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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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dann aber zu einer Antwort.
Alle im Haus konnten sich mittlerweile wahrscheinlich an zwei Fingern abzählen,
was passiert war, dass sie heute nicht mehr ihr Zimmer hatte verlassen wollen.
»Unwesentlich«, versuchte sie es und hörte beide Männer schnauben.
    »Denjenigen will ich erleben, der sich mit Patrick nur unwesentlich
streiten kann«, murmelte Miles, und Laura sah seinen Bruder beipflichtend
nicken.
    »So unwesentlich, dass Patrick danach ganz entgegen seiner Art allein
laufen geht«, fügte Miles noch hinzu, und Laura stöhnte.
    »Na gut«, meinte sie mit verdrehten Augen. »Wir haben uns ernsthaft
angeschrien, und ich fürchte, dass ich mich jetzt entschuldigen muss. Reicht
das?«
    Die Brüder sahen einander an, und Steve grinste. »Damit meint sie
vermutlich, dass sie geschrien hat«, erklärte er Miles, und dieser nickte
ernst. Und Laura hätte aus Frust am liebsten mit dem Fuß aufgestapft, als man
sie derart ignorierte. Miles und sein Bruder hatten zwar einen
Altersunterschied von fast zwanzig Jahren und waren
    streng genommen auch nur Halbbrüder, allerdings verhielten sie sich
zueinander wie ein Herz und eine Seele — und sie konnten alle im Haus damit in
den Wahnsinn treiben, ihren Vater inbegriffen, der sich für gewöhnlich nur
selten aus der Ruhe bringen ließ.
    »Nein, auch Patrick hat dabei die Zimmerlautstärke um einiges
überschritten«, setzte Laura nach und sah, wie beide sich wieder ihr zuwandten.
    Miles pfiff sogar anerkennend durch die Zähne. »Ein zweifelhaftes
Kompliment, würde ich sagen. Für gewöhnlich schafft das nur Vince.«
    Sein schulmeisterlicher Ton erweckte in Laura das unstillbare Verlangen,
ihm etwas an den Kopf zu werfen, doch das würde wahrscheinlich auch nicht
helfen. »Scher dich doch zum Donnerdrummel«, meinte sie daher nur und
machte auf dem Absatz kehrt, wobei sie die Frage nach der Übersetzung
schlichtweg ignorierte.
    Neben der Haustür gab es noch zwei weitere Ausgänge. Der eine war durch
die Küche in den Wintergarten und von dort aus in den hinteren Teil des Gartens
und der andere die Terrassentür in Patricks Arbeitszimmer, die über einen Weg
von der Seite des Hauses zur Rückseite führte. Laura hatte keine Ahnung, welche
dieser Möglichkeiten er genommen hatte, nahm aber an, dass er über sein
Arbeitszimmer das Haus verlassen hatte. Das war sein ganz privater Raum, und
hier war er auch meistens anzutreffen. Also beschloss sie, es sich dort in
einem der Sessel gemütlich zu machen und auf ihn zu warten.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis er wieder
auftauchte, also zog sie blind ein Buch aus den Regalen heraus und setzte sich
in einen der Ledersessel. Patrick schien eine ausgesprochene Vorliebe für
utopische
    Romane zu haben, sie bezweifelte stark, dass Vince diese ausgesprochen
große Sammlung an Romanen gehörte. Und sie grinste, als sie bemerkte, dass sie
Huxieys >Schöne neue Welt< erwischt hatte. Darüber hatte sie ihre
Abiturprüfung geschrieben, danach allerdings das Buch nie wieder angefasst.
    Und während sie las, hatte sie das Gefühl, eine Parallele zwischen ihrem
Leben und der Welt im Roman zu entdecken. Auf den ersten Blick schien alles
perfekt, erst wenn man einen Blick hinter die Kulissen wagte, erkannte man den
Wahnsinn darin. Ihre Welt hatte nicht erst zu bröckeln begonnen, als sie die
Leichen der DAbots entdeckt hatte. Alles hatte schon viel früher begonnen, und
das auch nicht mit der Vergewaltigung. Der äußere Schein ihrer Familie war ein
Idyll, ein Idyll, das innerlich daran zerbrochen war, dass sie nicht die
    Wege hatte beschreiten wollen, die ihr Vater ihr vorgegeben hatte. Mit fünfzehn,
als es in ihrem Leben langsam wichtig wurde, Entscheidungen bezüglich ihres
späteren Lebens zu treffen, war der bereits seit Einsetzen der Pubertät
schwelende Konflikt mit ihrem Vater endgültig aufgebrochen. Er hatte gewollt,
dass sie den Hof übernahm, auch ihre Mutter hatte gehofft, dass sie sich diesem
einseitigen Beschluss fügen würde. Doch sie hatte sich geweigert. Natürlich,
die Übernahme des Hofes wäre eine sichere Einnahmequelle für sie gewesen. Die
Wirtschaft warf mehr als genug ab, um sich ein angenehmes Leben zu finanzieren,
aber Laura hatte daran kein Interesse. Zwar hatte sie immer mitgeholfen, aber
sie hatte erkennen müssen, dass die Landarbeit nichts war, womit sie den Rest
ihres Lebens würde verbringen wollen. Ihr Onkel besaß eine Tischlerei, und die
vielen Male, die sie bei ihm und seiner

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