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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ein Talent für häusliche Magie, wie Stoffe zu reinigen oder Falten zu entfernen.« Ihr Blick glitt durch den Raum und verweilte auf dem breiten Bücherschrank, an dem Eisenstäbe die Bücher vor dem Herausfallen bei aufgewühlter See bewahrten.
    Fasziniert von all den Büchern, trat sie um die Kanone herum, mit der sich Nikolai die Kabine teilte. Ihr elegant frisiertes Haar leuchtete wie Feuer, als sie durch einen Sonnenstrahl hindurchging. Kein Wunder, dass ihr Haar gepudert gewesen war, als sie sich in Marseille begegnet waren. Niemand mit solch leuchtend rotem Haar könnte wirklich glaubhaft sittsam wirken.
    »Das ist eine beeindruckende Bibliothek.« Fast ehrfürchtig strich sie mit den Fingerspitzen über die Einbände. »Ich habe noch nie so viele Sprachen an einem Ort gesehen. Wie viele sprecht Ihr?«
    »Viele.« Er hatte gemerkt, dass er sehr sprachbegabt war, was sich als außerordentlich wertvolles Talent erwiesen hatte. »Möchtet Ihr ein Glas Wein?«
    Sie wandte sich von den Büchern ab. »Sehr gern. Was ist der Zweck dieser Zusammenkunft? Werdet Ihr mir nun mein Schicksal offenbaren?« Sie erschauderte ein wenig. »Ich hoffe, es ist ein anderes als das der Piraten, die Ihr heute verurteilt und gerichtet habt.«
    »Falls Ihr nicht gerade Menschen so gequält habt, dass sie Euch in Stücke reißen wollen, dürfte Euch das erspart bleiben.« Er füllte zwei Kelche mit rotem Bordeaux und reichte ihr einen. »Was Euer Schicksal angeht, habe ich mich noch nicht entschieden.«
    Sie drehte den Kelch in ihrer Hand und betrachtete den dunkelroten Wein. »Ich bin froh, dass Ihr auf Vergewaltigung verzichtet habt, aber damit bleiben noch Sklaverei, Ermordung oder Geiselnahme.«
    »Ihr werdet nicht versklavt«, entgegnete er scharf. »Doch vielleicht lasse ich Euch die Decks schrubben, damit Ihr Euch Euren Unterhalt verdient.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch, die dicht und von einem dunkleren Rot waren als ihr Haar. »Ist das etwa keine Sklaverei, wenn ich als Gefangene gehalten und zur Arbeit gezwungen werde?«
    Ihre Frage versetzte Nikolai in jähe Wut. Wie konnte sie es wagen, ihn zu beschuldigen, sie zu versklaven! Was für ein abscheulicher Gedanke!
    Aber ... was war der Unterschied? Nikolai tat einen tiefen Atemzug. »Ihr seid keine Sklavin, sondern eine Gefangene, die für ihre Vergehen bestraft wird.«
    »Meine Vergehen.« Sie trank einen kleinen Schluck von ihrem Wein. »Ich habe Euch ein bisschen mit diesem Schwert geschnitten, doch da war ich schon Eure Gefangene und habe darauf geachtet, Euch nicht wirklich zu verletzen. Erklärt mir also bitte, was meine Vergehen sind. Da ich nicht daran glaube, dass die Sünden der Väter sich auf die Kinder übertragen, kann ich nicht umhin, mir mehr wie eine Sklavin vorzukommen als wie ein zu Recht bestrafter Übeltäter.«
    »Unsere Vorfahren sind ein Teil von uns. Wir sind von ihrem Blut, und ihre Vergehen belasten uns«, erwiderte er barsch. »Und nun setzt Euch.«
    »Was für eine praktische Einstellung, die Euch zu tun erlaubt, was Ihr mit Logik nicht rechtfertigen könnt.« Sie ließ sich anmutig auf einem Stuhl an dem kleinen Tisch nieder, und ihre Augen glitzerten, als sie das Thema wechselte. »Erzählt mir von Santola, Captain. Die Rudersklaven schienen den Namen zu kennen, zumindest kam es mir so vor.«
    »Santola ist eine Insel nicht weit von hier. Meine Insel. Man sagte mir, sie sei zu einer Art Legende unter Sklaven geworden«, erwiderte er. »Sie ist ein Zufluchtsort, an dem Sklaven in Freiheit leben können und vor Sklavenhändlern sicher sind. Wir jagen, fischen und handeln, und alle, die der Sklaverei entronnen sind, sind dort willkommen.«
    Jean runzelte die Stirn. »Ich habe die Seekarten auf der Mercury studiert, kann mich aber nicht erinnern, eine Insel namens Santola im Mittelmeer gesehen zu haben. Hat sie vielleicht noch einen anderen Namen?«
    »Das bezweifle ich. Santola ist unsichtbar. Falls sie auf irgendeiner Seekarte erscheint, wäre sie dort nur als Fels oder Untiefe verzeichnet, die gemieden werden müssen.«
    Keinesfalls verwirrt von seiner kryptischen Bemerkung, sagte sie: »Ihr verbergt die Insel durch Magie?«
    »Unter anderem.«
    »Die Fähigkeit, Euren Unterschlupf zu verbergen, ist natürlich ausgesprochen nützlich für einen Piraten«, sagte sie nachdenklich.
    »Ich bin kein Pirat«, fauchte Nikolai, verärgert, dass sie es immer wieder schaffte, ihm unter die Haut zu gehen. »Ich überfalle andere Schiffe nicht, um sie zu

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