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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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etwas zu sagen, Leo?« Oh, größtes Arschloch aller Arschlöcher. »Irgendwelche weisen Worte aus deiner großen Erfahrung als Sesselfurzer?«
    Dillard, der etwa einsachtundsiebzig groß war, fünfzehn Zentimeter kleiner als Sheppard, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und drückte Sheppard seinen knochigen Zeigefinger in die Brust. »Lass uns einmal eines klarstellen: Ich leite diese Ermittlung, und du, mein Freund, bist …«
    Sheppard packte Dillards Finger, hielt ihn fest, drehte. »Ich weiß, dass du Publicity und gute PR für das FBI witterst, Leo. Doch das berechtigt dich nicht, dich einzumischen. Wenn du ein Problem damit hast, ruf Jernan an.« Dann ließ er Dillards Finger los und verpasste ihm einen kleinen Stoß, um den Abstand zu vergrößern.
    Dillard taumelte zurück, hielt sich den Finger, schnitt eine Grimasse und machte eine große Sache daraus. Er setzte sich abrupt auf seinen Stuhl, und als Sheppard und Goot gingen, rief er ihnen hinterher: »Du bist von dem Fall entbunden, Sheppard.«
    Sheppard machte sich weder die Mühe anzuhalten noch sich umzusehen. Er zeigte ihm den Mittelfinger und ging einfach weiter.
    Sie fuhren zu Nadine. Die hatte Yoga und würde erst später kommen, also hatten sie das Haus für sich. Sie bestellten Hähnchenflügel und eine Pizza und machten sich an die Arbeit, die Informationen durchzusehen, die Julia Lenier ihnen gegeben hatte.
    Das erste Interessante, was Sheppard entdeckte, war ein Zeitungsartikel aus dem Key West Courier vom 10. September 1968.
    Professorin begeht Selbstmord
    von Nivia Jones
    Key West Courier-Redakteurin
    MARATHON – Es regnete am Abend des 4. September, als Katherine Baylor Wheaton, 42, sich in einem dunklen Zimmer auf ihre Bettkante setzte und den Lauf eines Gewehrs in ihren Mund steckte. Vielleicht zögerte sie einige Sekunden, bevor sie den Finger auf den Abzug legte. Vielleicht dachte sie an ihren Ehemann, ihren Sohn, ihre Stieftochter, die sie am 1. Juli bei einem Autounfall auf Big Pine verloren hatte. Vielleicht ging ihr auch gar nichts durch den Kopf. Wir werden es nie wissen. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen.
    Doktor Wheatons Lebenslauf liest sich wie ein Who is who der akademischen Welt: volle Professorenstelle am MIT, letztes Jahr eine Nobelpreisnominierung gemeinsam mit ihrem Ehemann Dr. Dan Wheaton, zahlreiche Auszeichnungen, zudem war sie als Autorin und Sprecherin tätig. Aber es gab eine dunkle Seite in Katherine Wheatons Leben.
    »Sie war wegen Depressionen in Behandlung«, erklärt Dr. David Ring, Psychiater am Mount Sinai Hospital in Miami, der sie seit dem Tod ihrer 17-jährigen Stieftochter Eva bei einem Autounfall vor zwei Monaten behandelte. »Aber sie hat mir nie Anlass gegeben zu glauben, dass sie selbstmordgefährdet sei.«
    Die Polizei sieht, basierend auf dem Obduktionsbericht, den Tod als Selbstmord an. »Wir haben nichts gefunden, was einen anderen Schluss zulässt«, erklärte Lieutenant Thomas.
    Ihre Leiche wurde gegen neun Uhr abends von ihrem Sohn Patrick, 16, aufgefunden, der gerade von seinem Schwimmtraining beim YMCA zurückkam. Ein Gedenkgottesdienst fand am 7. September statt.
    David Ring, Mount Sinai Hospital. Sheppard zog sein Handy heraus und rief die Information an. Wenige Minuten später tigerte er in der Küche auf und ab, Goot sah ihm zu, während er mit einer Mitarbeiterin sprach, die ihn mit einer weiteren Mitarbeiterin verband, dann noch einer. Schließlich, nach dem fünften Weiterverbinden, erreichte er jemanden, der ihm mitteilte, dass Dr. Ring nach Hause gegangen sei. Sie nannte Sheppard die Nummer seines Anrufdienstes. Noch ein Anruf, noch eine gesichtslose Frau.
    Sheppard sagte seine Geschichte erneut auf. »Bitte richten Sie ihm aus, es geht um Patrick und Katherine Wheaton. Wheaton wird einer Reihe von Entführungen verdächtigt, und ich muss unbedingt heute Abend noch mit Dr. Ring sprechen.«
    »Es ist also ein Notfall?«
    »Allerdings.«
    »Er sollte Sie innerhalb einer halben Stunde zurückrufen.«
    Sheppard hinterließ seine Nummer, legte auf, kehrte zurück an den Tisch. Goot reichte ihm einen Artikel aus dem Miami Herold über Eva Wheatons Tod.
    In der Nacht, in der sie starb, waren sie und ein Freund, Billy Macon, zu Besuch auf einer Party auf Big Pine Key gewesen. Gegen zwei Uhr morgens saß sie am Steuer von Macons Mustang, als sie mit gut hundert in eine stillgelegte Tankstelle raste. Sie wurde aus dem Wagen geschleudert und starb an ihren Verletzungen. Das

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