Die Stahlkönige
Pfeile ab und schlugen mit Äxten und Schwertern auf gesichtslose Köpfe ein.
Kairn befand sich unter den Jägern und schoss ebenso kalt und gefühllos auf die Fliehenden ein wie seine Kameraden. Sie kannten keine Gnade. Der Kampf war lange und hart gewesen, zu viele waren verletzt worden oder umgekommen. Es ging um Leben und Tod, und sie waren nicht so närrisch, diese Krieger zu verschonen, um ihnen später noch einmal gegenüberzustehen.
Kairn hörte lautes Platschen. Sie hatten den Wald verlassen und das steile Flussufer erreicht. Das Wasser war mit wild um sich schlagenden Gliedmaßen und auf- und abhüpfenden Köpfen gefüllt. Am Ufer saßen müde Reiter im Sattel und schickten Pfeil auf Pfeil in das verängstigte Menschenknäuel. Am anderen Ufer tauchten weitere Reiter auf, die Hael ausgeschickt hatte, und folgten dem Beispiel ihrer Kameraden. Kairn holte den Bogen hervor, zögerte aber.
»Heute sie, morgen wir, kleiner Bruder«, sagte Ansa, der neben ihm stand und schoss. Auch Kairn hob die Waffe und schoss den ersten Pfeil ab. Sie machten weiter, bis sich das Wasser dunkelrot färbte und sich bis auf die Aasfresser, die neugierig herbeischwammen, nichts mehr rührte.
Als Hael den beiden grimmigen Kriegern begegnete, erkannte er seine Söhne beinahe nicht. Sie wirkten zehn Jahre älter.
»Nun, Söhne, jetzt wisst ihr, wie eine richtige Schlacht aussieht.«
Ansa kletterte steifbeinig aus dem Sattel. »Vater, wenn die Besatzungstruppen so tapfer kämpfen, wie wird es dann sein, wenn wir Gasam und den Shasinn begegnen?«
»Dann beginnt der wahre Kampf«, erklärte Hael.
KAPITEL ACHTZEHN
I n dem Augenblick, als Larissa in das Lager ritt, wusste Gasam, dass ihre Mission kein Erfolg gewesen war. Er verließ den Schutz seines Sonnensegels und kletterte das Podest aus Stämmen hinab, das ihm seine Krieger errichtet hatten. Sie waren der Ansicht, ihr König sollte nicht auf der gleichen Ebene wie seine Untertanen leben. Deshalb stellten sie bei Reisen im Flachland eine Plattform auf, damit der König die Armee überblicken und alle den Gott in ihrer Mitte sehen konnten.
»Nur Mut, kleine Königin«, sagte er und umfasste ihre Taille. »Auch wenn es ganz schlimm aussieht, müssen wir den Leuten zeigen, wie glücklich wir sind.« Er sprach mit breitem Grinsen.
Sie lächelte strahlend. »Ich tue mein Möglichstes.« Seine riesigen Hände umschlagen sie, und er hob sie aus dem Sattel, als wäre sie ein kleines Kind.
Durch ein Spalier der Kriegerinnen gingen sie zum Podest und winkten den jubelnden Kriegern zu. Larissas Leibwächter stellten sich rings um die Plattform auf und stützten sich auf die Speere. Sie verzogen keine Miene und sprachen kein Wort. Sie hatte ihnen verboten, irgendetwas über die Geschehnisse während des Treffens mit Todesmond zu erzählen.
»Iss, erfrische dich und erhole dich von dem Ritt«, sagte Gasam. »Danach erzählst du mir, was passiert ist.« Sklaven brachten Speisen und Getränke, und die Königin legte sich kauend bäuchlings auf einen Diwan, während eine ihrer Zofen, eine erstklassige Masseurin, die Verspannungen der Muskeln bearbeitete. Besondere Aufmerksamkeit richtete die Frau auf die Schenkel, das Hinterteil und den unteren Bereich des Rückens, da diese Stellen bei einem langen Ritt am meisten belastet wurden.
»Geh jetzt«, sagte Larissa nach einer Weile. Die Masseurin breitete ein Laken über die Königin, denn die Sonne stand tief am Himmel und ein kühler Wind wehte vom Ozean herüber. Auch die übrigen Diener entfernten sich unter Verneigungen.
»Du hast nicht gesehen, was du sehen wolltest«, stellte Gasam fest.
»Doch, ich habe alles gesehen, und das nur zu gut«, erwiderte sie.
»Das verstehe ich nicht.« Er schenkte ihr Wein nach, besorgt über ihr seltsames Benehmens. Larissa neigte ebenso wenig zu Selbstzweifeln wie er selbst.
»Ich fange vorne an.« Sie erzählte von ihrer Reise zur Insel.
Als sie die Piratenschiffe erwähnte, runzelte er die Stirn. »Ich hätte dir die Reise nie gestattet, wenn ich geahnt hätte, in welche Gefahr du geraten würdest. Wie schrecklich, wenn meine Piraten dir ein Leid zugefügt hätten.«
»Ich war nie in Gefahr. Meine Wächter beschützten mich und die Piraten hätten mich erkannt. Außerdem kamen sie gar nicht nahe genug heran. Ich sah die Feuerrohre zum ersten Mal in Aktion.« Sie schilderte die kurze Schlacht. Er runzelte die Stirn noch stärker, als sie die Auswirkungen der riesigen Waffe beschrieb.
»Das
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