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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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auch schon sehr bedeutsam.«
    »Deiner Meinung nach treten meine Probleme also zutage, wenn ich mich bewusst meiner Magie bedienen will, die Gefahr jedoch nicht groß genug ist, um mich in Verzweiflung zu bringen?« Jean überlegte. »Das passt. Ich frage mich nur, wie ich dieses Wissen nutzen kann, um aufzuhören, mich selbst zu behindern.«
    »Du sagtest, dass Wächter mit ihrer Vorstellungskraft arbeiten. Kannst du dir klare, frei fließende Kanäle zwischen den Tiefen deiner Macht und deinem Bewusstsein vorstellen?«
    Jean verengte nachdenklich die Augen. »Ich könnte es immerhin versuchen. Danke, Adia.«
    »Es könnte dich in den Tod treiben, falls es dir gelingen sollte«, warnte Adia.
    »Das ist möglich«, sagte Jean und sah auf einmal gar nicht mehr so jung und zart aus. »Aber irgendwann ereilt der Tod uns alle. Gregorio und ich hätten schon letzte Woche auf See umkommen können, mit Dutzenden von anderen, von denen viele gerade erst befreite Sklaven waren, die kaum Zeit gehabt hatten, als freie Männer durchzuatmen. Zu ertrinken, wäre ein sinnloser Tod gewesen. Die Sklaverei zu bekämpfen, ist dagegen alles andere als sinnlos.« Sie zögerte einen Moment. »Als ich meine Männer von Culloden wegführte, mit Tausenden von englischen Soldaten in der Nähe, die Rebellen jagten, betete ich zu Gott, uns sicher heimzubringen. Ich handelte sogar mit Gott und bot ihm mein Leben im Austausch gegen das Leben meiner Männer an. Ich versprach, jedes Opfer zu bringen, das Er von mir verlangte.«
    Jeans tonlose Worte führten Adia die Verzweiflung vor Augen, die die junge Frau in diesen Momenten beherrscht haben musste. »Auch ich habe versucht, mit Gott zu handeln, aber es hat nie etwas genützt.«
    Jean schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Vielleicht hat es das bei mir getan. Meine Männer und ich schafften es, sicher nach Hause zu gelangen. Danach sah es jahrelang so aus, als würde nicht mehr von mir verlangt. Aus diesem Grund verbrachte ich die Hälfte meiner Zeit in London und ließ mich ziellos von einem Ball zum anderen treiben. Diese Jahre lehrten mich, dass ich meinem Leben einen Sinn geben muss. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass Gott durch dich mein Angebot annimmt, alles für eine höhere Sache aufs Spiel zu setzen.«
    Also hatte die junge Schottin ihren Entschluss gefasst, und das nicht leichtfertig. »Du bist eine mutige Frau, Jean Macrae«, sagte Adia leise.
    »Mutiger als du? Das glaube ich kaum.« Sie zögerte. »Bevor ich mich auf die Suche nach Gregorio mache, könntest du mir vielleicht helfen, auf mentalem Wege meinen Bruder und meine Freunde in Marseille zu erreichen? Ich würde sie gern wissen lassen, dass es mir gut geht, aber allein habe ich nicht genügend Macht, eine Verbindung zu ihnen herzustellen, da ich mich momentan nicht in Gefahr befinde.«
    Adia dachte voller Wehmut, wie gern sie ihre Familie in Afrika beruhigt hätte, dass sie am Leben und wohlauf war. »Natürlich, Jean. Was muss ich dazu tun?«
    »Lass mich deine Hände halten, damit ich mir etwas von deiner Macht ausleihen kann.«
    Adia ergriff Jeans Hände und entspannte sich. Sie spürte die schnelle, leichte Berührung von Jeans Geist, als die junge Frau eine energetische Verbindung zwischen ihnen herstellte. Eine lange Stille entstand, in deren Verlauf sie einen deutlichen Zug an ihrer Macht spüren konnte. Dann seufzte Jean erleichtert und gab ihre Hände wieder frei. »Danke, Adia. Ich konnte sie gut genug erreichen, um sie zu beruhigen und ihnen zu übermitteln, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.«
    »Trotzdem werden sie sich sorgen.«
    Jean lächelte. »Aber nicht so sehr.« Dann stand sie auf. »Und jetzt werde ich Captain Gregorio suchen. Wir müssen miteinander reden.«
    Als Jean gegangen war, schloss Adia die Augen. Danke, Großmutter, dass du mich zu zwei so starken Menschen geführt hast. Aber werden sie genügen, um unsere Ziele zu erreichen?
    Als Adias Leben im Laufe der Jahre leichter geworden war, hatte Großmutter immer seltener zu ihr gesprochen, obwohl Adia ihre Gegenwart noch immer spürte. Heute war Großmutters Antwort klar, jedoch ein wenig unsicher. Das kann ich nicht sagen, Kind. Aber ich weiß, dass es keine Besseren gibt.

20. Kapitel

 
    N

ikolai brummte der Kopf, als er das Haus verließ. Eigentlich müsste er zu den Docks hinuntergehen und nachsehen, wie weit die Männer mit den Reparaturen auf der Justice waren. Aber stattdessen schlug er nach einer Weile eine andere Richtung

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