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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Adia.
    Er zeigte ihr die schon fast fertige Schnitzerei. »Isabelle. Ich sah ihre Gestalt in dem Knochen und habe versucht, sie zu befreien.«
    »Wie schön!«, sagte Adia bewundernd. Tano hatte den großen Kopf und verspielten Gesichtsausdruck des Papageis geradezu perfekt getroffen. Auch jede einzelne Feder schien an ihrem Platz zu liegen.
    Tano machte sich wieder an die Arbeit und vertiefte sorgfältig die Linien um einen Flügel. »Mein Sohn wird schon bald zur Initiation bereit sein. Und es gibt noch einige andere Jungen im Dorf, die ebenfalls so weit sein werden.«
    »Dann werde ich mit den Ältesten sprechen, um einen Zeitpunkt festzulegen.« Adia und die anderen Priester und Priesterinnen hatten die jungen Afrikaner unterrichtet. Obwohl bei einer Initiation nichts als selbstverständlich vorausgesetzt werden durfte, glaubte sie nicht, dass irgendeiner der Jugendlichen so gefährdet sein würde, wie Gregorio es gewesen war.
    Sie hatte schon für mehrere Mädchen eine Initiation geleitet, und die Ergebnisse waren sehr befriedigend gewesen. Wie die Jungen hatten auch die Mädchen gelernt, sich zwischen den Welten zu bewegen, und waren stärker und selbstbewusster aus der Initiation hervorgegangen. Tanos Tochter war auch in dieser Gruppe gewesen.
    Tano prüfte mit dem Daumen die Schärfe seines Schnitzmessers. »Glaubst du, dass unsere Reisenden je zurückkehren werden?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Adia mit dem schmerzhaften Gefühl der Beklemmung in der Brust, das sie immer erfasste, wenn sie an das Paar dachte, das sie ins Ungewisse geschickt hatte. »Doch ich halte es für unwahrscheinlich.«
    Tano nickte bekümmert, aber gar nicht überrascht. »Der Captain wird seine Entscheidung nicht bereuen, wenn er eine Veränderung bewirken kann. Die junge Hexe ist aus ähnlichem Holz wie er geschnitzt. Aber was ist mit dir, Adia? Was wirst du tun, falls sie nie wieder zurückkehren?«
    »Auf der Insel bleiben und mich nützlich machen.« Sie lächelte ein bisschen spöttisch. »Jedes Dorf braucht unverheiratete Tanten.«
    »Du musst nicht für immer allein bleiben«, sagte Tano ruhig. »Du bist eine schöne Frau in der Blüte deines Lebens. Santola braucht solche Frauen.«
    In seiner Stimme hörte sie das unausgesprochene Angebot. Tano würde sie in seinem Zuhause und Bett willkommen heißen, und er war ein kluger, netter Mann. Sie würde lügen, wenn sie behauptete, sein Interesse noch nicht bemerkt oder sich nicht gefragt zu haben, was für eine Art von Partner er sein würde. »Ich habe einen Ehemann. Ich würde ihn nicht betrügen.«
    »Ein Ehemann, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind ist.« Er blies ein Knochenteilchen von der Schnitzerei. »Ein Ehemann, den du höchstwahrscheinlich nie mehr wiedersehen wirst.«
    Adia berührte den kleinen Beutel unter ihrer Tunika, in dem sich der Wegfinderstein befand, der sie und Molly einst zu Daniel geführt hatte. »Aber er existiert irgendwo in der Zeit.«
    »Meine Frau existiert auch irgendwo in der Zeit. Wenn ich fünf Jahre zurückgehen könnte, würde sie noch leben.« Er starrte auf die Schnitzerei in seiner Hand. »Aber heute ist sie nicht mehr, und sie würde nicht wollen, dass ich für immer allein bleibe. Würde dein Mann das für dich wollen?«
    Adia dachte an ihren großzügigen, liebevollen Daniel. »Nein, ganz sicher nicht. Doch in Echtzeit sind wir noch nicht sehr lange getrennt. Nicht einmal so lange, wie wir durch den amerikanischen Krieg getrennt waren. In meinem Herzen ist er immer noch mein Mann, und meine größte Hoffnung ist, dass wir wieder vereint werden.«
    »Wie lange wirst du dich an diese Hoffnung klammern?« Tano blickte von der Schnitzerei auf, seine dunklen Augen noch eindringlicher als seine Worte.
    »Ich weiß es nicht.« In Amerika waren sie und Daniel zwei Jahre getrennt gewesen, doch sie hatte immerhin gewusst, dass er am Leben war. Ihre jetzige Situation dagegen war ganz anders. »Mindestens ein Jahr. Wahrscheinlich länger. Aber ... es könnte der Tag kommen, an dem ich nicht mehr hoffen kann.«
    »Sag es mir, wenn dieser Tag gekommen ist.«
    »Das werde ich, Tano.«
    Er lächelte und reichte ihr die fertige Schnitzerei. Bewundernd strich Adia mit dem Finger über den blank polierten Knochen. Im hinteren Teil der Papageienfigur befand sich eine Öse, damit sie an einer Kordel befestigt und um den Hals getragen werden konnte. »Du fertigst wunderschöne Sachen an.«
    Als sie Tano die Schnitzerei zurückgeben wollte, winkte er

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