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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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wissen möchte. Allerdings muss es so aussehen, als
wäre der betreffende Herr achtlos mit dem eigenen Leben umgegangen; nichts darf darauf hindeuten, dass es ihm genommen wurde. Was die Gelehrten betrifft … Sie werden in Ruhe gelassen. Die Familie des Spions, der uns benachrichtigt hat, wird belohnt. Die Familie, nicht der Junge. Er dürfte bereits genug Verachtung erfahren, wenn die anderen ahnen, wer wirklich da gewesen ist.«
    »Wenn es sich tatsächlich um die von uns vermutete Person handelte«, sagte Vollird. »Wir können nicht sicher sein.«
    »Ich erlaube mir nicht den Luxus, von einer anderen Annahme auszugehen«, erwiderte tyl Loesp.
    »Und was ist mit dem Flüchtling?«, fragte Baerth.
    »Verschwunden, für den Moment.« Tyl Loesp blickte auf den telegrafierten Bericht, den er am Morgen vom Hauptmann der Lyge-Staffel erhalten hatte, der es fast gelungen wäre, Ferbin und seinen Diener – wenn sie es wirklich waren – am vergangenen Abend beim D’nengoalischen Turm gefangen zu nehmen oder zu töten. Einer von ihnen wäre wahrscheinlich verwundet, hieß es in dem Bericht. Tyl Loesp fand, dass es in diesem Zusammenhang zu viel Vielleicht und Möglicherweise gab. »Wie dem auch sei«, sagte er, sah die beiden Ritter an und lächelte. »Auch ich habe jetzt Dokumente, die Leute zur Oberfläche bringen können. Der Flüchtling und sein Helfer laufen weg; das ist nach Sterben das Zweitbeste, das sie tun können.« Er lächelte erneut. »Vollird, ich nehme an, Sie und Baerth würden gern noch einmal die Oberfläche und die ewigen Sterne sehen, nicht wahr?«
    Die beiden Ritter wechselten einen Blick.
    »Ich glaube, wir reiten lieber mit dem Heer gegen die Deldeyn«, sagte Vollird. Das Gros der Streitkräfte war bereits
am vergangenen Tag aufgebrochen und sammelte sich vor dem Turm für den Angriff auf die Neunte. Am kommenden Tag wollte tyl Loesp sich aufmachen, um zusammen mit dem Heer in die Tiefe vorzustoßen.
    Baerth nickte. »Ja, darin liegt Ehre.«
    »Vielleicht haben wir in Ihrem Auftrag genug getötet, tyl Loesp«, fügte Vollird hinzu. »Wir haben es satt, mit jedem zweiten Blick zu töten, den wir über die Schulter werfen. Vielleicht wird es Zeit für uns, den Sarl weniger versteckt zu dienen, auf dem Schlachtfeld, gegen einen Feind, den alle sehen.«
    Wer mir dient, der dient den Sarl, denn ich bin der Staat, hätte tyl Loesp gern erwidert, aber er sprach die Worte nicht aus, nicht einmal diesen beiden Rittern gegenüber. Stattdessen runzelte er die Stirn und schürzte kurz die Lippen. »Lassen Sie uns eine Übereinkunft treffen. Ich verzeihe Ihnen Ihre Begriffsstutzigkeit, Untreue und Selbstsucht. Und Sie verzeihen mir, meine Befehle wie eine Frage ausgedrückt zu haben, wodurch Sie den falschen Eindruck gewannen, eine Wahl zu haben. Was meinen Sie?«

Schärfentiefe

10
    Ein gewisser Mangel
    E in Jahr hatte sie als Mann verbracht. Das war anders gewesen. Alles war dabei anders gewesen. Sie hatte so viel gelernt: über sich selbst, die Leute, über andere Zivilisationen.
    Zeit: Schließlich dachte sie in Standardjahren. Zuerst war ein Standardjahr etwa anderthalb Kurzjahre für sie, oder ein knappes halbes Langjahr.
    Gravitation: Sie fühlte sich unerträglich schwer und gleichzeitig beunruhigend fragil. Eine Behandlung, zu der sie sich bereit erklärte, begann noch in der Achten damit, ihre Knochen zu verstärken und zu verkürzen. Aber an Bord des Schiffes, das sie von der Oberfläche ins All brachte, und während der ersten rund fünfzig Tage nach ihrer Ankunft überragte sie alle anderen und fühlte sich seltsam empfindlich. Die neue von ihr gewählte Kleidung war angeblich verstärkt, um sie
vor Knochenbrüchen zu schützen, wenn sie in der für sie ungewohnt hohen Gravitation stürzte. Sie hatte angenommen, dass es sich dabei um eine Lüge handelte, die ihr die Furcht nehmen sollte, und sich vor allem auf Vorsicht verlassen.
    Nur die menschlichen Längenmaße entsprachen in etwa den ihr vertrauten Begriffen. Schritte kamen Metern sehr nahe, und sie dachte bereits in Kilometern.
    Doch das war nur der Anfang.
    Während der ersten beiden Jahre nach ihrer Ankunft in der Kultur war sie einfach sie selbst gewesen, abgesehen von der Verbesserung ihrer Knochenstruktur und der verringerten Größe. Sie lernte die Kultur kennen, und die Kultur sie. Mit jedem Tag erfuhr sie mehr. Die Drohne Turminder Xuss begleitete sie von dem Tag an, als sie das Raumschiff namens Leicht Angebraten Auf Dem

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