Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
ist es nicht anders.«
Ihre Vereinigung wäre nicht so leicht gewesen, wenn Jean noch unberührt gewesen wäre - ihr schottischer Liebster war offenbar in jeder Beziehung ihr Geliebter gewesen. Das überraschte Nikolai nicht: Wenn Jean liebte, hielt sie nichts von sich zurück. Als er sich zur Seite rollte und sie an sich zog, sagte er: »Ich habe nicht daran gedacht, eine Empfängnis zu vermeiden.«
Jean verbarg ein Gähnen hinter ihrer Hand. »Ich habe die Fähigkeit, das bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren. Eine Wächterfrau mit Heilkräften wird nur selten schwanger, wenn sie es nicht will.«
Nikolai blinzelte erstaunt. »Wie praktisch!«
»Das war es zweifellos während des schottischen Aufstands, bei dem wir uns mit langen Märschen, Hinterhalten und miserablen Unterkünften konfrontiert sahen.« Ein langes Schweigen folgte. »Später wünschte ich, ich hätte ein Kind von Robbie empfangen. Als wir Prinz Charlie nach England folgten, war ich zu jung, um mir vorstellen zu können, dass Robbie wirklich sterben könnte. Ich dachte, wir würden später noch Zeit haben, eine Familie zu gründen.«
Nikolai küsste sie auf die Stirn, weil er keine Worte hatte, um sie über ihren Verlust hinwegzutrösten. »Du hast vorhin gesagt, es wäre an der Zeit, dass wir zusammenkämen. Und jetzt, da es so war, spüre ich, dass wir uns auf eine Art und Weise verändert haben, die ich nicht einmal beschreiben kann.«
»Das spüre ich auch«, erwiderte sie ruhig. »Und ich bin mir sicher, dass wir uns dadurch zu einer stärkeren Waffe für unsere Sache entwickelt haben.«
Nikolai dachte darüber nach und konnte ihr nur zustimmen. »Wir mussten wohl wirklich eine gewisse Ebene unserer magischen Entwicklung erreichen, bevor wir solcherart verbunden werden konnten, und daher war die Frustration sicher nötig.«
Jean grinste. »Das ist so ähnlich wie beim Kochen. Man muss erst die gedörrten Äpfel einweichen, bevor man den Kuchen backen kann. Wenn die Zutaten nicht bereit sind, wird auch das Ergebnis nicht gut sein.«
Aus irgendeinem Grund fand Nikolai es ungeheuer lustig, sie und sich selbst mit einem Apfelkuchen zu vergleichen. Jean ging es anscheinend ebenso, denn sie lachten zusammen, bis beide nach Atem rangen. Nachdem sie sich wieder gefasst hatten, sagte Jean:
»Adia hat mir von der magischen Kraft erzählt, die bei der Vereinigung männlicher und weiblicher Energien entsteht. Vergiss nicht, dass das der Grund war, warum ihre Ältesten ein Paar für diesen Auftrag suchten. Bis heute Nacht habe ich das nie wirklich verstanden. Aber sieh mal!«
Sie schwenkte eine Hand, und ein Band, das sich aus ihrem Haar gelöst hatte, flatterte vom Boden auf und legte sich auf ihre Hand. »Das ist der Beweis, dass die bisher unpassierbaren Pfade in meinem Kopf jetzt richtig funktionieren. Ich konnte vorher nie solide Gegenstände bewegen. Solch banale kleine Zaubertricks sind mir immer schwergefallen.« Sie drehte das Band in ihren Fingern. »Zwischen meinen Bemühungen, Wilberforce zu retten, und dem Liebesakt mit dir haben sich meine geistigen Blockaden aufgelöst.«
Nikolai berührte das Band erstaunt. »Es macht Sinn, dass die Vorfahren uns zu den Instrumenten entwickeln, die für unsere Aufgabe benötigt werden. Aber es ist ein entnervender Gedanke, dass sie uns vielleicht gerade zugesehen haben.«
»Wir werden die alten Schlitzohren kaum schockiert haben.« Jean drehte sich so, dass sie ihm den Rücken zukehrte, und kuschelte sich an ihn. »Und selbst wenn es so wäre, hoffe ich, dass wir sie noch viele, viele Male schockieren werden!«
»Ich bin mit dem Übertragen der Ausgaben in die Bücher fertig.« Adia strich mit tintenbefleckten Fingern ihr Haar zurück. »Hast du noch andere Aufgaben für mich?«
Louise schüttelte den Kopf. »Nein, du kannst jetzt deinen Spaziergang machen.« Sie zeigte auf den Boden. »Und nimm dieses hässliche Tier mit.«
»Er kommt und geht, wie er will.« Adia bückte sich und kraulte den großen, orange getigerten Kater hinter den Ohren. Er musste sich auf einem von Santolas Segelschiffen versteckt und so die Insel erreicht haben. Es gab genügend Katzen auf der Insel, die nützlich gegen Ungeziefer waren, aber keine der anderen hatte das großspurige Gehabe und die Arroganz dieses rötlich gelben Katers.
Nicht lange nachdem der Captain und Jean auf Zeitreise gegangen waren, hatte sich der Kater Adia angeschlossen. Er folgte ihr tagsüber wie ein Hund und schlief nachts auf
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