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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Mörder von Jan Spaen?
    Zweige knackten in den Bäumen oberhalb des Steilufers; Stimmen erklangen. »Da kommen noch mehr Schmuggler«, sagte Hirata. »Die schnappe ich mir.« Gewandt kletterte er die Felsen hinauf und verschwand im dunklen Wald.
    Kiyoshi versuchte sich zu befreien, doch Sano hielt die Handgelenke des Jungen fest und drückte ihm ein Knie in den Magen. »Wer hat dich geschickt, Kiyoshi? Für wen arbeitest du? Was weißt du über die Schmuggler?«
    Ein furchtsamer Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Jungen, und seine Brust hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. »Bitte, lasst mich los!«, flehte er. »Ich muss davor warnen, dass …«
    »Wen musst du warnen? Und wovor?«
    »Ich weiß gar nichts!«, rief Kiyoshi.
    Sano drückte dem Jungen das Knie fester in den Magen. »Wer hat Jan Spaen ermordet? Du?«
    »Nein, nein!«
    Heller Lichtschein huschte über Sano und Kiyoshi hinweg; dann war das Geräusch rennender Schritte zu hören. Sanos Körper spannte sich. Kiyoshi stöhnte.
    »Da sind sie!«, riefen Männerstimmen.
    Mit schnellen Schritten kam eine Gruppe Samurai einen schmalen Weg herunter, der aus dem Wald zum Felsufer führte. Die vier Männer an der Spitze hielten flackernde Fackeln in den Händen; auf ihren Helmen war das Wappen der Hafenpatrouille von Nagasaki zu sehen. Dann kamen zwei doshin , die mit jittes bewaffnet waren und von ihren zivilen Helfern begleitet wurden, die Knüppel, Speere und Stricke bei sich trugen. Als letzter erschien yoriki Ota. Rasch umringte die Horde Sano und Kiyoshi.
    »Ah, Kiyoshi. Und sôsakan Sano!« Ota starrte auf die beiden hinunter; sein Gesicht wirkte blutrot im Fackelschein. Er wandte sich an seine Männer. »Nehmt sie fest.«
    Benommen ließ Sano Kiyoshi los, stand auf und hob beschirmend einen Arm, als er die Waffen sah, die auf ihn gerichtet waren. Kiyoshi krümmte sich am Boden, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Sano mit scharfer Stimme und schlug die Hand eines doshin zur Seite, der nach ihm greifen wollte. »Weshalb nehmt Ihr mich fest, Ota? Was habt Ihr mir vorzuwerfen?«
    »Das Schmuggeln ausländischer Waren«, sagte Ota und befahl dem doshin : »Nimm den beiden die Waffen ab, und fessle ihnen die Hände.« Dann wandte er sich an die Beamten der Hafenpatrouille. »Durchsucht die Höhle.«
    Sano wehrte sich gegen den doshin und dessen Helfer, doch sie überwältigten ihn, nahmen ihm die Schwerter ab und fesselten ihm die Hände auf dem Rücken. »Ich bin kein Schmuggler!«, rief Sano, außer sich vor Wut. »Ich bin den Lichtern von Deshima bis hierher gefolgt und habe dabei die Höhle entdeckt! Kiyoshi habe ich hier draußen überwältigt. Ich habe nichts Ungesetzliches getan!«
    Der zweite doshin hatte inzwischen Kiyoshi gefesselt, der keinen Widerstand leistete. Mit hängendem Kopf stand er schluchzend zwischen zwei Helfern des doshin , die ihn an den Armen gepackt hielten.
    »Die wahren Verbrecher müssen geflüchtet sein, als sie mich kommen hörten«, sagte Sano. »Wenn wir uns beeilen, erwischen wir sie vielleicht noch. Jetzt lasst mich endlich los!«
    Aus dem Inneren der Höhle rief ein Beamter: »Wir haben es gefunden, Ota- san !«
    Der yoriki grinste Sano hämisch an. »Wie könnt Ihr so dreist sein und Eure Schuld leugnen, wo wir Euch hier gefasst haben, mitsamt Eurer Beute und Eurem Komplizen?« Er wies mit dem Zeigefinger auf den weinenden Kiyoshi; dann verzog er angewidert das Gesicht. »Und dann streiten diese beiden sich auch noch um ihre Anteile! Ihr seid eine Schande für jeden Samurai!«
    »Ich habe es doch schon erklärt!«, rief Sano, von greller Wut erfüllt. Zugleich stieg Furcht in ihm auf. Waren diese Männer die Schmuggler? Waren sie gekommen, um die Beute fortzuschaffen? Hatten sie dabei bemerkt, dass ihr Versteck entdeckt worden war und beschlossen, den Spieß einfach umzudrehen und sich zu schützen, indem sie Sano beschuldigten, einer der Schmuggler zu sein? »Bindet mich los!«, befahl Sano. »Auf der Stelle! Weshalb seid ihr überhaupt hier?«
    Ungeduldig erwiderte yoriki Ota: »Wir haben eine anonyme Nachricht erhalten, die besagt, dass diese Höhle von Schmugglern benützt wird. – Wo ist Euer Gehilfe, sôsakan? «
    Sano spürte einen scharfen Stich im Herzen. Hirata ! Hätte er ihn doch nach Edo zurückgeschickt! Hätte Hirata doch seine Befehle befolgt! Nun aber war es zu spät. Nun würden diese Männer auch Hirata ergreifen und einer Tat beschuldigen, die

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