine Waffe –«
    »Ich habe dir doch gesagt, sie hat das Ding weggeworfen.«
    »Ach ja. In eine Schlucht. Aber sie kann uns nicht sagen, wo. Sehr praktisch. Und selbst wenn wir die Waffe finden, was dann? Auch Mörder pflegen ihre Waffen wegzuwerfen, oder? Ob wir den Revolver nun finden oder nicht, es steht eins zu null für sie, stimmt’s? Und dieser Abschiedsbrief –«
    »Sie hat ihn verbrannt. Sie mußte ihn verbrennen.«
    »Klar. Und die Asche ist längst aus dem Kamin entfernt worden und in die Mülltonne gewandert, versteht sich. Keine Aussicht, auch nur ein klitzekleines Fetzchen zurückzuergattern. Und jetzt«, sagte Bill grimmig und beugte sich vor, »werde ich dir noch einen Punkt nennen. Wenn jemand sich umbringt, dann hat er normalerweise einen Grund. Krankheit. Unglückliches Liebesleben. Geschäftliche Rückschläge. Seelische Bedrängnis. Irgend etwas. Und wo findest du auch nur eine Spur davon im Fall Walter Haven, Mike?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Kann Mrs. Haven es uns sagen?«
    »Ich glaube nicht, daß sie es weiß.« Mike spürte, wie seine Zuversicht schwand. »Bill, es kann doch ein Zusammentreffen verschiedener Gründe gewesen sein, oder? Diese Ehe war auch nicht gerade die glücklichste –«
    »Komm, komm, Mike, es gibt schlimmere Ehen als die hier. Und die Männer haben sich trotzdem nicht das Leben

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