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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Glück gehabt. Aber ich muss den Schaft durchschneiden und die Pfeilspitze durch die Wunde treiben, dass sie hinten an der Schulter austritt.« Er nahm ein Messer vom Tablett. »Ich fürchte, Herr, das tut jetzt weh.«
    »Dann bringen wir es so schnell wie möglich hinter uns«, erwiderte Sano und drehte das Gesicht zur Wand.
    Der Diener berührte den Pfeilschaft, und sofort jagte ein schrecklicher Schmerz durch Sanos rechte Körperhälfte. Er zuckte zusammen. »Bleibt still liegen, bitte«, sagte Alter Karpfen.
    Sano biss die Zähne zusammen und spannte die Muskeln an, als das Messer den Pfeilschaft in der Mitte durchschnitt. Unwillkürlich liefen Sano Tränen aus den geschlossenen Augen.
    »Sei vorsichtig!«, hörte er Hirata schimpfen.
    »Tut mir Leid, tut mir Leid«, erklang die Stimme von Alter Karpfen. »Ich bin so gut wie fertig. Also … dann wollen wir mal.«
    Greller Schmerz durchraste Sanos Körper, als die Pfeilspitze nach vorn gerammt wurde und Fleisch und Haut durchdrang. Sano zuckte heftig zusammen. Als Alter Karpfen den Pfeil aus der Schulter riss, stieß Sano einen durchdringenden Schrei aus, der abrupt endete. Dann schlug er zu Hiratas Erleichterung die Augen auf, während Alter Karpfen triumphierend den abgeschnittenen Pfeil mitsamt der Spitze in die Höhe hielt.
    »Das Schlimmste ist vorbei«, sagte der Diener und presste ein Tuch auf die Wunde, um den Blutstrom zu hemmen. »Jetzt werde ich dafür sorgen, dass Ihr Euch gleich besser fühlt. Trinkt das hier, bitte.«
    Hirata hob Sanos Kopf an, während Alter Karpfen ihm eine Schale an die Lippen hielt, in der sich eine dampfende Flüssigkeit befand. Als Sano trank, schmeckte er verschiedene Zutaten heraus: würzigen Ginseng, der die Nerven beruhigte, das Leben verlängerte und die Schwäche bekämpfte; bitteres Geißblatt, das sein Blut entgiftete; nach Moschus riechende Gelbwurz, die seinen Schmerz linderte und Entzündungen vorbeugte; das feine Aroma von Safran, der ihn vor dem Wundschock bewahrte.
    Dann lag Sano auf dem Rücken und ruhte, während Alter Karpfen ihm das Blut vom Körper wusch und die Wunde mit einem durchdringend riechenden Extrakt aus grünen Zwiebeln badete, einem Heilmittel gegen Fieber und Vereiterung. Sanos Kräfte kehrten langsam wieder, doch ein seltsames Gefühl der Melancholie dämpfte seine Freude. Er musste an jene Nacht im Palast von Edo denken, als Aoi seine Wunden gepflegt hatte, nachdem er von Soldaten verfolgt und verprügelt worden war. Aoi hatte die gleichen Heilmittel benutzt wie der alte Diener und hatte zum Schluss Zwiebelschalen genau so auf seiner Haut verteilt, wie Alter Karpfen es nun tat. In jener Nacht hatten Aoi und Sano sich das erste Mal geliebt.
    Um den Schmerz und die Sehnsucht zu verbannen, die ihn bei dem Gedanken an Aoi stets überkamen, wandte Sano sich an Hirata, wobei seine Stimme schärfer klang als beabsichtigt.
    »Du hast meinen Befehl gehört. Kann ich mich diesmal darauf verlassen, dass du gehorchst, wo du so beharrlich gegen meine anderen Befehle verstoßen hast?«
    Hirata erhob sich und ging zur Tür, damit Alter Karpfen mehr Bewegungsfreiheit hatte. » Sumimasen – verzeiht, aber Ihr braucht meine Hilfe«, sagte er. »Wäre ich heute Abend bei Euch gewesen, hättet Ihr das Geheimnis der Lichter vielleicht schon ergründet. Denn ich hätte Euch bewachen und beschützen können.«
    Alter Karpfen erkannte, dass die Männer unter sich sein wollten, und sagte zu Sano: »Drückt die Hand bitte auf die Zwiebelschalen, so wie ich es tue, junger Herr … ja, so ist gut. Ich bin gleich zurück.«
    »Sag dem Stallburschen, er soll mein Pferd vors Haus bringen«, sagte Sano. »Ich muss zum Palast des Statthalters.«
    Alter Karpfen spitzte die Lippen, wodurch er dem Fisch, mit dem er den Namen teilte, noch ähnlicher sah. »Ich rate Euch dringend davon ab, in Eurem Zustand zu reiten, Herr. Die Wunde blutet nicht mehr. Doch sobald Ihr Euch zu sehr bewegt, wird die Blutung wieder einsetzen.«
    »Dann lass eine Sänfte kommen.«
    »Aber … also gut, Herr.« Nach einer Verbeugung zog Alter Karpfen sich zurück.
    Sanft drückte Hirata die Handfläche auf die Zwiebelschalen, die der alte Diener auf Sanos Wunde gelegt hatte. Sano konnte die Wärme und die Besorgnis spüren, die aus der großen, kräftigen Hand seines Gefolgsmannes gleichsam in sein Inneres strömte. Mit Mühe widerstand er dem Verlangen, Hiratas stumme Bitte zu erfüllen und eine engere, kameradschaftlichere Bindung einzugehen als die

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