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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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wollen und hält ihn weiter am Ellbogen fest, während sie ihn durch den Flur führt. Beide hören sie Bentley brüllen: »Jack, du bist ein Arschloch!«
    »Da könnte was dran sein«, sagt Letty.
    »Schon möglich.«
    »Schon möglich?« Letty muss lachen. Dann fragt sie: »Brandstiftung?«
    »Ich lege mich nicht fest, bevor die Proben ausgewertet sind, aber ...« Er überlegt kurz. »Könnte Pam das getan haben, Letty? Könnte sie so fertig gewesen sein, dass sie sich selbst angezündet hat und das Haus gleich mit?«
    »Pam hätte sich niemals umgebracht.«
    »Woher –«
    »Die Kinder«, sagt Letty. »Sie hätte niemals die Kinder im Stich gelassen.«
    »Sie war sehr betrunken.«
    Letty schüttelt den Kopf. »Er hat sie umgebracht.«
    »Letty ...«
    »Ich bleibe dabei«, sagt sie. »Aber jetzt solltest du besser verschwinden.«
    Er steigt in sein Auto und fährt los. Als Letty ins Büro zurückkommt, fragt Bentley: »Na, die Liebe noch frisch?«
    »Halt’s Maul, du dummer fauler Sack!«

46
    Dinesh Adjati sieht aus wie Bambi.
    Nicht wie der ältere Rehbock, der seinen Nebenbuhler in die Flucht schlägt, denkt Jack, sondern wie das Bambi-Reh, des Hasen kleiner Freund.
    Dinesh hat große braune Bambi-Augen mit langen Wimpern, ist sehr zart gebaut und hat braune Haut. Doch er hat auch einen Doktor in chemischer Verfahrenstechnik. Man könnte ihn also mit Fug und Recht Doktor Bambi nennen.
    Dinesh arbeitet in einem Institut, das sich Disaster Inc. nennt.
    Disaster Inc. ist zur Stelle, wenn etwas schrecklich schiefläuft.
    Wer wissen will, warum ein Zug verunglückt, eine Brücke eingekracht, ein Bus ins Wasser gestürzt oder ein Großfeuerausgebrochen ist, wendet sich an Disaster Inc., und sie finden die Ursache.
    Disaster Inc. verschickt jedes Jahr den Kalender »Katastrophe des Monats« an seine Kunden, aber Jack kennt keinen, der so krank ist, sich dieses Ding tatsächlich an die Wand zu hängen. Der Kalender zeigt erstklassige Hochglanzfotos von ausgewählten Katastrophen wie »Die Explosion der Hindenburg«, »Der Schulbrand von Chicago« oder auch mal einen künstlich fabrizierten »Ausbruch des Vesuv«.
    In den neunziger Jahren hat Disaster Inc. prächtig verdient, weil es jede Menge Katastrophen gab. Allein in Kalifornien die Brände von 1993 – Malibu, Laguna, Sherman Oaks –, und die braven Bürger dieser Städte wissen wollten, warum sich die Feuer so schnell ausbreiten und so viele Häuser zerstören konnten.
    Dann schlug die Mutter aller Katastrophen zu, das Erdbeben von Northridge, das am 17 . Januar 1994 innerhalb von dreißig Sekunden ein Drittel aller Reserven von California Fire and Life aufzehrte und die Betreiber von Disaster Inc. zu reichen Leuten machte.
    Dinesh hat bei der Gelegenheit einen kräftigen Bonus kassiert, denn er ist der Feuerspezialist von Disaster, und er hat viel Zeit darauf verwendet, die Ursache von Bränden zu ermitteln, die unmittelbar nach dem Erdbeben ausbrachen. Viele Leute hatten keine Erdbebenversicherung, aber eine Feuerversicherung, folglich gab es an jenem Tag eine Menge Brände.
    Jack kennt Fälle von Leuten, die ausbaldowert haben, wie man bei einem Erdbeben das ganze Haus ersetzt kriegt: Man stellt ein paar Liter Benzin auf den Gasboiler, und wenn die Erde zu wackeln anfängt – BUMS, kassieren sie für den Totalschaden.
    Die meisten Leute hatten das aber nicht ausbaldowert, also kippten sie nach dem Erdbeben Brandbeschleuniger über ihre Trümmer, und deshalb fährt Dinesh Adjati mit seinen achtundzwanzig Jahren schon einen Porsche, hat außerdem ein Haus in Laguna und eine Eigentumswohnung in Big Bear.
    Jack ist ein Fan von Dinesh.
    Und zwar deshalb, weil Dr. Bambi seine Arbeit richtig gut macht und einen wundervollen Zeugen abgibt. Er richtet seine Rehaugen auf die Geschworenen, erklärt ihnen die kompliziertesten chemischen Analysen mit Worten, die jedes Schulkind versteht, und sie hängen nur so an seinen Lippen.
    Jedenfalls fährt Jack direkt vom Haus der Vales nach Newport Beach, wo sich die Labors von Disaster befinden – mit Blick auf den Küstenstreifen.
    Als Vorzugskunde darf er einfach durchlaufen, direkt in Dineshs Labor, wo Dr. Bambi, ausgerüstet mit Feuerweste und Schutzhelm, gerade versucht, einen Lieferwagen mit dem Schweißbrenner zu traktieren.
    Dinesh schaltet den Schweißbrenner ab, klappt die Schutzbrille hoch und schüttelt Jack die Hand.
    »Verleumdungsklage gegen eine TV -Produktion«, sagt er. »Ich arbeite für den Kläger.«
    Jack

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