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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und tu ihn in ein Leinen Sack. Wring das Waßer herauß und laß den Sack im Schatten trocknen. Ist er gantz trocken, schneyd ihn in Stücke und heb die guth auff. Legst du eins darvon auf eine Wunde, so hört das Bluth gleich auff zu fließen.

Für die Fruchtbarkeyt
Gegen schwere Schwangerschafft hülfet es, hin und wieder ein Handt voll frischen Tauben Koth unterm Nabel zu verstreychen.
Zu Transmonthanien nehmen die Männer, die wohl ihren Weibern beyliegen, aber keine Kinder zeugen, ein Knochen auß dem Vorderfuße eins Marders, gut gesotten, daß kein Fleysch mehr daran ist, und tragen ihn nah beim Gemächt. Das hülfet!
Wenn du willst, daß dein Weyb dir ein Knaben gebäret, darfstu beim Beyschlaff nit furtzen.

Gegen die bößen Geschwür
Ein guthes Mittel gegen die wuchernden Geschwür ist dies: Man brauchet dafür Bluth von eim gantz gesunden Menschen. Dieß tu man in ein außgeblasens Hühner Ei, welches darauf gut verschlossen wirdt. Schieb’s einer Henne zum Brüthen unter. Wenn die Henne ihr Neßt verlässt, ist das Blut in dem Ei fest, und schieb’s zusammen mit Brot in den Backoffen. ISS das Brot, die Geschwür vergehn.

Andernach, September 1414
    Garas Aufregung wuchs, als es auf Andernach zuging. Ezzo, der schon einmal hier gewesen war, erzählte ihr, dass die kleine Stadt wohl mehr als tausend Jahre alt war und sich bis auf die Römerzeit zurückführen ließ. Es hatte sich inzwischen so ergeben, dass sie mit auf Ciarans Wagen fuhr und Ezzo nebenher ritt. Die drei lachten und erzählten, manchmal sangen sie auch ein Liedchen, um sich die Zeit zu vertreiben. Für Sara war es ein unbeschwertes Leben wie selten vorher, und manchmal konnte sie dabei sogar für ein Weilchen vergessen, wer sie war und warum sie überhaupt mit den Fahrenden zog. Vor Andernach wurde ihr der Zweck ihrer Reise allerdings wieder schmerzhaft bewusst, und sie versank ins Grübeln.
    Vor der Kornpforte im Norden der Stadt hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, und Pirlo ließ halten. Es war eine Hinrichtung, wie sich herausstellte. Ein Dieb sollte gerichtet werden, der rückfällig geworden war, man sah es daran, dass ihm schon die linke Hand fehlte. Ein paar von den Fahrenden liefen neugierig hinüber zur Richtstatt, während Sara auf dem Bock sitzen blieb. Von ihrem erhöhten Platz aus konnte sie sehen, wie sich die Schaulustigen drängten und um die besten Plätze rangelten. Der Verurteilte hatte die Schlinge schon um den Hals. Er war ein großgewachsener, bärtiger Kerl von vielleicht vierzig Jahren, zerlumpt und schmutzig. Ihr tat er leid.
    Finus, der neben Sara saß, stupste sie an. »Gleich hält er mit des Seilers Tochter Hochzeit«, grinste er.
    »Löffelt die Hanfsuppe aus«, fügte Schwärzel schmunzelnd hinzu, der auf seinem Maultier neben ihm angehalten hatte. Sara sah Finus und den Tierbändiger streng an. »Macht euch nicht lustig über den armen Kerl. Sterben ist kein Spaß. Sprecht lieber ein Gebet für ihn.«
    »Pah«, entgegnete Schwärzel. »Wie heißt es doch so schön? Der Galgen ist der Diebe Kanzel!«
    Treuherzigen Blickes bat der Mann darum, noch etwas sagen zu dürfen. Mit ungeschickten Worten bat er um Vergebung für seine Sünden, sagte seiner Familie und seinen Freunden Ade. Dann sang er noch zwei fromme Lieder: »Wann mein Stündlein vorhanden ist«, und »Was mein Gott will, das gescheh allzeit.« Die Leute hatten Tränen in den Augen. Es kam nicht oft vor, dass einer auf der Richtstatt so schön starb. Selbst Schwärzel putzte sich die Nase, und Sara war ganz und gar zum Heulen. Dann tat der Henker seine Arbeit, und der Dieb baumelte zuckend in der Luft.
    »Hoffentlich endet Jacko nicht auch einmal als Galgenschwengel«, meinte Finus bedrückt. Sara nickte. Alle wussten, dass der junge Zigeuner stahl wie ein Rabe.
    Als Sara wieder hochsah, schnitt der Henker dem toten Dieb gerade den Daumen ab. Bald würde er im Weinfass eines Andernacher Winzers hängen, das machte den Wein schmackhafter und süßer und brachte gutes Geld. Die Menge zerstreute sich langsam, und die Fahrenden zogen in die Stadt ein, diesmal ohne die Parade. Pirlo hielt einen großen Aufzug nach der schönen Hinrichtung nicht für angebracht.
    Kaum war das Lager fertig – die Truppe durfte es hinter der kurkölnischen Stadtburg aufschlagen –, lief Sara durch die Gassen, um nach dem Judenviertel zu suchen. Sie durchkämmte die Gegend um Marktplatz und Rathaus, und endlich traf sie auf einen älteren Mann mit dunklem

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